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2.3.3. Hypothese: Das Konzeptualisierungs-Defizit

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In der Regel blenden die umwelterzieherischen Konzepte die tiefer verankerten evolutionären und anthropologischen Wechselbeziehungen zwischen Kultur und Natur, zwischen sozialen und naturalen Lebenswelten, zwischen Geist und Leib, Psyche und Körper weitestgehend aus. Dadurch erreichen sie nicht die historisch-genetisch zu erarbeitenden Wurzeln und Beziehungen im Mensch-Natur-, Lebenswelt-Natur- und System-Natur-Verhältnis. Umwelterzieherische Konzepte mit dem Schwerpunkt Mensch-Natur (Naturerlebnisansätze, ästhetische Naturerziehung, biologisch orientierte Vorhaben, ethische Modelle) zeichnen sich i. d. R. durch eine spezifische Variante des historisch begründeten und wirksamen »naturalistischen Fehlschlusses« aus: Natur-Prozesse dienen häufig als Folie und Vorbild für menschliches Verhalten. Die menschliche Geschichte der Natur wird als einfache Fortsetzung der Naturgeschichte gesehen. Dabei wird unterschlagen, dass eine wünschenswerte soziale Evolution der praktischen Vernunft im Mensch-Natur-Verhältnis (Eder 1988) kulturelle Prozesse beinhaltet, die ihre eigenen Gesetze haben und nicht auf Naturmodelle reduzierbar sind. Theorie und Praxis der Umwelterziehung verpassen – u.a. bedingt durch die genannten Engführungen in den Einstellungen – die Möglichkeit, auf der Grundlage eines breiten bildungstheoretischen Fundaments Bausteine einer »praktischen Anthropologie« bereitzustellen mit dem Ziel, dass sich Kinder und Jugendliche in pädagogisch inszenierten Langzeitprozessen gezielte Erfahrungen, Erkenntnisse und Einsichten aneignen können, die sie dazu befähigen, mit den Brüchen, Widersprüchen und Gestaltungspotenzialen ökologischer Modernisierungen produktiv-kritisch auseinanderzusetzen.

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