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WARUM WIR ALTERN

Wissen Sie, warum ich Ginkgos liebe? Zum einen, weil sie toll aussehen, aber auch, weil sie über 1 000 Jahre alt werden können und bis zum Schluss super im Saft stehen. Man nennt sie auch die Grünen Methusalems. Wenn Sie also mal so einem Ginkgo begegnen, dann machen Sie sich bitte bewusst, dass der schon zugesehen hat, wie Ihre Ahnen noch vom Baum abgestiegen sind.

Aber was ist ihr Geheimnis? Wieso können Ginkgos so wahnsinnig alt werden und bis zum Schluss im Saft stehen? Im wahrsten Sinne des Wortes? Die Antwort ist an sich einfach, die Umsetzung jedoch nicht.

Von Grund auf gesund

Ginkgos unterbinden den Prozess der Alterung, indem sie an die Basis ihres Lebens gehen, nämlich an die Zellen. Diese schützen sie vor Zellalterung und bewahren sich so bis ins hohe Alter hinein eine enorme Vitalität und Widerstandskraft. Das Ganze funktioniert über eine verlangsamte Aktivität der Gene, die bei Zellen die Alterung »einläuten« – sie teilen sich dann nicht mehr und sterben. Zudem fanden Wissenschaftler heraus, dass selbst uralte Bäume noch jede Menge an Flavonoiden – das sind sekundäre Pflanzenstoffe – bilden und sich so auch im »fortgeschrittenen Alter« gegen Parasiten oder UV-Strahlen effektiv schützen.

Wenn ich also meine Zellen gesund halte, dann ist das Zellgesundheit, und Zellgesundheit scheint die Zauberformel zu sein, die ewige Jugend verspricht. Klingt doch mega, oder? Mit etwas Workout für meine Zellen bleiben diese länger gesund und ich damit im Endeffekt auch. Jetzt stellt sich natürlich folgende Frage: Was für ein Workout darf es denn sein? Intervalltraining (High Intensity Interval Training, HIIT)? Marathon? 100-Meter-Sprint? Oder eher Krafttraining? Wie sorge ich für gesunde Zellen? Was mögen sie und was mögen sie nicht? Wie funktionieren Zellen überhaupt und warum altern Zellen? Gibt es tatsächlich Möglichkeiten, das Altern meiner Zellen zu stoppen? Oder zumindest zu verlangsamen? Fragen über Fragen.

Typsache

Aber immerhin scheinen einige Zeitgenossen diese Kunst der Zellpflege ziemlich gut zu beherrschen. Sicherlich haben Sie auch Bekannte in Ihrem Freundeskreis, deren chronologisches Alter überhaupt nicht zum biologischen Alter passt. Also ich persönlich kenne mehrere 60-Jährige, die nicht nur fit und aktiv wie Leute mit 40 Jahren sind, sondern auch so aussehen. Da werden Alpen durchwandert, Tauchkurse geplant, neue Projekte mit Tatkraft angegangen und der Zahn der Zeit scheint bei diesen Menschen wirklich auf Granit zu beißen – oder zumindest auf einen ausgesprochen strammen Körper.

Allerdings kenne ich auch die Gegenbeispiele. Und nein – es sind nicht nur die Kumpels aus meiner früheren Rock-’n’-Roll-Zeit mit dem Motto »Live fast and die young«. An sich vom absoluten Alter ausgehend noch junge Kerle, die eigentlich im eigenen Saft stehen und täglich die Welt aus den Angeln heben könnten und auch wollten. Vom biologischen Alter heben sie sich dann aber maximal selbst noch auf die Couch und wirken so agil wie ein 15-jähriger Teenager, der mit seinen Eltern im Schwarzwald wandern muss (und ich kann da mitreden, als Experte für beide Seiten des Wanderstocks). Sie lavieren sich aufs Unerträgliche durchs tägliche Leben, leiden an diversen Zipperlein und wirken den größten Teil des Tages so, als ob sie schon ins Licht schauen würden. Und neben dem »janzen Gekühme« gesellen sich dann durchaus ernst zu nehmende Erkrankungen hinzu, wie Bluthochdruck, Diabetes, Atherosklerose im schlimmsten Fall schießen sie bereits in jungen Jahren in einen Herz- oder Hirninfarkt.

Alles Veranlagung?

Warum ist das so? Warum scheint Gruppe 1 alles richtig zu machen und Gruppe 2 nimmt jedes Fettnäpfchen mit, das so im Wege steht, und auch die, für die man streng genommen einen Umweg gehen müsste?

Meine Mutter würde jetzt bestimmt sagen, das liegt einzig und allein an den Genen, »da kannste machen, watt de willst, der Jupp sah mit 20 schon so aus wie sein eigener Vatter«, »da hilft auch die jute Luft hier nicht«.

Vielfach gehen wir davon aus, dass ein langes gesundes Leben in der Familie liegt. »Omma ist 92 geworden, dann werde ich auch so alt, und dat, obwohl Omma im Krieschhh war!« Und dann lehnen wir uns zurück im festen Glauben, dass unsere DNA (von Omma geerbt) schon dafür sorgen wird, dass die Rentenkasse ordentlich von uns geschröpft wird.

Dummerweise stimmt das aber nicht so ganz. Schauen wir uns mal an, was die Wissenschaft dazu sagt.

Das richtige Umfeld

Schlaue und akribische Menschen haben knapp 400 Millionen Menschen aus den letzten zwei Jahrhunderten nachverfolgt und unter anderem ihre Lebensdauer, Verwandtschaftsverhältnisse und soziokulturellen Gemeinsamkeiten verglichen. Ja, das geht tatsächlich! Obwohl ich auch ab und zu irritiert bin, mit was andere so ihren Lebensunterhalt verdienen.

Dabei kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass unsere Lebensdauer nur zu ungefähr 7 % genetisch bedingt ist und weit mehr davon abhängt, wie wir unser Leben gestalten und inwiefern der Partner Einfluss darauf hat. Und damit meine ich nicht die Ehefrau, die dem Ehemann das Messer in den Rücken rammt, weil er eine Liaison mit der Nachbarin hat (die vielleicht auch noch zehn Jahre jünger ist). Wir suchen uns nämlich unbewusst Partner, die zu unserem Leben passen und von denen wir ausgehen, dass er oder sie ähnlich alt werden. Das klappt leider nicht immer, da gerade wir Männer den Frauen beim Paarungstanz deutlich mehr Vitalität vorspielen, als wirklich vorhanden ist. Und dann sind die Frauen sauer, dass wir Männer uns null an unsere Gesundheitsgelübde halten und frühzeitig von dannen gehen. Augen auf bei der Partnerwahl, wenn man nicht allein alt werden will.

Gewusst wie

Es hängt eben eine ganze Menge von meinem persönlichen Lebensstil ab, ob ich im fortgeschrittenen Alter eher in den »Club der Unter-27-Jährigen« eintrete oder mit Johannes Heesters noch in der »Gentlemen Bar« einen hebe. Die gute Nachricht dabei:

Sie haben Ihre Gesundheit und Ihr Leben in der eigenen Hand und sind nicht komplett von Ommas Genen abhängig. Aber damit sind Sie eben auch für sich und für die Fitness Ihrer Zellen verantwortlich und müssen halt schauen, dass sich keine Alterungsprozesse einschleichen. Das kann jedoch nur funktionieren, wenn Sie die Zelle an sich und die Prozesse, die sich darin abspielen, in- und auswendig kennen. Denn eine optimale Pflege und Wartung funktioniert ja nur dann, wenn man auch weiß, wie »dat Maschinche« funktioniert.

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