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Kapitel 12

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»Hanna, wir müssen zurück zum Spielplatz.« Alex fasste Hanna an beide Schultern und schaute sie ernst und eindringlich an.

Hanna machte große und glasige Augen. »Hanna Beine müde.«

»Hanna, wir müssen aber. Hörst du? Ich hab mein geheimes Geschichtenbuch beim Spielplatz vergessen. Sollen wir es da liegen lassen?«

»Nein. Nicht liegen lassen. Alex holen.«

»Ich will es ja holen. Aber ich kann dich ja nicht hier alleine lassen.«

»Alex holen. Hanna hier sitzen.« Und um zu zeigen, wie brav sie sitzen konnte, setzte sie sich an Ort und Stelle auf den Boden. Sie grinste fröhlich. »Hanna sitzen.«

Leichte Panik stieg schon wieder in ihm auf. »Nein, Hanna, das geht nicht. Das geht wirklich nicht. Ich kann dich hier nicht alleine lassen. Nachher haust du mir wieder ab!«

»Nein. Hanna nicht abhauen. Sitzen.«

»Ja, das hab ich ja eben auf dem Spielplatz gesehen. Es geht nicht, Hanna. Du kommst mit und wir gehen beide zum Spielplatz und holen das Buch. Danach erzähl ich dir auch eine Geschichte. Versprochen.«

Hanna strahlte: »Ja, Geschichte!«

»Geschichte auf dem Spielplatz.«

»Nein, nicht Spielplatz.«

»Doch Spielplatz!«

Hanna kippte zur Seite und rollte sich auf der Wiese ein, als wollte sie sich schlafen legen. »Hanna müde.«

Alex merkte, wie er so langsam nicht mehr weiter wusste. Er setzte sich neben Hanna auf den schmalen Weg und streichelte ihr über den Oberarm. »Bitte, Hanna.«

Hanna hatte die Augen geschlossen. »Bitte, Alex, nein.«

Letzter Versuch: »Ich pack dich auf den Rücken und nehm dich Huckepack.«

»Nein, nicht. Hanna liegen. Immer nur hier liegen.«

Toll. Immer nur hier liegen. Obwohl Hanna weder wütend noch streng oder beleidigt war, schien klar, dass damit ihr letztes Wort gesprochen war. Was jetzt? Sollte er das Buch einfach da liegen lassen? Immerhin war es nur ein Buch. Ein Notizbuch mit ollen, zerrissenen Schmierzetteln. Weniger wertvoll als Hanna. Ganz klar. Andererseits steckte in diesem Buch ein Stück von ihm selbst. Eine Welt, die er geschaffen hatte, über die er der Herr war. Eine Welt voller Personen, die mehr oder weniger lebten und die in ihren Geschichten ein gutes Ende bekommen sollten. So was konnte man nicht einfach wegschmeißen.

Vorsichtig schaute er Hanna an. Sie lag so lieb und süß und unschuldig auf dem Boden, als hätte sie sich unter ihre Bettdecke gekuschelt und wollte schlafen. Wenn er sich einfach ganz doll beeilte? Er hatte sie vorhin ja auch wiedergefunden. Und er würde jetzt nicht so lange brauchen wie vorhin, als er beim Schreiben die Welt um sich herum vergessen hatte.

»Versprichst du mir, Hanna, hier liegen zu bleiben, bis ich wiederkomme?«

»Ja«, sagte Hanna müde, ohne die Augen zu öffnen.

»Ganz, ganz ehrlich?«

»Ja.«

»Okay. Dann lauf ich jetzt ganz schnell zurück zum Spielplatz und hol das geheime Geschichtenbuch. Und wenn du danach immer noch hier sitzt oder liegst, dann erzähl ich dir eine Geschichte. Ja?«

Hanna lächelte vergnügt und kuschelte sich noch mehr in den Boden hinein, als wäre er eine weiche Matratze. »Ja. Geschichte.«

Vorsichtig stand Alex auf. »Okay. Dann geh ich jetzt.«

»Ja.«

»Und du bleibst hier liegen.«

»Ja.«

»Nicht weglaufen.«

»Nein. Hanna nicht weglaufen.«

Alex rannte los. Bevor er an den unteren Häusern um die Ecke bog, schaute er noch einmal nach hinten. Hanna lag wie verabredet auf ihrem Platz.

Gefangen in Abadonien

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