Читать книгу Wahnsinn Wartezimmer - Heike Abidi - Страница 10

Dienstag

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Grundsätzlich waren Dienstage ja besser als Montage. Es sei denn, man steckte mitten in einer Zwangsdiät. Unglücklich saß ich an diesem Tag im Büro, natürlich bei Tee und Mineralwasser. Ach, das klingt gar nicht so schlimm? Dann vergleichen Sie mal den Geschmack von gezuckertem Kaffee mit dem Bitterkrauttee, den meine Frau ausgesucht hat. Allein der Gedanke daran lässt meine Zunge verschrumpeln wie eine ausgetrocknete Schnecke in der Wüste. Vom vegetarischen Gericht des Tages, das wohl eine Art entfernter Verwandter des Blumenkohls sein musste, ganz zu schweigen.

Zu Hause wurde es nicht viel besser. »Du hast noch eine Stunde bis zum Essen«, begrüßte mich meine Frau. »Wie wäre es, wenn du mit unserer Ältesten noch ein bisschen läufst?«

»Nur eine Stunde? Ist das nicht ein bisschen kurz?«, rutschte es mir heraus. Schließlich war ich in meiner Studentenzeit ein ziemlich leidenschaftlicher Jogger gewesen. Meine Liebste zuckte mit den Schultern und ging zurück in die Küche, während ich meine alten Laufschuhe suchte.

Auch in dieser Nacht fand ich kaum Schlaf. Schwer zu sagen, ob es an meinem leeren Magen lag oder an den schmerzenden Beinen. Vielleicht war auch mein Selbstwertgefühl schuld, das an diesem Abend irreparablen Schaden genommen hatte. Es ist eben nicht leicht zu verkraften, wenn eine Dreizehnjährige alle vierzig Meter stehen bleibt und mitleidig fragt: »Soll ich langsamer machen, Papa?«


Noch so ein Tag und ich war wirklich reif für den Arzt – wegen einer Überdosis gesunden Lebens.

Während Kerstin selig vor sich hinschlummerte, dröhnte mein Kopf und mein Seitenstechen schien gerade einen neuen Langzeitrekord aufstellen zu wollen. Noch so ein Tag und ich war wirklich reif für den Arzt – wegen einer Überdosis gesunden Lebens. Dann konnte ich mir den Rollator unseres greisen Nachbarn ausleihen, um zu Leo zu kommen.

Wahnsinn Wartezimmer

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