Читать книгу Gespräche mit Heine - Heinrich Hubert Houben - Страница 25
21. Bonner Universitätsgericht116
Оглавление26. November 1819
[Am 18. Okt. 1819 hatten Bonner Studenten den Jahrestag der Völkerschlacht auf dem Kreuzberg festlich begangen. Heines Landsmann und Stubengenosse Joseph Neunzig schrieb darüber einen stark übertreibenden Bericht, der in der „Düsseldorfer Zeitung“ erschien und sehr übel vermerkt wurde. Seit dem 23. März 1819, der Ermordung Kotzebues durch den Studenten Sand, standen die Universitäten unter strenger Aufsicht. Die Burschenschaften waren verboten. Zwei Professoren und elf Studenten wurden über die Kreuzbergfeier verhört.]
Protokoll, verhandelt am Akademischen Gericht zu Bonn, den 26. November 1819. Präsentibus: Herr Professor Mittermaier, qua stellvertretender Syndikus: Oppenhoff, Universitätssekretär.
Der vorgerufene studiosus juris Harry Heine aus Düsseldorf, neunzehn Jahre alt, seit Michaelis d. J. in Bonn, gehörig die Wahrheit zu sagen ermahnt, nach vorgängiger Erklärung, daß er auf dem Kreuzberge am 18. Oktober gewesen sei, deponiert auf die Frage:
1 Wieviel Lebehoch wurden ausgebracht?ad. 1. „Ich erinnere mich an zwei; das erste dem verstorbenen Blücher und das zweite, wenn ich nicht irre, der deutschen Freiheit.“
2 Wurde der Burschenschaft kein Lebehoch gebracht?ad. 2. „Nein, ich erinnere mich nicht, ein solches gehört zu haben.“
3 Erinnern Sie sich noch an den Zusammenhang der gehaltenen Reden?ad. 3. „In der ersten Rede konnte ich keinen Zusammenhang finden, und den Zusammenhang der zweiten kann ich nicht angeben, weil ich mich nicht erinnere.“
4 Kamen in einer der Reden die Worte vor: „Auf uns ruht eine schwere Last?“ad. 4. „Diese Worte glaube ich gehört zu haben, den Zusammenhang kann ich mir aber nicht mehr ins Gedächtnis rufen.“
5 Geschah in einer der Reden am Schlusse die Frage, ob einer wäre, der sich dem Dienste für Vaterland usw. entziehen wolle?ad. 5. „Eine solche hervorstehende Frage erinnere ich mich nicht gehört zu haben.“
6 Kamen die Worte vor: „Auf uns hofft und wartet das Volk, um das gedrückte Vaterland vom Drucke zu befreien?“ad. 6. „Nein, solche Worte habe ich nicht gehört.“
7 Wissen Sie sonst nichts anzugeben?ad. 7. „Nein.“
8 Ist Ihnen nicht bekannt, daß über das Fest in der „Düsseldorfer Zeitung“ etwas stand?ad. 8. „Ich habe davon gehört.“
9 Von wem haben Sie das gehört?ad. 9. „In ‚vinea domini‘ [Wirtsgarten bei Bonn?] habe ich davon sprechen hören.“
10 Können Sie keine Spur angeben, durch wen nach Düsseldorf darüber geschrieben worden ist?ad. 10. „Ich habe den stud. Neunzig an einem Briefe nach Düsseldorf schreiben gesehen, und auf die Frage, was der lange Brief enthalte, gab Neunzig ganz unbefangen die Antwort, daß er die Burschenfeier einem Freunde beschreibe.“
11 Wissen Sie nicht den Namen des Freundes, an den er schrieb?ad. 11. „Nein.“
12 Wissen Sie nicht, was er geschrieben hat?ad. 12. „Nein, ich habe den Brief nicht gelesen.“
13 Haben Sie keinen Grund zu glauben, daß Neunzig den Brief absichtlich, damit er abgedruckt werde, nach Düsseldorf geschrieben hat?ad. 13. „Nein, das glaube ich nicht; Neunzig ist an sich schwatzseliger Natur.“
14 Hat sich Neunzig nicht gegen Sie geäußert, daß ihm das Fest mißfallen habe?ad. 14. „Nein.“
15 Wer ist denn sonst noch von Düsseldorfern hier auf der Universität?ad. 15. „Ich kenne sie nicht alle.“
16 Wissen Sie sonst nichts anzugeben?ad. 16. „Nein.“