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Kapitel 11

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Das Lagerfeuer leuchtete hell in der Nacht, während die drei Reisenden davor saßen, ihre kalten Glieder aufwärmten und einige ihrer Vorräte aßen. Akio war damit beschäftigt, ein paar Gedanken auf ein Stück Papier zu schreiben. Zwischendurch warf er immer mal dem Blutspäher ein Stück seines Brotes zu, worauf sich dieser stürzte wie eine Ratte auf ein Stück Speck. Angewidert verzog Akio das Gesicht, als er sah, mit welcher Gier der Alte die wenigen Speisen verschlang. Pollum flitzte über den Boden und schnappte nach Glühwürmchen und anderen Insekten, die vom Feuer angelockt wurden. Silva hielt in der einen Hand einen angebissenen Apfel, in der anderen einen kleinen, ovalen Gegenstand aus Gold an einer Kette, den sie gedankenverloren betrachtete.

»Was hast du da?«, fragte Akio.

Silva schreckte auf. »Geht dich nichts an!« Schnell hängte sie sich die Kette um den Hals und steckte den goldenen Anhänger unter ihr Hemd. Dann sah sie zu Akio hinüber, der schon wieder in sein Papier vertieft war. »Und du? Was schreibst du da eigentlich?« Ihre Miene verriet, dass sie noch nie in ihrem Leben die Notwendigkeit gesehen hatte, etwas aufzuschreiben.

»Ein Gedicht über Adelia«, antwortete Akio, ohne von seinem Blatt aufzusehen.

»Echt?« Silva fiel erst jetzt wieder auf, dass sie einen Apfel in der Hand hielt, und biss herzhaft hinein. »Was schreibt man da so?«

»Willst du’s hören?«

»Wenn’s nicht zu lang ist.«

Akio schüttelte schmunzelnd den Kopf. Da hatte offensichtlich jemand überhaupt keinen Sinn für Poesie. Er entschied sich, es ihr trotzdem vorzulesen: »Meine Schwester Adelia. Adelia ist geduldig und freundlich. Adelia regt sich nicht auf, sie prahlt nicht, sie macht sich nicht wichtig. Adelia verletzt nicht, sie denkt nie an sich, sie ist nie beleidigt, sie trägt nie jemandem etwas nach. Adelia freut sich nicht über Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. Adelia erträgt alles, Adelia glaubt alles, Adelia hofft alles, Adelia duldet alles.«

Akio sah von seinem Papier hoch und betrachtete die anderen am Feuer. Der Alte kaute an der Brotrinde, die Akio ihm vorhin zugeworfen hatte. Trotzdem hatte Akio das Gefühl, als hätte sein Gedicht etwas in ihm bewegt. Silva spuckte zwei Apfelkerne aus: »Schon fertig?«

»Ja.«

Sie nickte anerkennend. »Nicht schlecht.« Sie nickte weiter. »Nicht schlecht.« Sie kratzte mit ihrem Fingernagel Apfelreste aus den Schneidezähnen. »Du kannst statt Adelia auch Agnus einsetzen. Dann würde das hundert Prozent auch passen.«

Akio lächelte.

Der Alte brummte, ohne von seinem Essen aufzusehen: »Du kannst den Namen jedes Goldblüters einsetzen und es passt.«

»Halt die Klappe!«, fauchte Silva ihn an. »Mit dir spricht keiner.«

Akio schaute sich den Blutspäher näher an. So eine sinnvolle Aussage aus so einem durch und durch verräterischen und verdorbenen Menschen hätte er nicht erwartet. »Könnte sein«, stimmte er ihm zu. »Allerdings würde ich mich nicht trauen, meinen Namen einzusetzen. Ich glaube nicht alles und ich ertrage nicht alles.«

Der Späher antwortete darauf nicht.

»Wie heißt du eigentlich?«, fragte Akio.

Der Alte stopfte den letzten Rest der Brotkante in den Mund: »Ich heiße nicht.«

Akio runzelte die Stirn. »Du musst doch einen Namen haben.«

»Wir unter uns haben keine Namen.«

»Warum nicht?«

»Wer einen Namen hat, der hat auch eine Persönlichkeit. Einen Charakter. Ein Herz.«

»Und du willst sagen, du hast das alles nicht?«

»Nein. Wir sind Diener der Bluträuber und des Moloch. Wir heißen nicht. Wir dienen.«

Akio malte nachdenklich Muster auf sein Papier. »Aber als du ein Kind warst – da warst du doch noch kein Blutspäher. Oder doch?«

»Nein.«

»Wie wurdest du da genannt?«

Der Alte seufzte und starrte ins Feuer. »Das ist lange her.«

»Lass ihn in Ruhe«, murrte Silva, die dem Alten nichts von ihrem Essen abgegeben hatte. »Er hat recht: Er hat kein Herz, er ist ein Nichts. Er verdient nicht einmal unser Brot. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir ihn an einen Baum gefesselt, während wir hier sitzen.«

Akio blinzelte in die Glut des Feuers hinein. In der Mitte des Feuers leuchtete es rötlich. »Das glaube ich nicht.« Er hob ein Stöckchen vom Boden auf und warf es ins Feuer. Kleine Funken fingen an, darauf zu tanzen. »Jeder hat ein Herz. Jeder ist eine Persönlichkeit.« Er sah den Bettler von der Seite an. »Was hast du gespielt, als du ein Kind warst?«

Der Alte starrte wieder ins Feuer, als könnte er dort seine Kindheit finden. Nach langem Schweigen antwortete er: »Nachlaufen. Fangen. Und …« Wieder starrte er lange vor sich hin, bevor er weiterredete. »Und ich hatte einen kleinen Dracolepidus, der mir aufs Wort gehorchte.« Er drehte seinen Kopf leicht Akio zu und bekam fast so etwas wie ein vorsichtiges Lächeln. »So wie deiner dir gehorcht.«

Akio lächelte zurück. Ein wenig bekam er Mitleid mit diesem alten Mann. »Wie hieß dein Tier?«

Nach der Antwort musste der Alte nicht lange überlegen: »Nagori.«

»Was passierte mit ihm?«

»Unser Dorfpriester hat ihn mir abgenommen, als er merkte, wie gut er ihn zum Bestimmen des Blutgoldgehaltes gebrauchen konnte.«

»Hast du nicht versucht, ihn zurückzubekommen?«

»Doch.« Der Alte fuhr sich mit der Hand über die dünnen weißen Haare, die ihm strähnig ins Gesicht hingen. »Er hat mir ein Angebot gemacht. Er sagte, ich bekäme ihn zurück, wenn ich ihm fünfzig Liter Blut von Goldblütern besorgen würde.«

»Darauf hast du dich eingelassen?«

»Ich hätte mich auf alles eingelassen, um Nagori zurückzubekommen.« Wieder strich er sich mit einer Hand durch sein Gesicht. »Ich bekam einen anderen Goldleppid, mit dem ich den Blutgoldgehalt feststellen konnte. Das Erste, was ich feststellte, war, dass mein eigenes Blut ungewöhnlich golden war.« Er sah kurz zu Akio rüber. Akio bemerkte, dass die Augen des Alten leicht glasig geworden waren. »Ich war kein Goldblüter. Aber nicht weit davon entfernt. Ich wollte aber Nagori zurückhaben. Also hab ich mir zuerst sehr viel von meinem eigenen Blut abgenommen. Dann hab ich anderen Menschen hinterherspioniert. Ich habe Tricks entwickelt, wie ich ihnen heimlich Blut abnehmen und es testen konnte. Dabei bin ich hin und wieder auf Goldblüter gestoßen. Denen hab ich in der Nacht, wenn sie geschlafen haben, zuerst ein Serum gegeben, damit sie bewusstlos wurden und nicht merkten, wenn ich sie stach. Danach hab ich ihnen ihr Blut entnommen. So lange, bis ich fünfzig Liter beisammen hatte.«

»Was ist mit den Goldblütern geschehen?«

»Einige sind gestorben, weil ich ihnen zu viel Blut abgenommen habe. Andere blieben ihr Leben lang matt und schwach oder sind kurz darauf von Bluträubern mitgenommen worden.«

Akio schauderte, als er das hörte. »Hast du Nagori wenigstens zurückbekommen?«

Der Späher stützte den Kopf in seine Hände und seufzte. »Als ich dem Priester das verabredete Blut brachte, eröffnete er mir als Erstes, er hätte Nagori längst getötet. Dafür sei ich aber, weil ich nun schon so geübt darin sei, Goldblüter zu finden und anzuzapfen, ab sofort ein geeigneter Diener für eine Bande von Bluträubern, die für ihn arbeiteten.« Er seufzte wieder. »Seitdem stehe ich in ihrem Dienst. Mein Blut hat seine Goldheit schon längst verloren. Mein Blut ist heute nichts mehr wert. Gar nichts. Das ist gut so, denn nun muss ich nicht fürchten, selbst angezapft zu werden. Aber ich darf mich nicht an die Zeit erinnern, als ich noch halbwegs goldenes Blut hatte. Sonst überfällt mich eine Sehnsucht, die ich fast nicht bewältigen kann.« Er wischte sich mit beiden Händen über sein Gesicht und seine Augen. »So. Schluss jetzt. Schluss.«

»Wie ist dein Name?«, fragte Akio noch einmal.

Der Alte schaute Akio lange an. Diesmal lag weder Angst noch Gier in seinen Augen, sondern ein Funke von Hoffnung und Vertrauen. »Perfidus«, antwortete er dann.

Akio lächelte und nickte.

»Schluss jetzt!«, befahl Silva grob. »Wir sind hier nicht im Gefühlstheater! Wir müssen schlafen. Bevor die Sonne aufgeht, müssen wir weiterreiten. Vergiss nicht: Wir wollen Agnus und Adelia retten. Wer weiß, was sie jetzt gerade schon mit ihnen anstellen!« Sie zeigte auf Perfidus. »Und wehe, du haust ab, du dreckiger Verräter!« Sie schaute Akio an: »Sobald wir unsere Geschwister haben, stoßen wir den Alten von uns. Seine Lügenmärchen beeindrucken mich kein bisschen. Merkst du nicht, Akio, dass er nur dein Vertrauen erschleichen will? Du bist ein Goldblüter. In seinen Augen bist du Gold wert. Er wäre bereit, jede Herzlosigkeit zu vollbringen und dir jede Geschichte aufzutischen, nur um dich den Bluträubern oder auch direkt den Priestern des Moloch auszuliefern!«

Akio erschrak und schaute Perfidus an. Jetzt entdecke er wieder etwas wie Hinterlist und Gier in seinem Blick. Schnell schaute der Alte wieder ins Feuer. Akio konnte das kaum glauben. Hatte der Späher sich das wirklich ausgedacht, um Akios Vertrauen zu gewinnen? Das alles hatte sich doch so wahr angefühlt.

Akio war enttäuscht. Weil er selbst so goldenes Blut hatte, bemerkte er oft nicht, wann Menschen es nicht gut meinten. Ja, manches aus seinem Gedicht über Adelia traf auch auf ihn zu: Akio glaubte alles, Akio hoffte alles, Akio freute sich an der Wahrheit. Vielleicht war er hin und wieder einfach zu leichtgläubig. Manchmal wäre ein Herz mit mehr Misstrauen wirklich von Vorteil. Frustriert breitete er seinen Umhang aus, legte sich darauf und beschloss zu schlafen. Pollum, der bis dahin in der Nähe des Käfigs des anderen Leppids gesessen und immer mal wütende Drohungen in dessen Richtung gefaucht hatte, kam angelaufen und versteckte sich unter Akios wärmendem Hemd.

Als Akio mitten in der Nacht einmal kurz aufwachte, erkannte er trotz der Dunkelheit, dass Perfidus, der ganz in seiner Nähe lag, ebenfalls wach war und seine Blicke auf ihn richtete.

»Was hast du?«, fragte Akio leise. »Warum schaust du mich so an? Willst du mir mein Blut entnehmen?«

»Ich kann dein reines Herz sehen«, flüsterte Perfidus, »und dein goldenes Blut.«

»Und weiter?«

»Nichts weiter. Ich sehe es und es erinnert mich an damals. Und das tut weh.«

Akio wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Perfidus schob hinterher: »Du erinnerst mich an meinen Bruder.«

Akio wollte lächeln, aber er war sich noch nicht sicher, worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. »Wieso?«

»Er war auch ein Goldblüter. Als Kinder waren wir unzertrennlich.« Er schaute vor sich auf den Boden. »Es schmerzt, wenn ich daran denke.«

»Was ist mit ihm?«

Perfidus schloss die Augen und sagte lange nichts. Akio dachte schon, er wäre eingeschlafen. Aber dann flüsterte er leise mit geschlossenen Augen: »Ich hab dir erzählt, dass ich als Kind fünfzig Liter Blut aus Goldblütern sammeln musste. Den ersten Test mit dem neuen Goldleppid vollzog ich an mir selbst. Den zweiten …« Er redete nicht weiter. Er schniefte und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. »Ich hab das Blut meines Bruders ausgesaugt, während er geschlafen hat. Er war fortan nur noch schwach und krank. Er wusste nicht, dass ich es war, der ihm sein Blut gestohlen hat. Wenn er mich ansah, war sein Blick stets voller Liebe. Das hat mir das Herz gebrochen. Später war er der erste Goldblüter, den ich für die Bluträuber markiert hab. Ich war so unter Druck. Sie verlangten von mir einen Goldblüter. Mein Bruder war der Einzige, der mir auf die Schnelle einfiel. Ich glaube, diesmal hat er gemerkt, dass ich ihn markiert habe. Er hat mich trotzdem geliebt. Als er fortgeschleppt wurde, lag ein Gemisch aus Liebe und Verständnislosigkeit in seinen Augen.« Er zog die Nase hoch und wischte sich mit der Hand durchs Gesicht. »Ich hab meinen Bruder zweimal verkauft. Einmal, um meinen Leppid zurückzubekommen, und einmal, um meine neuen Herren nicht zu erzürnen. Das werde ich mir nie verzeihen. Ich bin ein Nichts.« Er wimmerte leise mit geschlossenen Augen vor sich hin.

Was für eine Geschichte aus dem Mund eines Blutspähers, von dem man sagte, es stecke nur Gift darin. Am liebsten würde Akio sie glauben.

»Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann«, flüsterte Akio.

»Das ist gut so. Trau mir lieber nicht. Goldblüter vertrauen viel zu schnell. Sie können nicht glauben, dass sie jemand anlügt. In Gomorra wird dir das nicht helfen. Dort sind alle böse und herzlos.«

Akio spürte, wie sich eine große Traurigkeit auf ihn legte. »Warum ist das so? Warum gibt es so wenig Menschen mit goldenem Blut?«

»Weil Menschen mit goldenem Blut gefährlicher leben. Sie sind verletzbarer. Gejagter. Werden öfter gestochen, ausgesaugt, benutzt. Wer will das schon?« Perfidus seufzte schwer. »Viele werden mit reinem Herzen und goldenem Blut geboren. Aber weil sie die Gefahr hassen, vergiften sie ihr Herz. Menschen mit unreinem Herzen und ungoldenem Blut leben in Abadonien sicherer.«

»Sicherer vielleicht. Aber auch glücklicher?«

»Ach«, seufzte der Alte. »Glück. Was ist das schon? Wenn man sich nur lang genug einredet, dass alles gut ist, und wenn man sich nur mit Menschen mit der gleichen Blutungoldheit abgibt und wenn man sich möglichst wenig an die Zeit erinnert, als das Blut noch golden war … dann bekommt man irgendwann das Gefühl, das hier müsste so etwas wie Glück sein.«

»Aber du«, Akio hob vorsichtig den Kopf, »du erinnerst dich doch! Du trägst doch noch die Sehnsucht in dir! Warum änderst du nicht dein Leben? Du könntest dein Leben als Blutspäher aufgeben!«

»Wie soll ich das?« Perfidus schüttelte den Kopf. »Sein Blut verungoldigen – das geht schnell. Indem man Hass, Neid, Misstrauen, Missgunst in sein Herz lässt. Aber sein ungoldenes Blut wieder vergolden? Das geht nicht.« Er drehte sich auf den Rücken und schaute in den wolkenverhangenen Himmel. »Und meine Sehnsucht – normalerweise schlummert die so tief in mir drin, dass ich nichts davon spüre. Ich liefere Goldblüter an die Bluträuber. Ich bekomme mein Geld, ich werde in Ruhe gelassen. Ich führe üblicherweise auch keine Gespräche mit Goldblütern. Und sie nicht mit mir. Die Sehnsucht nach dem Leben mit goldenem Blut – die hatte ich seit meiner Kindheit nicht mehr so stark vor Augen wie in dieser Nacht. Und das liegt hauptsächlich an dir.« Jetzt sah er Akio wieder an.

»Das tut mir leid. Das wollte ich nicht.«

»Das muss dir nicht leidtun. Diese Sehnsucht in mir fühlt sich gut und wahr an. An der möchte ich festhalten.« Akio sah, wie eine Träne über Perfidus’ Wange rann. »Du bist der Erste seit Ewigkeiten, der mich nach meinem Namen gefragt hat. Und es tut mir leid zu wissen, dass du mit deinem goldenen Blut in Gomorra nicht sehr weit kommen wirst. Die Stadt ist voller Blutspäher. Bluträuber. Bluthunde. Und anderer herzloser Kreaturen, die nicht danach fragen, wie sich ein Herz mit goldenem Blut anfühlt.« Perfidus wischte sich die Träne aus dem Gesicht. »Aber danke, dass du mich an meinen Namen erinnert hast. Diese Nacht werde ich so schnell nicht vergessen.«

Akio richtete sich etwas auf und stützte seinen Oberkörper auf den Unterarm. Etwas an dieser Erzählung passte nicht zusammen. »Es muss doch einen Ausweg geben. Du sehnst dich nach deinem goldenen Blut zurück. Du willst an dieser Sehnsucht festhalten. Aber was nützt eine Sehnsucht, die nicht gestillt wird? Es muss doch möglich sein, aus diesem Zustand erlöst zu werden!«

Perfidus lag wieder auf dem Rücken und starrte in den Himmel. Die Hände hatte er auf seinem Bauch gefaltet. »Die Vorfahren haben uns von einer Prophezeiung erzählt. Einer soll kommen, dessen Blut so golden ist, wie es niemals zuvor in Abadonien gesehen wurde. Der wird den Moloch ein für alle Mal besiegen und dann wird es niemals mehr nötig sein, Blut und Opfer für einen finsteren Drachen jagen zu müssen.«

»Und wer ist das, der kommen soll?«

»Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich hab noch nie einen gesehen, auf den das zutreffen würde. Ich weiß auch nicht, ob diese Prophezeiung überhaupt stimmt. Wahrscheinlich ist es einfach eine Erzählung, die die Hoffnung in uns wachhalten soll, dass irgendwann einmal alles besser wird. Aber es ist ein schöner Gedanke. Denn wenn einen die Sehnsucht überfällt, dann kann man sich einreden: Es könnte ja sein, dass einmal alles besser wird.« Perfidus lächelte.

»Ein schwacher Trost«, fand Akio. »Und dafür solche Märchen erfinden …«

Ein lauter Schrei ließ Akio und auch Perfidus erschrocken in die Höhe fahren. Pollum schlug im Inneren von Akios Hemd aufgeregt quiekend Purzelbäume. Silva war es, die ihre Glieder mit lautem Geschrei reckte und streckte, um sich und die anderen wach zu bekommen. »So! Genug geschlafen!«, entschied sie lautstark. »Aufstehen, Sachen packen! Wir wollen bei Sonnenaufgang in Gomorra sein!«

Gefangen in Abadonien

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