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Die Familie Benziger als Förderer des Schulwesens

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Als liberal denkende und handelnde Männer legten Josef Karl B.-Meyer und sein Bruder Nikolaus B.-Benziger I Wert auf eine Verbesserung der Volksschule.200 Josef Karl B.-Meyer veranlasste als Bezirksammann in den 1840er-Jahren den Bau von Schulhäusern in den Einsiedler Vierteln.201 Nikolaus B.-Benziger I setzte sich als Bezirksstatthalter und Mitglied der von seinem Bruder initiierten und 1834 gegründeten Schulkommission für die Volksschule ein und erteilte in den 1830er-Jahren vorübergehend selbst Unterricht in Zeichnen und Buchhaltung. Von 1848 bis 1849 wirkte er zudem als schwyzerischer Erziehungsrat.202 Sein Sohn gleichen Namens war von 1854 bis 1858 Schulratspräsident in Einsiedeln und später als Regierungsrat Vorsitzender des Erziehungsdepartements sowie Direktor des kantonalen Lehrerseminars und Präsident des Verwaltungsrats der schwyzerischen Lehreralterskasse.203

Die Schule war in den Jahrzehnten vor der Bundesstaatsgründung auch im Kanton Schwyz ein Feld der politischen Auseinandersetzung zwischen Liberalen und Konservativen. In Einsiedeln verlief die Konfliktlinie einmal mehr zwischen Kloster und Bezirksbehörde. Die Spannungen wurden in den 1840er-Jahren sichtbar, als ein neues Schulhaus gebaut werden sollte; zuvor waren die Kinder im Rathaus unterrichtet worden. Das Kloster sicherte dem Bezirksrat, der die Baukosten allein nicht aufbrachte, zu, ihm den Bauplatz kostenlos zu überlassen, sofern immer mindestens zwei Geistliche im Schulrat Einsitz hätten und das Pfarramt die Lehrmittel bestimmen könne. Für Verstimmung beim Kloster hatte zuvor bereits die Einführung des liberalen Geschichtswerks «Des Schweizerlands Geschichte für das Schweizervolk», erschienen 1822, von Heinrich Zschokke als Lehrmittel in der Realschule gesorgt.204 Josef Karl B.-Meyer, damals Bezirksammann, sprach sich 1843 gegen den Vorschlag des Klosters aus, da dieser gegen die Verfassung verstosse. Weiteren Unmut zog die Bezirksbehörde auf sich, als sie 1844 die Ordensfrauen aus der Kongregation der göttlichen Vorsehung als Leiterinnen der Mädchenschule entliess und durch weltliche Lehrerinnen ersetzte. Die Übernahme war von langer Hand geplant und höchstwahrscheinlich von den Gebrüdern Benziger eingefädelt worden. Bereits 1841 hatte Josef Karl B.-Meyer an Josephine Stadlin, die in Zürich ein Lehrerinnenseminar führte, geschrieben: Die «Schwestern dürfen hier kein Bleiben mehr haben; denn sie taugen nichts …».205

B.-Meyer und B.-Benziger I waren mit Josephine Stadlin freundschaftlich verbunden. Mehrere ihrer Töchter, für welche die Einsiedler Schule nicht genügen konnte, besuchten das stadlinsche Institut. Weitere Töchter wurden zur Ausbildung in andere Privatinstitute nach Solothurn oder in die Westschweiz gesandt. Den Primarschulunterricht für die Töchter erteilten Privatlehrer in Einsiedeln. Am Privatunterricht nahmen auch die Kinder anderer Familien der Einsiedler Elite teil, die dafür ein Schulgeld zu entrichten hatten.206

Die Familie Benziger unterstützte das Schulwesen auch durch grössere und kleinere finanzielle Zuwendungen. Das Vermächtnis von Nikolaus B.-Benziger I beispielsweise umfasste zahlreiche Legate. Neben Zuwendungen unter anderem an die Inländische Mission, die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft und den Bezirk Einsiedeln gehörte auch die Einrichtung von kleinen Bibliotheken von je rund hundert Bänden mit Jugendschriften in den Bezirksschulen in Einsiedeln sowie den sechs im Bezirk liegenden Vierteln dazu.207

Die Förderung des Schulwesens durch Josef Karl B.-Meyer und Nikolaus B.-Benziger, die auch die folgende Generation weiterführte, lässt sich zum einen als soziales Engagement aus liberaler Warte interpretieren. Man war sich letztlich aber auch bewusst, dass die Firma ihr Personal mehrheitlich in der Region rekrutierte und sich eine solide Volksschulbildung langfristig positiv auf das eigene Geschäft auswirken würde. Bezeichnenderweise galt ihnen mit dem Zeichenunterricht jenes Fach als besonders förderungswürdig, das im grafischen Gewerbe besonders wichtig war.208 In einem Bericht zur Schweizer Landessausstellung 1883 schrieb Adelrich B.-Koch: «Wie in fast allen Gewerben das Zeichnen eine wichtige Rolle spielt, so ganz besonders in den Zweigen, mit denen wir es zu thun haben. Ein Arbeiter, der nicht etwas zeichnen kann, ist in den meisten grafischen Fächern schlecht verwendbar; dagegen ist er in dem Verhältnis werthvoller, in welchem er im Zeichnen tüchtig ist. Diese Bemerkung gilt selbst für jeden einfachen Drucker.»209 Zeitweise bestanden gar Pläne, in Einsiedeln eine Zeichnungs- und Kunstgewerbeschule einzurichten.210

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