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41. F. W. Gubitz11

April 1822

Der Friede zwischen Neffen und Oheim hatte sich durch dessen Güte angebahnt, und Heine beabsichtigte Reiseausflüge nach verschiedener Richtung, auch nach Hamburg, was sich etwas verzögerte durch eine Herausforderung. Er kam eines Tages zu mir, mich um Rat ersuchend, nachdem er berichtete: Baron v. Schilling habe sich beleidigt gefunden über eine öffentliche Äußerung, und nun sollten die Waffen zur Ausgleichung dienen... Meinerseits verweigerte ich die Einmischung, nannte aber einen, der zu solchem Zwischengeschäft tauge; nun entstand ein Übereinkommen, und Heine bat dringend um raschen Abdruck folgender Erklärung:

„Mit Bedauern habe ich erfahren, daß zwei Aufsätze von mir, überschrieben ‚Briefe aus Berlin‘ (Nr. 6, 7, 16 des zum ‚Rheinisch-Westphälischen Anzeiger‘ gehörigen ‚Kunst und Wissenschaftsblattes‘) auf eine Art ausgelegt werden, die dem Herrn von Schilling verletzend sein muß. Da es nie meine Absicht war, ihn zu kränken, so erkläre ich hiermit, daß es mir herzlich leid ist, wenn ich zufälligerweise dazu Anlaß gegeben hätte, daß ich alles dahin Gehörige zurücknehme, und daß es bloß der Zufall war, wodurch jetzt einige Worte auf den Herrn Baron von Schilling bezogen werden konnten, die ihn nie hätten treffen können, wenn eine Stelle in jenen Briefen gedruckt worden wäre, die aus Delikatesse unterdrückt werden mußte. Dieses kann der geehrte Redakteur jener Zeitschrift bezeugen, und ich fühle mich verpflichtet, durch dieses freimütige Bekenntnis der Wahrheit allen Stoff zu Mißverständnis und öffentlichem Federkriege fortzuräumen.

Berlin, den 3. Mai 1822.

H. Heine.“

Zugleich brachte er mir das angefügt zu lesende, ihm geweihte Sonett, wünschend, daß es mit jener Beschwichtigung in demselben Blatte erscheinen möge:

„Das Traumbild.

An H. Heine.

Von Morpheus Armen war ich sanft umfangen,

Als Phantasie, in eines Traumes Hülle,

Ein Bild mir wies in seltner Schönheitsfülle:

Bezaubert blieb die Seele daran hangen.

Und als ich mit inbrünstigem Verlangen

Es ganz genießen wollt’ in süßer Stille,

Da weckte mich des Schicksals eh’rner Wille,

Und ach! der Zauber war im Nu vergangen.

Vergebens sucht’ ich nun im bunten Leben,

Was Phantasie genommen, wie gegeben,

Da, junger Sänger, fand ich deine Lieder.

Und jenes Traumbild, das so froh mich machte,

Erkannt’ ich bald in deinen Skizzen wieder,

Viel schöner noch, als ich mir selbst es dachte.

H. Anselmi.“

Nur nach Widerstreben wurde ich von seinen ängstlich dringenden Bitten überwältigt, ordnete beides ein in das, den verschiedenen Ansichten zum Tummelplatz angewiesene Beiblatt („1822. Bemerker“, Nr. 9) und erwähnt ist dies Wenden und Beabsichtigen, um das Wesen Heines durch ihn selber deutlicher erkennbar werden zu lassen.

[H. Anselmi ist Pseudonym für Joseph Lehmann, den späteren Herausgeber des „Magazin für die Literatur des Auslandes“. Den Zwist mit v. Schilling erwähnt Heines Brief an Keller vom 15. Juni 1822.]

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