Читать книгу Orte - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten - Хавас Харальд - Страница 23
Urin auf Schienen Wie der Flascherlzug in Stainz zu seinem Namen kam
ОглавлениеSeit 1892 dampft die „Stainzerbahn“ (ST), eine der letzten und ältesten dampfbetriebenen Schmalspurbahnen Österreichs, durch die Gegend. Sie heißt auch „Lokalbahn Preding–Wieselsdorf–Stainz“, was zugleich ihre heutige Strecke beschreibt. Außerdem trägt sie noch die Bezeichnung „Flascherlzug“. Und das deswegen, weil hier einst ein Volksdoktor (Bauerndoktor, Natur- oder Wunderheiler, je nach Sichtweise) namens „Höllerhansl“ praktizierte, dessen Spezialität es war, das Krankheitsbild seiner Patienten aus deren Urin zu erkennen. Womit er der ehrwürdigen Tradition der medizinischen „Urinschauer“ folgte. Er war zu seiner Zeit sehr populär und der beste Weg, ihn zu erreichen, war mit der Bahn. Es reisten also haufenweise Patienten zum Höllerhansl (eigentlich Johann Reinbacher), alle mit einer in einem Fläschchen transportierten Urinprobe im Gepäck. Und so wurde die Bahnlinie eben zum „Flascherlzug“.
Eine weitere Besonderheit der Stainzerbahn, die heute mit einer 1894 gebauten Lok angetrieben wird, ist ihre Farbgebung. Jeder Waggon, der auch einen eigenen Namen trägt, hat eine andere Farbe. Im Normalbetrieb sind das neben dem Generatorwagen die Waggons „Höllerhansl“ (grün), „Bergliesl“ (rot, nach einer Kräutersammlerin namens Elisabeth Strametz), „Kräuterwagerl“ (gelb) und „Schilcherschaukel“ (ein blauer Buffetwagen). Außerdem kommen noch manchmal die Wagen „Erzherzog Johann“ (rot), „Ölspur“ (grün) und der „Kinderwaggon“ (bunt) dazu. Die „Panoramawagen 1 und 2“ sind nicht so auffällig bunt gefärbt, haben dafür aber große Panoramascheiben.