Читать книгу Alles wird gut ... - Heidi Dahlsen - Страница 23

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Am nächsten Tag sagt Jutta zu Olli, dass sie Mittag gern Schluss machen möchte.

„Das ist kein Problem. Du warst fleißig genug. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen und mir Gedanken wegen deiner Einstellung gemacht. So lange Tom noch mein Partner ist, kann ich nicht allein darüber entscheiden. Er wird sicher nicht zustimmen. Sowie ich ihn aber los bin, machen wir Nägel mit Köpfen.“

Als es klopft, rufen beide herein und müssen darüber lächeln.

Markus steckt seinen Kopf durch die Tür.

„Ihr habt gerade eine Besprechung? Dann komme ich später wieder.“

„Komm nur rein“, sagt Olli. „Was gibt es?“

„Ich wollte Jutta eigentlich zum Mittagessen einladen“, sagt er und sieht sie fragend an.

„Oh“, sagt Olli, „dann mach mal. Ich will nicht stören.“

Olli steht auf und verlässt schmunzelnd das Büro.

„Wie wäre es mit uns beiden? Würden Sie mit mir zu Mittag essen?“, fragt Markus freundlich.

Mit heiserer Stimme antwortet Jutta: „Ich habe schon eine Verabredung.“

„Das wusste ich nicht“, sagt Markus enttäuscht. „Dann vielleicht ein anderes Mal.“

„Ja, vielleicht“, stammelt Jutta, „trotzdem, danke für die Einladung.“

Als sie wieder allein an ihrem Schreibtisch sitzt, muss sie an ihren Traum denken. Ein Prickeln durchflutet sie. Sie fühlt sich wohl und geborgen. Am liebsten würde sie zu ihm gehen und ..... „Stopp! Du dumme Pute“, ruft sie sich in Erinnerung. „Er ist verheiratet – leider.“

Sie atmet mehrmals tief durch und konzentriert sich wieder auf die Arbeit. Ihre Gedanken driften jedoch ständig zu Markus. Sowie sie die Augen schließt, sieht sie ihn vor sich. Ihr Herz hämmert. Sie kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Verzweifelt packt sie ihre Sachen zusammen und verlässt fluchtartig das Büro. Sie ist erleichtert, nicht noch einmal auf Markus zu treffen.

„Tschüss, bis morgen“, ruft sie Frau Wiehmer zu.

Schnell läuft sie zum Parkplatz, springt in ihr Auto und fährt davon.

Markus steht am Fenster und schaut ihr hinterher.

Als Jutta auf dem Reiterhof ankommt, hat sie sich etwas beruhigt. Sie sieht in den Spiegel und stellt fest, dass sie noch ganz rote Wangen hat. Um sich etwas zu beruhigen, atmet sie tief durch.

Weit und breit ist kein Mensch zu sehen.

Na, hoffentlich machen die keinen Tagesausritt. Dann bin ich umsonst hier“, denkt sie und geht zur Reiterklause.

Bereits im Vorraum hört sie lautes Kindergeplapper. Sie öffnet die Tür und schaut sich suchend um.

Christines Mutter kommt auf sie zu. „Jutta, das ist aber schön, dass ich dich mal wiedersehe. Lass dich anschauen. Gut siehst du aus, ein bisschen müde vielleicht. Wie geht es dir?“

„Guten Tag, Frau Schumann. Nun fehlt nur noch, dass Sie sagen, ich wäre groß geworden“, scherzt Jutta.

„Ach was, das warst du ja schon immer. Deine Tochter ist dort am zweiten Tisch. Ein sehr aufgewecktes Mädchen. Die reitet, als wäre der Teufel hinter ihr her. Schade, dass sie schon vierzehn ist. Ein bisschen spät für einen Reitanfänger. Aber lieber spät als nie, wie Heinrich zu sagen pflegt.“

„Wer spricht hier mit meinen Worten?“, donnert eine Stimme aus der Küche.

„Heinrich, komm mal bitte. Ich möchte dir Christines Schulfreundin vorstellen. Sie ist die Mutti von Jenny.“

„Na, da will ich mir die Mutti von unserem Wunderkind mal ansehen.“

Mit einem kräftigen Handschlag und freundlichem Lächeln begrüßt er Jutta.

„Guten Tag, Herr Schumann. Ich hoffe, Jenny hat keinen Ärger gemacht.“

„Ihr jungen Mütter immer“, schüttelt er den Kopf. „Du musst doch wissen, was du deiner Tochter bisher mit auf den Weg gegeben hast und kannst davon ausgehen, dass sie sich vorbildlich benimmt. Ich habe selten ein Mädchen hier, das ohne zu murren alle Arbeiten übernimmt und mit so viel Leidenschaft Mist wegkarrt“, lacht er Jutta an.

„Da bin ich sehr beruhigt.“

„Mama, da bist du ja. Wir können gleich in den Stall zu Lumpi“, sagt Jenny. „Oma Hedwig, die Kleinen essen noch. Tilly ist bei ihnen und passt auf, dass sie groß und stark werden.“

„Das wird Onkel Heinrich freuen. Es gibt doch nichts Schlimmeres für ihn als hungrige und schwache Kinder. Dann zeig mal deiner Mutti den Hof und die Tiere.“

Jenny nimmt Jutta an die Hand, zieht sie nach draußen und gibt ihr eine Kurzbeschreibung.

„Da hinten sind die Koppeln, dazwischen siehst du den Reitplatz und in den Ställen dort drüben stehen die Pferde. Hinter diesem Stall sind noch die Freigehege für Ziegen, Esel, Meerschweinchen und Hasen. Die zeige ich dir später.“

„Und wo ist der große Hund, von dem ihr gesprochen habt?“, fragt Jutta, denn in der Nähe von Hunden ist ihr nicht wohl.

„Cäsar schläft mittags meistens. Seine Hütte ist dort drüben neben der Scheune. Du musst wirklich keine Angst haben, der ist harmloser als ein Plüschtier. Und hier sind wir schon bei meinem Freund Lumpi“, sagt sie stolz.

„Ist der aber groß“, ist Jutta erstaunt. „Kommst du denn da alleine hoch?“

„Da gibt es Tricks, die ich als zweites gelernt habe“, sagt Jenny. Sie klopft Lumpi den Hals und gibt ihm eine Möhre.

„Und was war das Erste?“, will Jutta wissen.

„Wie jeder Anfänger musste ich erst runterfallen üben, ohne mich zu verletzen. Andy hat mir hoch geholfen und dann sollte ich mich immer wieder fallen lassen – so ungefähr zwanzigmal. Das ist aber gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Dafür bekommt man schnell ein Gefühl.“

Jenny nimmt Lumpi am Halfter und sagt „komm“, und schon trottet das Pferd gemächlich neben ihr her. Jutta springt zur Seite und geht erst einmal auf Abstand.

„Du musst keine Angst haben, der ist total lieb“, schwärmt Jenny.

Mit der Aufforderung: „Hier, streichle ihn mal“, schiebt sie das Pferd zu ihrer Mutter, der nichts weiter übrig bleibt, als mutig zuzufassen.

„Er sieht ja lustig aus, so bunt gescheckt“, sagt Jutta.

„Deshalb heißt er ja Lumpi. Onkel Heinrich sagt, weil er so aussieht wie sein länger liegengebliebener Wäscheberg. Er hat ihn vorm Schlachter gerettet. Auch die Pferde, die da hinten auf der Koppel stehen. Einige kamen total abgemagert und krank hier an. Sie müssen sich noch erholen und aufgepäppelt werden.“

Jutta lässt ihren Blick über das weitläufige Gelände schweifen.

„Jetzt kann ich verstehen, dass du dich hier so wohl fühlst“, sagt sie. „Es ist wunderschön und diese angenehme Ruhe.“

„Ich sattle schnell Lumpi und kann dir endlich zeigen, was ich schon gelernt habe“, sagt Jenny.

Wenn ich als Kind die Möglichkeit gehabt hätte, hier meine Freizeit zu verbringen, hätte ich ganz bestimmt nicht so viel Angst vor allen Tieren. Sicher ist das alles nur Gewohnheitssache“, denkt Jutta.

Gemeinsam mit Jenny und Lumpi geht sie zum Reitplatz. Schon von weitem sieht Jutta am Eingang einen Riesenhund liegen und fragt ängstlich: „Wie kommen wir denn an dem vorbei?“

„Mama, der ist froh, wenn du ihm nichts tust. Bertram hat es auch überlebt und der ist erst drei.“

„Mit diesem Riesen hat der Kleine gespielt?“, fragt Jutta ungläubig. „Das werde ich dir wohl glauben müssen.“

Hinter ihnen kommt ein Reiter auf einem sehr großen Pferd angetrabt. Jutta geht zur Seite, um ihn vorbeizulassen.

„Das ist Janek aus meiner Klasse“, stellt Jenny ihn vor. „Er trainiert für das große Turnier, das ab morgen hier stattfindet. Wir helfen alle mit, die Pferde zu versorgen und können auch hier übernachten.“ Sie sieht ihre Mutter flehend an. „Ich darf doch. Ja? Bitte, Mama.“

„Jenny, du erstaunst mich. Seit wann hast du so viel Interesse an einer Sache?“, fragt Jutta.

„Reiten ist doch toll und Onkel Heinrich sagt: `Wer fleißig hilft, bekommt auch Kost und Logis´. Wir schlafen alle zusammen auf dem Heuboden. Da kann gar nichts passieren.“

„Dann bin ich ja ab morgen schon alleine“, sagt Jutta.

„Ja, da gewöhne dich gleich mal dran. Wenn ich zu Papa muss, bin ich auch nicht da“, stellt Jenny vorwurfsvoll fest.

Sie schwingt sich aufs Pferd und reitet los.

Janek wirft ihr immer mal ein paar Worte zu, worauf sie auch sofort reagiert – ohne Widerspruch oder Diskussion.

Das müssten meine Mutter, Rüdiger und seine Eltern sehen. Von wegen verstocktes Kind. Die haben bloß kein Interesse, auf Jenny einzugehen.

Unterdessen sind auch die anderen Kinder mit ihren Pferden angekommen. Auf dem Reitplatz herrscht ein buntes Gewimmel. Ein kleines Mädchen dirigiert ein Pony. Jutta staunt, wie gut sie das Pferdchen schon im Griff hat, und beobachtet sie eine Weile.

Wenn doch alles so einfach wäre. Aber es heißt ja nicht umsonst: `Das Leben ist kein Ponyhof.´“

„Mama, willst du auch mal reiten?“, ruft Jenny ihr zu.

„Um Gottes Willen. Ich komme ja nicht mal hoch. Vielleicht später auf dem Pony dort. Da kann ich mit den Füßen mitlaufen und verliere nicht so schnell den Halt. Wäre das nicht lustig?“, lacht sie.

Jenny verdreht die Augen und reitet in die nächste Runde.

„Das arme Pony“, ruft sie noch zurück.

„So schnell sieht man sich wieder“, vernimmt Jutta hinter sich eine vertraute Stimme.

Wie vom Blitz getroffen hält sie sich am Zaun fest und wagt es gar nicht, sich umzusehen. Aber Markus steht schon neben ihr.

„Verfolgen Sie mich?“, fragt sie etwas ruppig und sieht, wie schon oft geübt, an ihm vorbei.

„Nein. So weit ist es noch nicht“, antwortet er. „Ich will nur meinen Sohn besuchen.“

Verheiratet ist er und hat einen Sohn. Und dann flirtet er mit mir, dass ich bald aus den Latschen kippe. Mein Gott, warum stellst du mich vor so eine schwere Prüfung?“, schickt sie diesen Vorwurf gen Himmel.

„Welcher ist denn ihr Sohn?“

„Janek, dort auf dem schwarzen Pferd.“

Markus pfeift kurz und winkt seinem Sohn zu.

„Papa“, ruft Janek und kommt sofort angeritten.

Er springt vom Pferd und fällt seinem Vater um den Hals.

„Wie lange musst du noch trainieren?“, fragt Markus.

„Vielleicht eine Stunde. Die Anfänger machen gleich einen Ausritt über die Felder, dann habe ich Ruhe und kann die Hindernisse aufbauen“, antwortet Janek.

„Ich helfe dir“, sagt Markus.

Janek steigt wieder auf sein Pferd und setzt sich in Bewegung.

„Wie lange reitet er schon?“, fragt Jutta, um kein unangenehmes Schweigen aufkommen zu lassen.

„Seit er vier ist. Das war reiner Zufall. Zur Eröffnung des Reiterhofes waren wir zum Ponyreiten mit ihm hier und seitdem ist er kaum vom Pferd zu bekommen. Er ist ziemlich erfolgreich“, sagt Markus stolz.

„Ich habe den Vorwurf schon weg, dass es für Jenny zu spät ist. Aber in der Großstadt sind wir gar nicht auf die Idee gekommen, sie mal auf ein Pferd zu setzen.“

Obwohl sie krampfhaft die Kinder beobachtet, bemerkt sie, dass Markus sie die ganze Zeit ansieht.

Gib ihm bloß nicht die Genugtuung und werde rot, dumme Pute!“, sagt sie streng zu sich.

„Hätten Sie Lust, mit mir einen Kaffee bei Oma Hedwig zu trinken? Es gibt auch immer leckeren Kuchen“, sagt er freundlich.

Jutta schluckt und atmet tief durch.

Das halte ich nicht aus.“

Bevor sie jedoch antworten kann, kommt zu ihrer großen Erleichterung Herr Schumann angeritten und ruft: „Alle Anfänger hintereinander aufstellen. Es geht los.“

Jenny winkt ihrer Mutter zu und ruft: „Du kannst dann fahren. Wir sind länger unterwegs. Tschüss, bis heute Abend.“

Sie lenkt ihr Pferd zu einem etwas älteren Jungen und strahlt ihn an.

„Wenn das keine freundliche Aufforderung ist, hier zu verschwinden“, sagt Jutta zu Markus. „Dann wird es leider nichts mit einem Kaffee. Sie wollen doch Janek helfen. Ist das dort Andy, der neben meiner Tochter reitet?“

Markus sieht sie enttäuscht an und sagt nur: „Ja.“

„Na, dann will ich mal. Wir sehen uns morgen in der Agentur“, sagt sie förmlich, dreht sich um und macht, dass sie wegkommt.

Sie hat das Gefühl, ihre Atmung setzt aus und der Boden unter ihr schwankt.

Mein Gott, nun lass mich doch hier keinen Abgang machen, als wäre ich betrunken“, schimpft sie mit dem für sie einzigen Schuldigen.

In der Nacht hat sie einen Traum, der sie schnell in die Realität zurückholt.

Hand in Hand geht sie mit Markus spazieren. Sie sehen sich tief in die Augen. Jutta fühlt sich so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Nach einiger Zeit hören sie Janek, der im Galopp hinter ihnen her kommt, rufen: „Papa! Du sollst nach Hause kommen. Mama wartet.“

Markus schaut Jutta entsetzt an und stößt sie von sich weg.

Sie schreckt hoch und setzt sich auf. Ihr Herz rast, und Schweißperlen stehen auf ihrer Stirn. Als sie wieder einen klaren Gedanken fassen kann, kommt sie zu dem Entschluss: „Ich muss Olli unbedingt sagen, dass ich nicht bei ihm arbeiten kann. So leid es mir tut. Das halten meine Nerven nicht aus.“

Nach längerer Zeit fällt sie in einen unruhigen Schlaf. Sie träumt, dass eine wütende Frau sie verfolgt und ist froh, als der Wecker mit seinem Klingeln sie zum Aufwachen zwingt.

Sie geht ins Bad, spritzt sich reichlich kaltes Wasser ins Gesicht und sagt zu ihrem Spiegelbild: „Du siehst aus, als hättest du diese Nacht erfolglos an einem Ringkampf teilgenommen.“

Dann kocht sie sich einen starken Kaffee und setzt sich ans Fenster. Es regnet in Strömen.

Das Wetter passt zu meiner Stimmung“, denkt sie.

Bevor sie geht, schreibt sie ihrer Tochter einen Zettel.

`Liebe Jenny, wenn du heute nicht in den Stall fährst, kannst du Mittag zu mir ins Büro kommen, und wir gehen Pizza essen. Gruß und Kuss Mama.´

Leise schließt sie die Wohnungstür und macht sich auf den Weg. Sie überlegt hin und her, was sie tun soll. Olli will sie nicht im Stich lassen, aber Markus kann sie nicht mehr sehen. Das würde bestimmt in einer Katastrophe enden.

Ich bin doch auch nur ein Mensch, besser gesagt eine schwache Frau“, entschuldigt sie ihre Empfindungen vor sich selbst. „Wenn Markus mich weiter so anhimmelt, weiß ich nicht, wie ich reagieren werde. Dann werfe ich mich aus Verzweiflung in seine Arme. Vielleicht ist er aber zu allen Frauen so, und ich blamiere mich dann bis auf die Knochen. Bin ich etwa schon so ausgehungert nach Zärtlichkeit und Liebe, dass ich sein Verhalten falsch interpretiere?“, kommt ihr in den Sinn.

Sie hat ein flaues Gefühl im Bauch, als sie das Büro betritt.

„Guten Morgen, Frau Wiehmer“, sagt sie.

„Kindchen, wie sehen Sie denn aus?“, fragt diese besorgt.

„Ich habe schlecht geschlafen. Ist Olli schon da?“

„Nein, er kommt später. Herr Siebert auch. Der ist mit seiner Frau unterwegs.“

Juttas Herz setzt kurz aus und sie spürt, wie sich ihr Magen zusammenzieht.

„Ich gehe dann mal an meine Arbeit“, sagt sie.

Sie setzt sich an den Schreibtisch und guckt auf den Bildschirm. Sie ist allerdings nicht bei der Sache.

Das Klopfen kurze Zeit später ignoriert sie, aus Angst, es könnte Markus sein. Frau Wiehmer öffnet die Tür und sieht sie besorgt an.

„Hier, trinken Sie erst mal einen warmen Kräutertee, danach geht es Ihnen bestimmt besser.“

„Vielen Dank“, sagt Jutta.

„Bevor ich es vergesse, Ihre Tochter hat angerufen. Sie war sehr in Eile, deshalb soll ich Ihnen nur ausrichten, dass sie in den Stall fährt. Die Tiere müssen auch bei Regen versorgt werden, soll ich Ihnen sagen. Sie hat bereits ihre Sachen mitgenommen und bleibt bis Sonntag auf dem Hof.“

„Danke, dann weiß ich Bescheid.“

Auf die Arbeit kann sie sich nicht konzentrieren.

Am besten, ich mache jetzt Schluss, gehe zum Arzt und lasse mich für ein paar Monate krankschreiben“, überdenkt sie ihre Situation.

In der Zwischenzeit hat sie wirklich schon Magenschmerzen und ihr ist schwindlig. Sie schließt die Augen und sieht ….. Markus vor sich.

„Danke auch“, murmelt sie vor sich hin.

Dann sage ich dem Arzt, dass ich Wahnvorstellungen habe und Selbstgespräche führe.“

Und vergiss die Albträume nicht“, kichert jemand in ihrem Ohr.

Ich glaube, ich verliere den Verstand.“

Sie macht sich allmählich um sich selbst ernsthaft Sorgen. Sie legt ihre kalte Hand auf die heiße Stirn und schließt die Augen.

Kurze Zeit später klopft es wieder.

„Kommen Sie ruhig herein, Frau Wiehmer, und danke für den Tee. Der hat geholfen. Mir geht es schon besser“, sagt sie, ohne hochzusehen.

„Das freut mich. Dann können wir ja heute endlich zusammen die Mittagspause verbringen“, vernimmt sie die angenehme Stimme von Markus.

„Niemals!“, ruft sie.

Über die Heftigkeit ist sie selbst erschrocken.

Markus sieht sie entsetzt an.

„Aber .....“

„Das können Sie mit mir nicht machen. Wissen Sie eigentlich wie schlecht es mir geht?“, schleudert Jutta ihm entgegen.

„Aber .....“

„Ich werde mit Ihnen nicht essen gehen und auch keinen Kaffee trinken. Sie müssen mich auch nicht mehr verfolgen.“

„Aber .....“, versucht es Markus wieder.

„Nun lassen Sie doch Ihr albernes Aber. Zwischen uns gibt es kein Aber, und es wird auch nie eins geben. Da könnte jeder Verheiratete kommen. Lassen Sie mich einfach in Ruhe“, schreit sie hysterisch.

Tränen laufen ihr über die Wangen. Sie springt auf, schnappt ihre Tasche, schiebt sich an Markus vorbei und verlässt fluchtartig den Raum. Im Flur stößt sie mit Olli zusammen. Er hat gerade angesetzt zu sprechen: „Ich wollte euch bitten, Tom und mich in das Büro zu lassen, aber das hat sich ja jetzt erledigt. Jutta? Wo willst du denn hin?

Was ist passiert?“, ruft er ihr hinterher.

Sie läuft aber schon die Treppe runter, stürmt über den Parkplatz und springt in ihr Auto. Sie hat sich noch nie so verzweifelt gefühlt.

Die Männer stehen ratlos im Flur und sehen sich an. Olli fällt dann ein: „Ach ja. Tom, wir müssen miteinander reden.“

Olli wirft Markus noch schnell einen fragenden Blick zu. Er zuckt aber nur mit den Schultern, schüttelt den Kopf und geht mit Frau Wiehmer in Grits Büro. Alle drei sind angespannt, denn sie wissen, dass endlich eine Entscheidung fallen muss, und diese beeinflusst auch ihre Zukunft.

„Was ist denn mit Jutta los?“, fragt Frau Wiehmer besorgt. „Sie sah heute früh schon ziemlich krank aus.“

„Manchmal kommt eben alles zusammen“, sagt Grit. „Nur gut, dass Frau Seidel ihre Probleme so raus lassen kann. Meine Tante hat sich immer alles gefallen lassen und jahrelang alle Brocken geschluckt, die das Leben ihr hingeworfen hat. Die musste in die Psychiatrie. Es hat sehr lange gedauert, bis die Ärzte wieder alles von ihrer Seele geknaupelt hatten.“

Nachdenklich sehen alle drei vor sich hin und hoffen, dass Olli ihnen bald reinen Wein einschenken kann.

In Toms Büro ist es lange still.

Alles wird gut ...

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