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Kapitel 1

Der Weg ist nicht immer das Ziel

Flieger sind umweltfeindlich, Autos haben Stau, Züge fallen aus – oder? Perfekte Verkehrsmittel gibt es nicht. Womit Sie bei An- und Abreise rechnen müssen

Wer beruflich und privat viel unterwegs ist, kann in puncto Verkehrsmittel einiges erleben. Weder mit dem Flieger, noch dem Bus, der Bahn, der Fähre oder dem Auto gibt es eine Kein-Chaos-Garantie. Manchmal hilft nur noch Galgenhumor à la: »Ankommen tun sie irgendwann immer!«

Was fürs Auto spricht

Flexibler geht es nicht: einpacken, tanken, losfahren, ankommen. Fahren mehrere Leute mit, wird es von den Kosten und der Umweltbilanz her attraktiv. Man hat Unterhaltung, kann sich abwechseln, nebenbei essen und trinken. Erlaubt ist, was keinem Mitfahrer auf den Nerv geht. Wer allein reist, genießt dafür fast unbegrenzte Freiheit: Hörbücher sorgen für Romantik- oder Gruselstimmung, zum Lieblingslied kann man laut mitsingen, und die Folgen des exzessiven Zwiebelkuchengenusses am Vorabend stören niemanden. Die Innentemperatur bestimmen Sie und Pause ist, wann sie eben reinpasst. Am Zielort kann man die entlegensten Winkel, verlassensten Strände und nettesten Dörfchen erkunden.

Was gegen das Auto spricht

Die A7. Die A8. Die A9 … und viele mehr. Freitagnachmittag, Sonntag ab Kaffeezeit und Montagfrüh sind die nämlich sehr oft dicht. Und wenn Schulferien anfangen oder enden. Unvorhergesehene, gerade begonnene Bauarbeiten nicht zu vergessen! Da macht dann auch das aktuellste Navi schlapp. Wohl jeder erinnert sich an das eine oder andere schwäbische oder brandenburgische Dorf, in dem gerade die Hauptstraße erneuert wurde und zu der das Navigationssystem partout keine Umleitung fand. Drei-, vier-, fünfmal ging es auf abenteuerlichen Wegen zurück zur selben Sperrung …

Wer allein reist, gilt nicht nur als Umweltsünder, sondern die Autotour ist zudem teurer: Benzin, Maut, Vignetten, Mitgliedschaft im Automobilclub … Was, Sie sind kein Mitglied in so einem Club? Dann haben Sie noch nicht erlebt, dass sich eine Batterie gerade dann entlädt oder Sie eine Motorpanne haben, wenn Sie dringende Termine wahrnehmen müssen.

Im Auto mit Familie gibt es dafür andere Risiken und Nebenwirkungen: »Mamaaa, die ärgert mich!«; »Papaaa, ich will Benjamin Blümchen hören!«; »Wann sind wir endlich da?«; »Hunger!, Durst!, Pipi! …« oder auch »Fahr nicht so dicht auf, Schatz!«

Das Risiko, durch einen Autounfall zu sterben, ist übrigens 58-mal so hoch wie das, mit dem Zug ums Leben zu kommen.

Also fahren wir Bahn? Was dafür spricht:

Gleichzeitig schlafen und reisen, gute Bücher lesen und reisen, im Restaurant ein Bierchen trinken und reisen – das geht nirgends besser als mit der Bahn. Wer spezielle Rabatte nutzt wie etwa Interrail, BahnCard oder Sparangebote, kommt sogar relativ günstig von A nach B. Besonders lohnt sich das Mitnehmen von Kindern unter 15, die sind nämlich gratis. An vielen Zielorten bekommen Sie zum vorausgebuchten Ticket sogar die Weiterreise bis zum Hotel dazu.

Auf vielen Strecken erreichen Sie Ihr Ziel zumeist viel schneller als mit dem Auto.

Und dann die Aussicht! Und die Möglichkeit, die Kinder aufs Klo und zum Getränkeholen zu schicken, während man gleichzeitig weiterhin vorankommt!

Ach ja, und das Reservieren empfiehlt sich. Vor allem für Familien und Gruppen. Auf reservierten Plätzen kann man dann entspannt beobachten, wie weniger vorausplanende Zeitgenossen auf der Suche nach einem Platz schier verzweifeln. Der Sitzende kann die Szenarien, die sich da entspinnen, wortwörtlich in vollen Zügen genießen.

Bahn? Was dagegen spricht

Das mit den Reservierungen klappt leider nicht immer. Da sind einzelne Abteile plötzlich abgekoppelt oder ein Ersatzzug fährt. Schon steht man selbst blöd herum. Klar wird die Reservierungsgebühr hinterher rückerstattet, aber allein der Zeitaufwand, um alles einzureichen!

Dasselbe gilt für die Erstattungen nach Verspätungen oder Zugausfällen. Und die gibt es oft. Besonders oft sonntags. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen spätabends im letzten Zug, eine Stunde von der Heimat entfernt – plötzlich rumpelt es. Nichts geht mehr. Jemand hat unter Ihrem Zug sein Leben beendet. Notarzt und Spurensicherung kommen. Es wird elf, zwölf, ein, zwei Uhr …

Immerhin: Die meisten Kinder lieben das Bahnfahren gerade wegen der Abenteuer. Fällt die Klimaanlage im Sommer aus, gibt es manchmal Gratis-Getränke. Doch auch der mangelnde Platz für große Koffer spricht gegen das Bahnfahren. So manches dreckige oder komplett gesperrte Klo. Und mancher rücksichtslose Mitreisende.

Flüge sind kurz und schmerzlos! Was toll ist!

Zu manchen Destinationen wäre man mit Auto, Bus, Bahn oder Schiff ewig unterwegs. Also rein in den Flieger und ab nach Santiago de Chile, Sydney oder San Francisco. Gerade die aufregendsten Urlaubsorte können ausschließlich auf dem Luftweg erreicht werden. Kaum eingecheckt, schon kehrt es wieder, dieses Gefühl von Freiheit und Exklusivität.

Fliegen ist übrigens die sicherste Art, um von A nach B zu kommen – das Risiko, dabei zu sterben, unterbietet noch das der Zugfahrt. Auf langen Reisen gibt es aktuelle Kinofilme, auf kurzen kann man die Welt von oben begutachten und ihre Schönheit bestaunen. Die Flugbegleiter sind meistens charmant, über das Essen in der Touristenklasse kann man großzügig hinwegsehen. Das Verstauen der schweren Koffer nehmen einem außerdem andere ab.

Aber …

Flugangst mag irrational sein, sie betrifft trotzdem viele. Kleine und Große. Und merke: So selten ein Flugzeugabsturz auch vorkommen mag – betrifft er einen selbst, gibt es kein Entrinnen.

Eine Riesen-Umweltsauerei ist die Vielfliegerei obendrein. Und teuer! Meistens zumindest.

Was den Sitzkomfort und die Klos angeht, gleicht dies der Bahn, nur mit weniger Ausweichmöglichkeiten. Seinen Nachbarn frei wählen darf man auch nicht. Außerdem kommt es immer wieder vor, dass Flüge kurzfristig später starten als gedacht, und dass man so den Zielort statt mittags nachts um vier erreicht. Besonders frustrierend wird es, wenn kleine Kinder mit an Bord sind.

Das Essen ist meist nur in der ersten Klasse wirklich gut. Der Alkohol steigt über den Wolken schneller zu Kopf. Die Klimaanlage lässt Haut und Schleimhäute austrocknen, manche bekommen während des Fluges auch schwere Beine. Wer erkältet fliegt, dem drohen bei der Landung heftige Ohrenschmerzen, gegen die kein Druckausgleich hilft. Gegen all diese Malaisen wirkt nur, sich vor dem Fluge mit dem auszurüsten, was individuell besonders guttut – seien es Kaugummis, Halsbonbons, Augentropfen, Feuchtigkeitscremes oder Stützstrümpfe.

Forever Young mit dem Bus?

Inzwischen sind ja die Fernbusse eine echte Konkurrenz für innerdeutsche Flieger und vor allem für die Bahn. Die Tickets gibt es zu Schnäppchenpreisen, und viele der Busse warten mit viel Beinfreiheit, Sitzkomfort, WLAN und Toiletten auf. Das Gepäck verschwindet dabei im Bauch des Busses. Gemütlichkeit zum kleinen Preis also! Außerdem atmet jede lange Busfahrt den Geist der Jugend: Damals, als man noch so wenig Kohle hatte und in den Ferien Billig-Zeltreisen am Meer buchte, brachten einen ja auch die Busse dorthin! Und eine Sangría an Bord geht immer.

Merke jedoch!

Wenn es richtig schlecht läuft bei der Fernbusreise, haben Sie die Nachteile von Auto-, Flug- und Zugfahrt allerdings alle gleichzeitig: Der Sitznachbar müffelt und macht sich breit. Mal kurz die Beine vertreten fällt aus, weil im Gang drei Kinder schlafen, und der Fahrer hat einen Fahrstil, dass allen übel wird. Oder aber Sie stehen Ewigkeiten im Stau. Ach ja: Busfahrten bringen zwar weniger Leute um als Autofahrten, aber deutlich mehr als Reisen mit dem Flugzeug oder Zug.

Dann wäre da noch das Schiff oder die Fähre …

Eine Kreuzfahrt, die ist lustig – und wird zudem immer günstiger. Wieso also nicht eine Familien- oder Pärchentour durchs Mittelmeer buchen, all-inclusive, mit organisierten Landausflügen? Die Verantwortung für die weitere Reiseplanung, das Auto und die Sorgen bleiben daheim!

Beliebt sind auch Fährüberfahrten zu hübschen Inseln – da darf das eigene Auto mit, man schnuppert Seeluft, kann je nach Fähre schlummern, shoppen und gut essen bis richtig feiern. Auf der Ziel­insel kommt man im vertrauten Auto und günstig von A nach B.

Fähren sind pünktlich und sicher, Kreuzfahrtschiffe luxuriös und sicher – seit der Titanic haben die Reedereien und Kapitäne (na ja, jedenfalls die meisten) deutlich dazugelernt. Es hat schon etwas Erhebendes, an der Reling zu stehen, nach Seehunden oder Delfinen zu suchen, den Möwen zuzuschauen und sich wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslet auf der Titanic zu fühlen – zu jenem Zeitpunkt freilich, als noch kein Eisberg in Sicht war.

Risiken und Nebenwirkungen von Schiff und Fähre

Schon mal seekrank gewesen? So richtig? Da könnte auf dem Traumschiff George Clooney mit fünf blutjungen Models vorbeiflanieren, und das Leben wäre immer noch bescheiden. Wer dazu neigt, seekrank zu werden, begreift nicht, warum auf dem Traumschiff ständig geknutscht wird und nie gereihert.

Mit Aufenthalten im Freien (je nach Wetter) und/oder gewissen Tabletten oder Kügelchen lässt sich dieses Übel ja zum Glück oft beheben. Trotzdem kann auch mit Schiff und Fähre vieles schiefgehen.

Dann soll es ja auch Kapitäne geben, die lieber schönen Damen noch schönere Augen machen, als gewissenhaft Felsen auszuweichen … Aber die sind selten. Viel wahrscheinlicher erleben Sie folgende Fähren-Komplikationen: Sie werden seekrank, und alle Toiletten sind besetzt. Ihr Appetit vergeht, weil um Sie herum alle die Duty-Free-Parfums ausprobiert haben und die Duftwolken Ihnen den Atem rauben. Sie wollen im Ruhesessel der Fähre ein wenig schlafen, und neben Ihnen feiert eine Gruppe lautstark Junggesellinnenabschied. Doch das gefährdet nur Ihren Seelenfrieden, keinesfalls Ihr Leben.

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