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29. Max Heine70
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In den sonnigen Mittagsstunden liebte Heinrich in unserm Hausgarten zu promenieren. Auf diesen Spaziergangen war ich oft im Gespräche an seiner Seite, und hier flößte er dem dreizehnjährigen Knaben die Liebe zur Poesie, zum Wissen ein; hier schöpfte ich zuerst aus dem reichen Borne seiner poetischen Seele. Der vortreffliche Bruder, frei von jedem Egoismus, bedauerte nicht die durch mich verlorenen Stunden, wenn ich auch oft wenig von seinen Mitteilungen verstand.
Heinrich liebte sehr das Arbeiten und Treiben der Spinnen zu beobachten. Einstmals standen wir vor einem großen wunderbar gearbeiteten Netze einer in der Mitte desselben lauernden mächtigen Kreuzspinne. „Sieh, Max,“ sagte er und zeigte auf die gefangenen und ausgesogenen Fliegen in dem Netze, „sieh, so geht es auch dem Dummen in der Welt. Die Spinne ist unser Lebensfeind, das Netz seine falschen und verlockenden Worte – aber der Kluge, der Entschlossene macht es so“, und damit schlug er mit einem Stocke das ganze schöne Netz rasch herunter. Auf der Erde kroch die große Kreuzspinne, er zeigte auf sie hin und sagte zu mir: „Töte sie ja nicht! Wenn man des Feindes Werk gründlich vernichtet, verstehst du, wenn man seine Pläne gänzlich vereitelt hat, braucht man ihn nicht mehr zu töten, man läßt ihn laufen.“