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48. Hermann Schiff47

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Herbst 1822

Gleich am ersten Tage unserer erneuerten Bekanntschaft wurden wir befreundet und vertraut, und Heine lud mich ein, das steife „Sie“ zu lassen und uns „Du“ zu nennen, wie es Vettern zieme. – Schmolliert haben wir nicht, denn ich war krasser Fuchs und Heine durchaus nicht burschikos.

Wenn Heine zu mir kam, pflegte er sich auf das Sofa zu legen und über Kopfschmerzen zu klagen. Es war einmal seine Art so.

An einem Abend, den ich nie vergessen werde, sagte er: „Fuchs! Du schreibst! Meinst du, daß ich dir das nicht längst angesehen habe? Sei nicht verschämt, lies mir eins von deinen Jungfernkindern vor.“ Ich tat es. Heine hörte aufmerksam zu, verbesserte manchen Ausdruck, manche Wendung, sagte auch hier und da „Bravo, echter Naturmystizismus!“ Zuletzt rief er mit einer Lebhaftigkeit, zu der er sich nur selten hinreißen ließ: „Gut! sehr gut! das Beste, was in neuester Zeit geschrieben wurde, mit Ausnahme von dem, was ich geschrieben habe!“... Er fragte mich sogar: „Willst du das nicht drucken lassen?“ – Das war noch nicht alles. Er war an diesem Abende ungewöhnlich lebhaft und trug mir von seinen neuen, noch ungedruckten Gedichten einige vor, die ich in gläubiger Verehrung dahin nahm. Es war der erste Abend, wo ich mit einem Poeten, poetisch gestimmt, konversierte. Nachdem dachte ich anders darüber.

Gespräche mit Heine

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