Читать книгу Tausche Hüftgold gegen Liebe - Heidi Oehlmann - Страница 10
8. Isabell
Оглавление»Verschwinde, du Mistvieh!«, schreit Isabell den Kater an, der sie auf Schritt und Tritt verfolgt. Seit sie in Serenas Bett lag und so lange heulte, bis sie keine Tränen mehr hatte, weicht er ihr nicht von der Seite.
Sobald sie stehen bleibt, reibt er seinen Kopf an ihr.
Sie rennt in den Flur und sucht Serenas Handtasche. Irgendwo darin muss ihr Handy sein.
»Hier ist es ja«, flüstert sie, nachdem sie es aus der Tasche gezerrt hat. »Was für ein Vorkriegsmodell«, schimpft sie.
Isabell hat sich schon oft über das alte Mobiltelefon ihrer Freundin lustig gemacht. Zu der Zeit wusste sie nicht, dass sie dieses Handy irgendwann benutzen müsste.
Fluchend tippt sie auf den Tasten herum. Sie sucht nach dem Telefonbuch, damit sie ihre Freundin anrufen kann.
Nachdem sie sich erfolglos durch das halbe Menü geklickt hat, stöhnt sie auf. Sie ist kurz davor, ihre Nummer so ins Tastenfeld einzugeben, allerdings ist sie unsicher, ob sie die Zahlen zusammenbekommt. Schließlich ruft sie sich selbst nie an. Zum Glück entdeckt sie dann das Telefonbuch und atmet erleichtert auf. Sie sucht unter I nach ihrem Namen, doch sie wird nicht fündig.
»Unter was hat sie mich denn eingespeichert?«, erklingt Serenas Stimme wütend und lässt Isabell zusammenzucken.
Sie springt zurück zum A und geht die Einträge in alphabetischer Reihenfolge ab. Unter B findet sie endlich ihre Nummer.
Sie hat mich tatsächlich unter Beste Freundin abgespeichert. Auf so etwas muss man erst mal kommen!
Hektisch wählt sie die Nummer und lauscht den Ruftönen. Es klingelt mehrmals, bis der Anruf endlich angenommen wird.
»Serena, du musst …«, setzt sie an.
»Warte, Isabell ist im Bad. Ich hole sie«, meldet sich Alex.
Verdammt! In Zukunft muss ich mich mit Serena melden!, versucht sie sich einzuschärfen.
»Süße, Serena ist für dich am Telefon«, hört sie Alex im Hintergrund rufen.
Es tut ihr gut seine Stimme zu hören, doch es versetzt ihr auch einen Stich, dass er eine andere als Süße bezeichnet. Innerlich seufzt sie auf. Sie hofft auf baldige Umkehr des Tauschs.
»Ja«, erklingt eine ihr vertraute Stimme. Es ist ihre Eigene, die von ihrer Freundin gelenkt wird.
»Was macht denn Alex bei dir?«, zischt Isabell.
»Er hat so lange geklingelt und geklopft, bis ich ihm aufgemacht habe. Er hat einfach nicht locker gelassen«, flüstert Serena. »Was hätte ich tun sollen?«
»Wehe, du fasst ihn an!«, warnt Isabell.
Bisher ist sie nie eifersüchtig gewesen. Es gab auch nie einen Grund dafür, aber nun sieht die Sache anders aus.
»Mache ich doch gar nicht! Ich habe ihm gesagt, ich hätte Migräne, nur damit er mich in Ruhe lässt. Sag mir bitte, was ich tun soll! Lange halte ich es nicht mehr aus.«
»Mann, ich habe keine Ahnung!«, antwortet Isabell genervt. »Ich weiß nur, dass du die Finger von ihm lassen sollst. Denk dir etwas aus! Und verrate mir, was ich machen soll, um deine Katze loszuwerden! Das Vieh verfolgt mich die ganze Zeit.«
»Nenn ihn nicht Vieh!«, ertönt eine schrille Stimme.
»Süße, ist alles in Ordnung?«, fragt Alex im Hintergrund.
»Ähm. Ja, es ist alles gut«, antwortet Serena.
»Mist! Schrei nicht rum! Also was mache ich mit ihm?«
»Hast du ihn schon gefüttert?«
»Äh, nö.«
»Das Futter findest du im unteren Schrank neben dem Kühlschrank. Das Wasser musst du auch regelmäßig austauschen beziehungsweise nachfüllen. Ach ja, das Katzenklo solltest du mindestens ein Mal am Tag sauber machen. Unter …«
»Ich soll was?«, fragt Isabell schockiert. »Das mit dem Füttern lasse ich mir ja noch gefallen, aber das mit dem Katzenklo kannst du vergessen!«
»Wenn du es nicht beachtest, wird er es dir irgendwann nachmachen und stattdessen die Wohnung als Klo missbrauchen.«
»Scheiße!«, flucht Isabell. »Das ist doch ekelhaft. Ich habe das noch nie gemacht. Wie geht denn das?«
Am liebsten würde sie ihrer Freundin vorschlagen, ihren Kater abzuholen und sich selbst zu kümmern. In dem Fall müsste sie ihn aber in ihre Wohnung mitnehmen. Perry würde dort überall seine Katzenhaare verteilen. Also muss sie in den sauren Apfel beißen und sich an Serenas Anweisungen halten.
»Unter der Spüle ist eine kleine Schaufel. Damit fährst du durchs Katzenklo und holst die Klumpen raus.«
»Ähhhh, kannst du das nicht machen. Ich mein, du willst dieses … Tier doch bestimmt täglich sehen, oder?«
»Ja, schon. Aber wie gesagt, manchmal musst du es mehrmals reinigen und ich kann wohl schlecht die ganze Zeit bei dir sein. Außerdem brauche ich eine Lösung für Alex.«
»Na schön, ich lasse mir etwas einfallen. Sieh zu, dass er einfach geht! Warum arbeitet er eigentlich nicht?«
»Er meint, ein Paar hat abgesagt.«
»Na dann hoffe ich mal, das kommt in nächster Zeit nicht so oft vor.«
»Das hoffe ich auch. Du, ich muss jetzt Schluss machen. Mit Migräne kann ich nicht so lange telefonieren. Ich melde mich später wieder. Und bitte sei lieb zu Perry!«
»Ja, ja. Schon gut.«
Nachdem Isabell aufgelegt hat, geht sie in die Küche, um den Kater zu füttern, der sie verfolgt. Sie klappt die Schranktür neben dem Kühlschrank auf und findet dahinter dosenweise Katzenfutter. Sie greift nach einer Dose und öffnet sie.
»Igitt, das riecht ja widerlich«, sagt sie mit gerümpfter Nase. Sie holt einen Löffel aus der Schublade und füllt den Inhalt in den Napf, auf den sich der Kater stürzt, noch bevor sie fertig ist. Der Blick ins Wasserschälchen verrät ihr, dass noch genügend Wasser darin ist.
Als Nächstes schaut sie in den Spülenschrank nach der Schaufel. Nachdem sie diese entdeckt hat, geht sie damit ins Badezimmer zum Katzenklo und beginnt darin zu sieben. Es dauert nicht lange, bis sie den ersten Klumpen gefunden hat und anfängt zu würgen. Sie lässt die Schaufel fallen und rennt in die Küche, um sich dort eine Tüte zu holen.
Auf dem Weg zurück ins Bad macht sie an der Garderobe im Flur halt, auf der Suche nach einem Schal oder einem Tuch.
Auf der Hutablage findet sie einen Wollschal, den sie sich um den Kopf wickelt, sodass Nase und Mund bedeckt sind. So vermummt geht sie ins Badezimmer und reinigt das Katzenklo.
Nachdem sie alle Brocken rausgefischt hat, atmet sie erleichtert auf. Sie stellt die Tüte vor die Wohnungstür und bringt Schaufel und Schal zurück.
Erschöpft lässt sie sich auf einen der Küchenstühle fallen und seufzt auf. Sie fragt sich, wie Serena diese Tätigkeit jeden Tag und dann auch mehrmals erledigen kann.
Isabell fühlt sich wieder einmal in ihren Vorurteilen bestätigt, Tiere machen nur Arbeit und Dreck.
Wie auf Kommando kommt Perry zu ihr und springt ihr auf den Schoss. Ihr erster Impuls besteht darin, einfach aufzustehen, sodass er runter fällt, aber sie hat Serena versprochen, lieb zu ihrem Kater zu sein. Also bleibt sie starr sitzen.
Perry stupst sie mehrmals an, bevor er sich auf ihren Schoss legt und einrollt.
Vorsichtig bewegt sie eine Hand zu seinem Kopf und streicht ihm mit dem Zeigefinger darüber. Obwohl es gewöhnungsbedürftig aussieht, scheint es dem Kater zu gefallen. Er fängt an zu schnurren.
Isabell wird in ihren Bewegungen immer mutiger.