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50. Hermann Schiff194
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Dr. Philipp Schmidt in Hamburg... welcher damals in Berlin studierte und mit seinem Vetter Schaller aus Danzig zusammenwohnte, war von Hamburg aus mit Heine bekannt, der ihn oftmals besuchte. Schaller, der erst kürzlich die Universität bezogen, wurde von Heine nach Studentenweise nicht anders als „Fuchs“ tituliert. „Fuchs,“ fragte ihn Heine eines Tages, „ist dein Vetter nicht zu Hause?“ Das verdroß den langen Schaller, und er brummte ihm die herkömmliche studentische Beleidigung auf. Schmidt suchte bei seiner Nachhausekunft die Sache beizulegen, er machte seinem Vetter Vorwürfe, aber dieser wollte sich zu keiner Abbitte verstehen. „Ich heiße Schaller und nicht Fuchs,“ sagte er, „und Berlin ist nicht Göttingen. Übrigens möchte ich gern einmal auf der Mensur stehen, damit ich mich dort benehmen lerne, und Heine wird mir nicht allzu gefährlich sein.“ Demnach mußte das Duell vor sich gehen. Rautenberg, nachmals Badearzt in Cuxhaven, war Kartellträger; Schmidt fungierte als Schallers Sekundant. Als angetreten ward, zeigte sich sofort, daß beide Kombattanten ihre Schläger nicht zu handhaben wußten. Sie legten sich in Stichparade aus und wandten sich fast den Rücken zu, als sie aufeinander losgingen. Nicht die Duellanten, wohl aber deren Sekundanten schwebten in Gefahr, und der ungeschickte Zweikampf endete damit, daß Heine sich mit der rechten Lende an der Schlägerspitze seines Gegners aufrannte. „ Stich!“ rief er und sank zu Boden. Ein Stich beim Hiebfechten ist schimpflich, und wer eine solche kommentwidrige Verletzung vor dem Niederfallen mit einem Schrei rügt, hat sich ehrenvolle Genugtuung genommen. Glücklicherweise war die Wunde, trotz starker Blutung, von ungefährlicher Art, und ein achttägiges Auflegen kalter Umschläge genügte, sie zu heilen.