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7. Serena

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Ich stehe in Isabells begehbarem Kleiderschrank und probiere ein Outfit nach dem anderen an. Nach jedem Klamottenwechsel betrachte ich mich in dem großen Spiegel und drehe mich im Kreis.

In dem Körper meiner Freundin ist alles so verdammt leicht. Ich wollte schon immer wissen, wie es ist, dünn zu sein. Es ist besser, als ich je geglaubt hätte. So sexy, wie ich mich fühle, habe ich es nicht eilig meinen alten Körper zurückzubekommen.

Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich, Isabell gelingt es schnell, ihn in Form zu bringen. Bis dahin genieße ich mein neues Leben. Na ja, fast. Es gibt zwei Punkte, die mich etwas stören. Einer davon ist Alex, dem ich die nächste Zeit aus dem Weg gehen werde, damit ich nicht mit ihm schlafen muss. Und dann ist da der Job in der Werbeagentur. Ich habe keinen Schimmer von Werbung und weiß nicht, was Isabells Aufgabe in der Agentur ist. Ehrlich gesagt hat es mich nie interessiert.

Ich hasse Werbung. Sehe ich sie im Fernsehen, schalte ich um. Höre ich sie im Radio, wechsele ich den Sender. Im Internet und in Zeitschriften ignoriere ich sie konsequent.

Von den Werbeversprechen halte ich überhaupt nichts und noch schlimmer finde ich diese vielen heruntergehungerten Models, die in Werbekampagnen eingesetzt werden. Es hat für mich etwas Heuchlerisches, genau wie die Frauenzeitschriften, die uns weismachen wollen, dass wir mit der dort vorgestellten Diät ganz schnell abnehmen. In der gleichen Zeitschrift sind Rezepte für Torten und andere kalorienhaltige Speisen enthalten. Da frage ich mich immer, ob ich erst Gewicht verlieren soll, damit ich anschließend die Kalorien durch Nachkochen wieder aufnehmen kann. Oder sind die Diäten dafür gedacht, um die durch die Zeitschrift verursachten Kilos wieder herunterzubekommen? Was natürlich in beiden Fällen sinnlos ist. Jeder kennt doch den Jo-Jo-Effekt, er verschwindet auch nicht automatisch, wenn er totgeschwiegen wird.

Nachdem ich eine hautenge Jeans aus Isabells Kleiderschrank angezogen habe, betrachte ich begeistert meinen Hintern im Spiegel. In der Hose kommt er perfekt zur Geltung. Bei dem Anblick bin ich ausreichend motiviert, auf die Ernährung zu achten und mir nur hin und wieder etwas zu gönnen.

Apropos Essen: Ich schlendere in die Küche und schaue in den Kühlschrank. Mir fällt die Kinnlade herunter. Es befinden sich ausschließlich gesunde Lebensmittel darin. Dabei könnte ich jetzt ein bisschen Nervennahrung in Form von irgendwas Schokoladigem gebrauchen.

Ein Klingeln holt mich aus den Gedanken. Erst glaube ich, es ist mein … nein, Isabells Handy. Doch dann wird mir bewusst, dass es die Wohnungsklingel ist.

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Also bleibe ich wie angewurzelt stehen, in der Hoffnung, der Besucher verschwindet wieder. Aber das Glück ist nicht auf meiner Seite. Mittlerweile klingelt es Sturm.

Ich schleiche zur Tür, um durch den Spion zu schauen. Insgeheim hoffe ich, es ist Isabell in meinem Körper.

Als ich die Wohnungstür erreiche und durch den Türspion sehe, kann ich niemanden entdecken.

Derjenige muss noch unten sein!

Ich spiele mit dem Gedanken, den Türöffner zu drücken, aber irgendetwas hält mich davon ab. Zunächst bleibe ich wie angewurzelt stehen. Als es plötzlich still ist, laufe ich zum Küchenfenster, lehne mich an die Wand daneben und bewege zaghaft meinen Kopf nach vorn, um hinauszuschauen.

Isabell hat in ihrer Küche nur Scheibengardinen, die aus zwei Streifen, einer oben und einer unten, bestehen. In der Mitte ist ein größeres Stück frei. Ich frage mich, warum man überhaupt Gardinen hat, wenn sie nicht mal die Scheibe verdecken. Isi mag keine. Sie meint, diese kleinen Stofffetzen wirken wohnlicher, als kahle Fenster zu haben.

Eine Weile bleibe ich wie angewurzelt stehen, bis mich ein erneutes Klingeln und ein anschließendes Klopfen zusammenschrecken lasen.

Da ist jemand an der Tür!, sage ich mir in Gedanken voller Panik.

Ich atme tief durch, bevor ich mich aus der Küche zurück in den Flur schleiche. Die Tür ist nur noch zwei Meter von mir entfernt, bis ich eine Stimme rufen höre. »Isabell, bist du da?«

Oh Shit! Alex!

»Isi, komm mach auf!«

Voller Panik atme ich tief ein und aus. Mein Herz hämmert wild gegen meine Brust. Mich würde es nicht wundern, wenn ich vor lauter Aufregung einfach umkippe.

Was soll ich tun?

Bevor ich mir weitere Gedanken machen kann, ertönt der Klingelton von Isabells Smartphone. Ich will gerade ins Wohnzimmer, um nachzuschauen, wer mich anruft, als Alex erneut ruft. »Süße, ich weiß, dass du da bist. Ich kann dein Handy hören.«

Oh ja, Isi lässt ihr Mobiltelefon nie zu Hause. Ist es zu Hause, ist sie es auch.

Normalerweise würde ich die Situation aussitzen und so lange warten, bis Alex verschwindet. Aber zum einen tut er mir leid und zum anderen will ich seine Beziehung durch mein Verhalten nicht gefährden. Also atme ich tief ein, straffe die Schultern und gehe zur Tür. Bevor ich sie öffne, setze ich ein Lächeln auf.

»Hey Süße, warum hat es so lange gedauert?«, begrüßt er mich. Als er mich auf den Mund küssen will, drehe ich den Kopf weg.

»Ä-Äh«, stammle ich. »Ich habe Migräne und lag im Bett«, versuche ich mich aus der Situation zu retten.

»Migräne? Das hattest du doch noch nie.« Alex schaut mich misstrauisch an.

»Was machst du überhaupt schon hier?«, lenke ich ab. »Musst du nicht im Studio sein?«

Alex arbeitet als selbstständiger Fotograf. Sein Auftragsbuch ist immer voll. Normalerweise ist er in der Woche von morgens bis abends mit seiner Kamera unterwegs.

Deshalb wundert es mich, ihn um diese Uhrzeit außerhalb des Studios oder einer der Locations zu sehen.

»Ein Paar hat abgesagt. Da dachte ich, ich mache eine kleine Pause bei dir.«

Ich nicke und gehe langsam ins Wohnzimmer, um mich dort auf den Sessel fallen zu lassen.

Alex folgt mir und setzt sich auf die Lehne. Er mustert mich. »Geht es dir so schlecht?«, fragt er und schaut mich besorgt an.

Erneut nicke ich nur.

»Mm. Wie lief es heute mit Kasper und Serena?«

»Du wusstest …« Als mir klar wird, was ich da sage, breche ich mitten im Satz ab.

Natürlich wusste Alex davon!

»Was wusste ich?« Alex schaut mich verirrt an.

Ähm, ja. Serena, denk nach! Du brauchst eine schlüssige Antwort.

»Na ja, du kennst ja Serena«, versuche ich die Situation zu retten.

»Ja, allerdings. Und ich kann mir auch vorstellen, dass sie wenig begeistert war.«

»Stimmt. Trotzdem hat sie für ein Probetraining zugesagt.«

Alex zieht die Augenbrauen hoch. »Ist nicht wahr?«

»Doch.«

Er legt mir den Arm um die Schulter. Sein Kopf nähert sich meinem. Bevor er mir zu nahe kommt, springe ich auf und renne ins Bad.

Nachdem ich das Badezimmer betreten habe, schließe ich die Tür ab und setze mich auf die Badewanne. Ich halte mir die Hände vors Gesicht.

Mir war klar, dass mir die Sache mit Alex einiges abverlangen würde, aber so schwer stellte ich es mir nicht vor.

Tausche Hüftgold gegen Liebe

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