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2.3.4 Gestaltung

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Wenn man für eine Untertitelungsfirma arbeitet, wird die gesamte Gestaltung durch Richtlinien vorgegeben, nicht nur die technischen Parameter. Dasselbe gilt für Rundfunkanstalten. Auf dem freien Markt gibt entweder der Kunde die Regeln vor oder Sie richten sich nach dem im Anhang zu diesem Kapitel abgedruckten ESIST CodeESIST Code – oder Sie sind völlig frei in der Gestaltung.1

Von der technischen Seite her gesehen, ist auch eine individuelle Gestaltung von Untertiteln kein Problem. Die Gestaltungsparameter werden für den jeweiligen Film im Untertitelungsprogramm festgelegt. Das geschieht vor der eigentlichen Untertitelungsarbeit, kann aber währenddessen umgestellt und angepasst werden.

Mal kurz nachdenken … Was kann man da wohl einstellen?

Die Gestaltungsmittel für Untertitel ähneln denen, die man in gängigen Textverarbeitungsprogrammen findet. Das bedeutet, dass man folgende Parameter bearbeiten kann: SchriftartSchriftart, SchriftgrößeSchriftgröße, FarbeFarbe und AusrichtungAusrichtungAusrichtung der Untertitel. Untertitelungsprogramme haben eine Standardeinstellung, mit der man als Anfänger arbeiten sollte und die auch für viele professionelle Aufgaben gut ausreicht

Untertitel sollen ohne Anstrengung lesbar sein und das Filmbild nicht stören – das ist eigentlich selbstverständlich. Man soll gar nicht wahrnehmen, dass man Untertitel liest. Ob man dieses Ziel erreicht hat, sieht man am besten daran, dass die Zuschauer behaupten, sie hätten den Film sicher auch ohne die Untertitel verstanden.

Mal kurz nachdenken … Wie kann man das erreichen?

Zunächst sollte man eine gut lesbare SchriftSchriftart wählen, in passender Größe. Die Untertitel sollen gut zu lesen sein, aber das Bild nicht dominieren. Die einzelnen Wörter müssen klar und deutlich voneinander getrennt sein. Der voreingestellte Farbstandard für die Schrift ist weiß.

Mal kurz nachdenken … Wann ist das problematisch? Was könnte man machen?

Vor einem weißen oder einem anderen sehr hellen Hintergrund kann man keine weiße Schrift verwenden. Man versieht in diesem Fall die Untertitel entweder mit einer Umrandung oder stellt sie in eine schwarze BoxBox.

5. Welches von beiden sollte man verwenden, wenn die übrigen Untertitel nur weiß sind, weil der Hintergrund dunkler ist?

Solche Formatierungen funktionieren in der Untertitelungssoftware genauso wie bei einem Textverarbeitungsprogramm, sind also heute nicht mehr aufwändig.

Diesmal stammen die Bilder aus einem Krazy-Kat-Trickfilm2 von 1916 von George Herriman. Es handelt sich also um einen Stummfilm, die Texte stehen hier in Sprechblasen. Diskutieren Sie, welche Beispiele Sie gut finden, welche weniger gut. Woran liegt das? Könnte man es auf jeden beliebigen Film übertragen?

Abbildung 12:

Arial (serifenlose Schrift), weiß, zentriert, ohne Box / Umrandung (George Herriman: Krazy Kat, USA 1916)

Abbildung 13:

Arial (serifenlose Schrift), schwarz, zentriert, ohne Box / Umrandung (George Herriman: Krazy Kat, USA 1916)

Abbildung 14:

Arial (serifenlose Schrift), weiß, schwarze Box (George Herriman: Krazy Kat, USA 1916)

Abbildung 15:

Arial (serifenlose Schrift), weiß, kursivkursiv, Drop ShadowDrop Shadow (George Herriman: Krazy Kat, USA 1916)

In fast allen untertitelten Filmen im Kino und auf DVD findet man heute Untertitel in einer weißen, serifenlosen Schrift, die an Stellen mit hellem Hintergrund eine Umrandung bekommt. An bestimmten Stellen wird KursivschriftSchriftKursivschrift zur Markierung verwendet; wo genau, hängt von den Richtlinien der Untertitelungsfirmen oder Sender ab.

Mal kurz nachdenken … Haben Sie das schon einmal bemerkt? Wann?

Im Allgemeinen werden mit Kursivschrift Stimmen aus RadioRadio oder FernsehenFernsehen markiert; in manchen Filmen werden LiedtexteLiedtext kursiv gesetzt (Ivarsson / Carroll 1998: 118; Nagel 2009: 96). Manchmal wird Kursivschrift auch benutzt, wenn ein SprecherSprecher nicht im Bild ist, was aber häufiger bei Untertiteln für Gehörlose und Hörgeschädigte vorkommt.

Was die AusrichtungAusrichtung der Untertitel, also ihre Platzierung im Bild, betrifft, so kommt man als Laie zunächst nicht auf den Gedanken, dass es darüber eine Diskussion geben könnte. Bei den meisten Programmen kann man zwischen ÜbertitelnÜbertitel, die allerdings noch im Bild stehen und nicht wie im Theater quasi über dem Bild, Titeln in der Bildmitte und Untertiteln wählen. Zentrierte UntertitelUntertitelzentrierte Untertitel sind der Normalfall. Die Frage, ob Untertitel zentriert sein sollen oder lieber linksbündigUntertitellinksbündige Untertitel, spaltet trotzdem die Gemüter.

Mal kurz nachdenken … Wann ist linksbündig vielleicht besser, wann zentriert?

Bei Dialogzeilen ist die linksbündige Variante besser lesbar, weil dann beide Dialogstimmen auf gleicher Höhe anfangen (Ivarsson / Carroll 1998: 50). In Spielfilmen werden trotzdem zentriert gesetzte Untertitel bevorzugt, da der Weg von der im Zentrum der Leinwand stattfindenden Handlung zu den Untertiteln für die Augen des Zuschauers auf diese Art und Weise am kürzesten ist (vgl. Nagel 2009: 62 und 94-98). Beispiele zur Untertitelung von Dialogen finden Sie in Kapitel 7.6.1.

Nicht alles im Film ist gesprochene Sprache. Manchmal erscheinen Schilder im Bild, Briefe, Tagebücher, Zeitungsschlagzeilen, die Informationen enthalten, die der sprachunkundige Zuschauer ebenfalls benötigt. Diese texthaltigen Elemente bezeichnet man als DisplaysDisplay (Ivarsson / Carroll 1998: 4). 3 Das hier angeführte Beispiel ist besonders textlastig:

Abbildung 16:

Brief aus Dating: Do’s and Don’ts (USA 1949)

Zu diesem Bild benötigen Sie folgende Informationen: Von 10:00:26:24 bis 10:00:37:02 sieht man den Jungen Woody, der den Brief öffnet und den ersten Absatz laut vorliest. Von 10:00:37:03 bis 10:00:48:17 sieht man die oben abgebildete Einstellung.

Es gibt keine Patentlösung. Spätestens hier sollten Sie den Film herunterladen und eine echte Untertitelung versuchen.

Für den völlig sprachunkundigen Zuschauer ist die Untertitelung eines Displays oft hilfreich, wenn nicht gar notwendig. Nicht alle Schriftstücke in Filmen sind so banal und offensichtlich wie das in diesem Beispiel.

Es ist andererseit schade, wenn ein gut sichtbarer Untertitel wie ein Paukenschlag auf einen raffiniert versteckten, aber wichtigen Text im Bild aufmerksam macht. Vielleicht merken ja auch nicht alle Zuschauer der Originalversion, dass der Regisseur dort eine Information untergebracht hat. Doch in der zielsprachlichen Version hat der Zuschauer ohne Hilfe gar keine Chance, die Filmstelle zu verstehen und bekommt vielleicht später Probleme mit dem Handlungsverlauf.

Ein gutes Beispiel für den Einsatz von Untertiteln bei Displays ist Chihiros Reise ins ZauberlandChihiros Reise ins Zauberland (Sen to Chihiro no KamikakushiSen to Chihiro no Kamikakushi, Japan 2001). Viele Zuschauer, gerade jüngere, dürften nicht genug Japanisch können, um zu verstehen, was die Hexe Yubaba mit den Schriftzeichen tut.4 Diejenigen, die Japanisch können, ärgern sich vermutlich über den Untertitel, den sie selbst gern anderen erklärt hätten.

Erläuterungen von Displays werden nicht nur bei der interlingualen Untertitelung eingesetzt.

Mal kurz nachdenken … Bei welchen anderen Verfahren der AV-Übersetzung macht man das auch?

Kurz gesagt: Nur bei der intralingualen UntertitelungUntertitelintralinguale Untertitel für Hörgeschädigte braucht man es nicht. Auch bei der SynchronisationSynchronisation werden Displays entweder untertitelt oder im Dialogtext übersetzt. Beim FilmdolmetschenFilmdolmetschen ist ohnehin nur ein schnelles EinsprechenEinsprechen möglich; gut ist, wenn man noch schnell sagen kann, wo das Display ist. Eine konsequente Untertitelung von Displays ist in allen Fällen sehr selten, auch wenn es Filme gibt, bei denen die Displays eine wichtige Orientierungsfunktion für den Zuschauer haben (Wahl 2003: 87).

EinblendungenEinblendung ähneln den Displays, sind aber ein Zusatz zum Filmbild. BauchbindenBauchbinde (auf Englisch oft CaptionsCaptions) sind ein Spezialfall der Einblendung: kleine Boxen, Streifen oder Spracheinblendungen unten im Bild, in denen zum Beispiel der Name des SprechersSprecher steht. Sie kommen in Dokumentarfilmen und Nachrichtensendungen vor, aber auch in Spielfilmen, wenn dort Nachrichten oder Fernsehinterviews dargestellt werden. Einblendungen können überall im Bild vorgenommen werden, mit der Untertitelungssoftware ebenso wie mit technisch anspruchsvolleren, optisch ansprechenderen Verfahren bei der NachbearbeitungNachbearbeitung..

Mal kurz nachdenken … Wann müssen auch Namen in Bauchbinden bearbeitet werden?

Namen muss man natürlich nicht übersetzen, aber man muss sie unter Umständen transkribierentranskribieren (mit lateinischen Buchstaben wiedergeben). Dies gilt nicht nur dann, wenn die Ausgangssprache ein anderes Alphabet benutzt. Im Englischen, Französischen und in anderen Sprachen werden beispielsweise russische oder hebräische Wörter anders transkribiert als im Deutschen.

Im nachfolgenden Beispiel könnte man sich auch für Untertitel unter der Einblendung entscheiden.

Mal kurz nachdenken … Wäre das besser? Warum?

Ja, ein Untertitel wäre besser! ÜbertitelÜbertitel und Einblendung sind weit auseinander, das Auge hat kaum Zeit für das Filmbild. Auch in Filmen, in denen an manchen Stellen ein Übertitel gewählt wird, wird der restliche Text untertitelt.

Abbildung 17:

Einblendung mit Übertitel (Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)

Mal kurz nachdenken … Warum sind Übertitel oft problematisch? Und was ist nicht gut daran?

Übertitel würden viel zu oft das Gesicht des Sprechers verdecken (Ivarsson / Carroll 1998: 51). Der Sprung zwischen einem Übertitel bei einem Bild und einem Untertitel bei dem nächsten ist sehr unangenehm, da der vorhergehende Titel den Blick lenkt.

Abbildung 18:

Tierfilmer mit Eichhörnchen

Mal kurz nachdenken … Was können Sie hier tun? Der Name ist wichtig. Aber der Wissenschaftler hat den Mund geöffnet und spricht offensichtlich gerade über das Eichhörnchen – das ist sicher auch wichtig!

Richtig, im Deutschen muss man hier nichts tun. Wenn Amtsbezeichnungen oder akademische Grade in der Bauchbinde stehen, die in der Zielsprache anders heißen bzw. normalerweise in übersetzter Form genutzt werden, blendet man immer zeitgleich oder leicht versetzt eine Übersetzung ein (Nagel 2009: 94). Im Zweifelsfall lässt man die kürzer stehen als den gesprochenen Text, denn dieser ist wichtiger.

Bei den nachfolgenden Screenshots sind die unterschiedlichen Positionen von Unter- und Übertiteln durch das Bild motiviert:

Abbildung 19:

Übertitel (Arial weiß, schwarze Box, zentriert) (Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)

6. Auch wenn Übertitel gerade kritisiert wurden: Warum ist hier ein Übertitel gar nicht schlecht? Welchen Effekt hat er?

Abbildung 20:

Rechtsbündiger Untertitel (Arial weiß) (Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)

7. Warum wurde dieser Untertitel rechtsbündig gestaltet?

8. Und bei dem nächsten Beispiel gibt es einen Grund für die Entscheidung, den Untertitel linksbündig zu gestalten:

Abbildung 21:

Linksbündiger Untertitel (Arial weiß, schwarze Box) (Die Kunst des Spickens © Daniel Wolf / Daniel Frei)

Über die Jahre haben die Zuschauer eine Erwartungshaltung entwickelt, wie Untertitel normalerweise aussehen. Sie haben eine TextsortenkompetenzTextsortenkompetenz für Untertitel entwickelt, was bedeutet, dass sie sich nicht besonders anstrengen müssen, um einen Film mit Untertiteln anzuschauen. Manchmal ändern sich Sehgewohnheiten und Richtlinien, aber das geschieht nicht plötzlich und überraschend. Man kann Untertitel auch kreativer gestalten (zur experimentellen Untertitelgestaltung weiter unten). Ausführliche Informationen zum allgemeinen Einsatz von Schrift in Filmen finden Sie in Krautkrämer 2013.

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