Читать книгу Urlaubstrauma - Heike Abidi - Страница 14
Das Navi spinnt
Оглавление»Nach dreihundert Metern bitte rechts fahren.«
Ich warf einen Blick in den Rückspiegel, setzte den Blinker und ordnete mich in die rechte Spur ein.
»Voll gut, dass die hier auch Autos mit deutschem Navi haben«, sagte Johanna und schaute zufrieden aus dem Fenster. Sie hatte die Füße gegen die Armatur gestützt, kaute Kaugummi und betrachtete die vorbeiziehende andalusische Landschaft.
Wir waren gestern Abend in Málaga gelandet, hatten eine Nacht in einer wunderschönen, kleinen Pension verbracht und uns heute Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg nach Algeciras gemacht.
»Wusstest du, dass Pablo Picasso hier geboren ist?«
»In Spanien?«
»Nein, hier in Málaga«, sagte ich.
»Nee, der ist aus Madrid gewesen, dachte ich.« Johanna schüttelte den Kopf.
»Bitte rechts halten«, wies uns das Navi an.
Wir folgten der geschwungenen Kurve des Abbiegers, und ich schwenkte auf die neue Autobahn ein. Autostraße? Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, ob man das in Spanien auch so nannte.
Ich gab Gas und zog auf der linken Spur an einer Reihe von PKWs vorbei.
»Achtung! Tempolimit!«, sagte die Dame, deren Stimme mitten aus der Konsole des Wagens zu kommen schien. Obwohl sie natürlich in der typischen, etwas abgehackten Weise eines Navis sprach, hatte sie eine melodische Modulation und ein sympathisches Timbre. Wir hatten sie beide von Beginn an als sehr angenehm befunden, und das Navi, beziehungsweise seine Stimme, ›Yvonne‹ getauft. Das passte auch gut zu dem kleinen roten Flitzer, mit dem wir jetzt durch Spanien fuhren. Wir hatten darüber beraten, wie alt Yvonne wohl sein mochte, und uns schließlich auf Mitte dreißig geeinigt – also ungefähr so alt wie wir selbst.
Johanna lachte. »Die behält dich im Auge!«
Ich lächelte und drosselte die Geschwindigkeit. Zu Hause benutzte ich mein Handy und Google Maps für die Navigation – dort gab es keine Verweise auf Geschwindigkeitsbegrenzungen, aber ich wusste, dass manche Navis darauf hinwiesen. »Ich bin gerade mal zehn km/h drüber«, entgegnete ich und klang dabei trotziger, als ich es gewollt hatte.
»Yvonne hat die Regeln nicht gemacht«, sagte Johanna und ließ sich noch tiefer in ihren Sitz rutschen.
»Klugscheißer.«
Wenig später erreichten wir Algeciras, unser vorübergehendes Quartier. Wir parkten den Wagen in einer Nebenstraße, verabschiedeten uns von Yvonne, bezogen unsere Pension und machten dann einen Stadt- und Strandbummel.
Am nächsten Tag brachen wir schon in der Frühe auf, um an der Küste entlang nach Caños de Meca, einem kleinen Hippiedorf, zu fahren. Der Ort war außerdem ein Surferparadies, und obwohl weder Johanna noch ich surften, mochten wir das Lebensgefühl. Unser beider Lieblingsfilm war »Gefährliche Brandung« mit Keanu Reeves und Patrick Swayze.
Während wir durch den Ort rollten und uns fasziniert die pittoresken Häuschen ansahen, lief mir fast ein braun gebrannter Typ mit Dreadlocks vor das Auto. Ich bremste im letzten Moment, und er stand bloß da und musterte mich unter schweren Lidern. Dann hob er den Arm, am Handgelenk jede Menge ausgebleichter Freundschaftsbänder, und ging weiter.
»Puh«, sagte Johanna.
»Das war nicht sehr aufmerksam«, sagte Yvonne mit ihrer merkwürdigen digitalen Stimme.
»Das war nicht sehr aufmerksam«, sagte Yvonne mit ihrer merkwürdigen digitalen Stimme.
Johanna und ich starrten uns an. »Was war das denn?«, fragte sie schließlich, während ich bloß auf die Konsole glotzte.
Nach einem Augenblick legte ich den Gang wieder ein und fuhr an. Langsamer diesmal, vorsichtiger.
Kurz darauf parkte ich den Wagen, wir stiegen aus, und ich ließ die Schlösser mit dem Schlüssel zuschnappen.
Einen Moment lang sagte keiner von uns beiden etwas, bis ich Johanna schließlich noch mal fragte: »Was war das denn?«
»Eben, im Auto?«
»Ja. Woher wusste Yvonne das mit dem Hippie?«
Sie runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf. »Das wusste sie nicht.«
»Aber sie hat gesagt, ich sei nicht aufmerksam gewesen. Oder?«
Johanna wirkte genervt. »Ich weiß nicht mehr, was sie gesagt hat. Vielleicht war es auch etwas anderes. Wir hatten uns beide erschreckt.«
Den Rest unseres Ausfluges sprachen wir nicht mehr darüber, und auf der Rückfahrt nach Algeciras lauerte ich darauf, dass Yvonne noch einmal etwas sagen würde. Etwas, das nicht zum üblichen Wortschatz eines Navis gehörte. Aber sie hielt sich komplett an die Regeln: Außer Sätzen wie »Nach zweihundert Metern rechts abbiegen«, »Bitte wenden!« und »Folgen Sie dem Straßenverlauf für zwei Kilometer« kam nichts aus dem Lautsprecher.
Abends in der Pension surfte ich im Internet. Der Vorfall hatte mir keine Ruhe gelassen.
»Wusstest du, dass sie darüber nachdenken, in Großbritannien die Geschwindigkeit mit Satelliten überwachen zu lassen?«
»Was sagst du, Schatz?«, fragte Johanna, die gerade aus der Dusche kam und sich mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte.
»Die können dann mit dem Satelliten jederzeit überwachen, wie schnell du fährst. Wenn du rast, wissen sie das sofort. Keine Blitzer mehr.«
Mit angewidertem Gesichtsausdruck ging sie, um sich anzuziehen. »Haben die nicht auch diese Tausende von Kameras in der Londoner Innenstadt?«
Ich nickte. »Jedenfalls frage ich mich, ob so etwas auch bereits Teil eines Navis sein könnte. Vielleicht hat Yvonne deswegen etwas gesagt. Unsere Geschwindigkeit kennt sie ja ohnehin«, fügte ich etwas leiser hinzu.
»Blödsinn.« Johanna kam und zog sich ein T-Shirt über. »Da müssten die ja nicht nur das GPS überwachen, sondern gleichzeitig auch eine Kamera auf uns richten, die erkennt, ob uns gerade ein Surfer vors Auto läuft oder du einfach nur so abbremst, weil du vielleicht einen Krampf im Bein hast.«
Ich schüttelte den Kopf, denn ich ließ mich nicht davon abbringen, dass Yvonne meinen Beinahe-Unfall kommentiert hatte.
Am nächsten Tag waren wir wieder früh unterwegs, um einen Tagesausflug nach Sevilla zu machen, als wir noch mal auf Picasso zu sprechen kamen.
»Hast du gestern Abend mal nachgeschaut, wo der geboren ist?«
»Nein. Aber ich habe recht, es ist Málaga.«
»Das stimmt nicht, lass uns wetten.«
»Um was?«
Johanna überlegte einen Moment. »Einen Monat abwaschen, wenn wir wieder zu Hause sind.«
Ohne zu zögern streckte ich ihr die Hand hinüber, steuerte so lange einhändig. »Deal.«
Johanna schlug ein.
In diesem Moment meldete sich Yvonne mit absolut neutraler Stimme. »Pablo Picasso, eigentlich Pablo Ruiz Picasso, wurde am 25. Oktober 1881 in Málaga, Spanien, geboren. Er starb im April 1973 in Frankreich.«
Wir waren beide komplett perplex. Ich hatte Glück, dass die Straße, der wir folgten, schnurgerade Richtung Horizont verlief. Ansonsten wären wir vermutlich bei der ersten größeren Kurve von der Fahrbahn abgekommen.
»Was zum Teufel …«, flüsterte Johanna und starrte auf die Konsole.
»Dem Straßenverlauf für weitere neun Kilometer folgen«, sagte Yvonne, als wäre nichts gewesen.
Johanna schaute mich an. »Ich glaube, ich spinne.«
»Ich glaube, du machst den Abwasch«, konnte ich mir nicht verkneifen.
»Das ist gruselig. Und du denkst an nichts anderes als an unsere Wette?«, empörte Johanna sich.
Ich fand es auch ein wenig befremdlich, aber in dem Moment beschwingte mich das Hochgefühl, mich mehr als vier Wochen nicht um dreckiges Geschirr und fettige Töpfe kümmern zu müssen.
Unser Ausflug erwies sich als Flop. Wir redeten nicht viel miteinander und liefen beide in düsterer Stimmung durch die Stadt. Johanna machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter, und das in der brütenden Hitze von Sevilla. Wir schlenderten durch die schmalen Gassen, bis es mir schließlich zu doof wurde.
»Wollen wir zurück?«, fragte ich.
Johanna zögerte einen Moment, als würden wir uns eine Niederlage eingestehen müssen. Wir hatten uns beide sehr auf die Fahrt gefreut. »Ja«, sagte sie schließlich.
»Soll ich den Wagen holen? Und du bleibst so lange hier?« Was wie Ritterlichkeit klang, war im Grunde genommen eine Flucht. Ich hatte schlicht keine Lust, weiter mit Johanna durch die Straßen zu trotten.
Sie willigte ein und ich ging los.
Nachdem ich unser Auto schließlich erreicht hatte und eingestiegen war, die Klimaanlage voll aufgedreht hatte und mich in Bewegung setzte, überraschte mich Yvonnes Stimme. »Möchten Sie die scenic route nehmen?«, fragte sie und sprach das Wort englisch aus. Ich verstand sie trotzdem: Es ging ihr um die malerische Route, mit einem tollen Ausblick. Kurzerhand drückte ich am Display auf ›Okay‹.
Fast eine Stunde später hielt ich am Straßenrand neben Johanna, die zu mir ins Auto kletterte, mit hochrotem Kopf und verschwitzten Haaren. »Wo bist du gewesen, du Blödmann? Ich warte hier schon seit Ewigkeiten auf dich.«
Ich antwortete nicht sofort, sondern konzentrierte mich darauf, den Wagen aus der Stadt heraus und Richtung Süden zu steuern. Schließlich antwortete ich: »Yvonne hat mir eine alternative Strecke gezeigt.«
»Ach nee!« Johanna schaute mich von der Seite an und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich erwiderte nichts, sah sie nicht an und fuhr einfach weiter.
Den gesamten Rückweg sprach keiner von uns. Immer wieder machte Yvonne Angaben zum Weg, bis Johanna sie kurzerhand leise drehte. Ich schwieg und sagte nichts, um unseren Streit nicht eskalieren zu lassen.
»Das ist doch abartig«, sagte Johanna unvermittelt. Wir saßen in unserem Zimmer, nachdem wir unser Abendessen ebenfalls in fast vollkommenem Schweigen eingenommen hatten.
»Ich meine, das ist der Überwachungsstaat, vor dem uns unsere Eltern immer gewarnt haben.«
Deine Eltern, nicht meine, dachte ich, erwiderte aber nichts. Johannas Eltern waren bei Brokdorf und Gorleben dabei gewesen und nahmen regelmäßig an Tantra-Wochenenden teil, während meine Eltern keine derartigen Ängste bezüglich Big Brother hegten. Die fuhren auch nach Mallorca in den Urlaub und nicht auf ein Atem-Wochenende in die Toskana.
»Die können vermutlich alles überwachen, was in dem Auto vor sich geht.« Entnervt warf sie ihr Buch auf den Tisch. »Stell dir vor, wir hätten so ein Navi schon in meinem alten Corsa gehabt.«
Ich fühlte, wie meine Wangen heiß wurden, als ich an den spontanen Sex an Schottlands Steilküste denken musste, den wir in diesem Auto gehabt hatten.
»Das war 1984. Wenn sich George Orwell Navis hätte vorstellen können, dann hätte er so etwas beschrieben.« Sie nahm ihr Buch wieder in die Hand, als wäre dazu alles gesagt, aber ich wusste, dass sie so schnell nicht lockerlassen würde. Einen Augenblick starrte sie ins Buch, ließ es dann wieder sinken. »Ab jetzt benutzen wir das Navi nicht mehr, sondern besorgen uns Karten. Früher ging das ja auch. Ich finde das alles gruselig.«
Johanna war eine fürchterliche Kartenleserin, und ich nicht viel besser. Egal, wer von uns beiden auf dem Beifahrersitz saß und versuchte, aus den spanischen Namen schlau zu werden, wir verfuhren uns unweigerlich, und jeder unserer Ausflüge dauerte fast doppelt so lang wie geplant. Dass so viele der kleinen spanischen Sträßchen Einbahnstraßen waren, machte es nicht leichter.
»Mann, da können wir nicht durch!«, giftete Johanna mich an, nachdem sie abrupt abgebremst hatte. Hinter uns wurde gehupt. Sie versuchte, gegen den Strom von Autos zu wenden, um nicht weiter die Fahrbahn zu blockieren. Ihr Kopf hatte eine hochrote Farbe angenommen, und ihr Zopf befand sich in einem fortgeschrittenen Stadium der Auflösung: einzelne Strähnen standen in alle Richtungen ab.
»Du wolltest ja unbedingt, dass wir das Navi nicht mehr benutzen.«
Selbst die Hupen hinter uns schienen für einen Moment den Atem anzuhalten, und ich schluckte, als mir klar wurde, dass ich das besser nicht hätte sagen sollen. Wortlos stellte Johanna den Motor ab, öffnete die Tür und verschwand in der Einbahnstraße, während ich ihr entgeistert hinterherstarrte.
Die Hupen hatten wieder Luft geholt und begannen ihren lautstarken Protest von Neuem. Also rutschte ich auf den Fahrersitz, startete den Motor und schaffte es in nicht einmal zehn Minuten, das Auto, mich und Yvonne aus dieser misslichen Lage zu befreien. Kurz darauf befand ich mich in einer Parallelstraße und versuchte herauszufinden, wohin Johanna verschwunden sein konnte.
»Nach einhundert Metern links«, sagte Yvonne mit ihrer tiefen, dunklen Stimme, und es kam mir so vor, als könnte mir jetzt nichts mehr passieren.
Mein Atem beruhigte sich langsam, während ich den Blinker setzte, um links abzubiegen.
»Du hast dir nichts vorzuwerfen, sie hat es ja nicht anders gewollt«, fuhr Yvonne fort.
Ich sagte nichts, aber gedanklich stimmte ich ihr zu. Johanna hatte sich wirklich wie eine Zicke verhalten. Eigentlich sollte ich einfach zurück nach Algeciras fahren, und sie konnte sehen, wie sie zurückkommen würde. Aber ich wusste, dass sich ihre Handtasche mit ihrem Handy und ihrem Geld im Wagen befand. Wenn ich sie jetzt sitzenließ, dann wäre das sicher das Ende unserer Beziehung.
»Links halten«, befahl Yvonne sanft.
Wir erreichten einen kleinen Platz, auf dem sich ein Brunnen befand. Dort sah ich Johanna sitzen. Erleichtert steuerte ich auf sie zu und parkte neben dem Brunnen.
Als ich die Autotür zuklappte, sah Johanna zu mir rüber. Ihre Augen waren rot, als hätte sie geweint.
»Es tut mir leid«, sagte ich.
»Nein, mir tut es leid.« Sie versuchte sich an einem Lächeln, und einen Augenblick später lagen wir uns in den Armen.
»Können wir bitte das Navi benutzen, um zurück zur Pension zu kommen?«, flüsterte ich in ihren Hals. Johanna nickte.
Während wir zum Auto gingen, sagte sie: »Aber lass uns schauen, welche Ausflüge wir ab jetzt zu Fuß machen können, ja?«
Am nächsten Morgen stahl ich mich aus der Pension, während Johanna noch schlief. Ich gab die Adresse von einer Bäckerei im nächsten Ort ein und ließ mich von Yvonne dorthin lotsen.
»Im Kreisverkehr die dritte Ausfahrt nehmen«, sagte sie.
»Nach zweihundert Metern rechts abbiegen.«
Mein Trip zur Bäckerei dauerte fast zwei Stunden, und als ich den Wagen endlich wieder auf dem Parkplatz der Pension abstellte und gerade den Motor ausschalten wollte, erwartete mich Johanna bereits mit wütenden Blicken, sagte aber nichts.
Sobald ich das Navi einschaltete, fühlte ich, wie eine Last von meinen Schultern genommen wurde.
In den nächsten Tagen wurde alles noch schlimmer. Entweder wir schwiegen uns an oder wir stritten. Frieden fand ich nur, wenn wir uns für eine Weile trennten und ich das Auto nahm. Sobald ich das Navi einschaltete, fühlte ich, wie eine Last von meinen Schultern genommen wurde. Als ob mein Brustkorb freier atmen konnte.
Ich unterhielt mich mit Yvonne über Gott und die Welt, sie zeigte mir wunderschöne, unbekannte Ecken von Andalusien, und oft lachten wir sogar gemeinsam.
Mehr als einmal plagten mich Schuldgefühle, und ich bot Johanna an, dass sie an diesem Tag das Auto übernehmen könnte. Aber sie funkelte mich dann bloß wütend an und würdigte mich keiner Antwort. Sie hasste dieses Auto, beziehungsweise das Navi.
Bis ich eines Nachts aufwachte und aufstand, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich schlief schon seit Tagen auf der Couch, und die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Johannas Bett war leer. Verwirrt schaute ich im Bad nach, aber auch dort war sie nicht. Beklemmung ergriff mich, als ich Johannas nackte Füße über den Boden tapsen hörte. Ich registrierte, wie sie nach dem Schlüssel griff und wie sich die Haustür hinter ihr schloss. In mir vermischte sich Ärger mit Angst.
Johanna hatte ihre Sachen gepackt und war gegangen. Ich ging zum Fenster und schob den Vorhang zurück, um nach draußen zu sehen, aber dort herrschte noch tiefste Nacht. Wo zum Teufel wollte sie hin?
Dann bemerkte ich das Licht in unserem Mietwagen. Ein blauer Schein, wie von einem Display. Ich kniff die Augen zusammen und bildete mir ein, sie im Inneren schemenhaft erkennen zu können.
Mit klopfendem Herzen zog ich mich am Morgen an, um mit unserer Wirtin zu reden: Nein, sie hätte die junge Dame nicht gesehen. Ich rannte durch den Ort, in der bizarren Hoffnung, die beiden irgendwo stehen zu sehen. Immer wieder versuchte ich, Johanna auf dem Handy zu erreichen, aber sie ging nicht ran. Schließlich kam ich erschöpft und aufgelöst wieder in der Pension an, legte mich weinend ins Bett. Die nächsten zwei Tage verließ ich das Zimmer nicht. Johanna meldete sich nicht, ging nicht ans Telefon, rief nicht zurück.
Am nächsten Tag ging unser Rückflug nach Deutschland. Plötzlich beschlich mich ein Gefühl von Furcht. Möglicherweise würde Johanna gar nicht am Flughafen auf mich warten. Was, wenn sie bereits einen früheren Flug genommen hatte? Ich rief bei der Fluggesellschaft an und erkundigte mich. Frau Derks hätte ihren Flug storniert, sagte man mir.
Benommen saß ich da und rieb mir die Schläfen. Dann telefonierte ich mit der Mietwagenfirma. Ja, Frau Derks hätte den Zeitraum der Buchung verlängert. Als ich auflegte, wurde mir klar, was sie vorhatte. Sie würde mit Yvonne zurück nach Deutschland fahren!
Die Sicht verschwommen, weil mir ohne Unterbrechung Tränen das Gesicht herunterliefen, malte ich mir ein Pappschild, um nach Málaga zu trampen.