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1.2 Gut informiert sein über AD(H)S hilft, therapeutischen Strategien zu verstehen und eigene für sich zu entwickeln

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Die zehn wichtigsten Symptome – ein Kind mit ausgeprägter AD(H)S-Symptomatik:

• ist unaufmerksam und leicht ablenkbar

• ist hyperaktiv und in der Reaktion zu schnell oder verträumt und zu langsam

• ist impulsiv, es handelt ohne nachzudenken

• ist vergesslich mit schlechtem Kurzzeitgedächtnis

• wirkt zerstreut, hat eine geringe Eigenorganisation

• kann Regeln nur schwer einhalten

• hat eine schlechte Arbeitsorganisation

• ist stimmungslabil, zeigt eine »Achterbahn« seiner Gefühle

• leidet unter seinem Selbstwertgefühl, traut sich wenig zu

• ist in seinem Sozialverhalten nicht altersgerecht entwickelt

Das Erscheinungsbild des AD(H)S kann sehr unterschiedlich sein und trotz seiner vielen positiven Seiten können die negativen Symptome überwiegen. Diese verursachen einen Leidensdruck und beeinträchtigen die altersgerechte Entwicklung von Selbstwertgefühl und Sozialverhalten auf Dauer. Die Kernsymptome, wie auffällige innere oder äußere Unruhe, beeinträchtigte Konzentration und Daueraufmerksamkeit, schlechte Merkfähigkeit, hohe Ablenkbarkeit verbunden mit unüberlegtem Handeln, sollten immer nachweisbar sein. Das alles verbunden mit zu großem Energiepotential oder Antriebsschwäche, Zurückgezogenheit, Überempfindlichkeit, zu langsamen und verträumten Handeln, Kraftlosigkeit, Selbstbeschuldigung und Versagensängsten kann AD(H)S sein, je nach Erscheinungsform. Die wesentlichen neurobiologischen Ursachen sind jedoch bei allen gleich. Die Verschiedenheit in der Symptomatik ist genetisch bedingt und erfordert in einigen Bereichen auch eine unterschiedliche Herangehensweise, wodurch Diagnosestellung und Behandlung manchmal schwierig sind und nicht nach einem Schema erfolgen können!

Zwischen den beiden Haupttypen des ADS mit und ohne Hyperaktivität – ADHS und ADS – gibt es viele Zwischenformen (Subtypen) mit unterschiedlicher Symptomatik.

Die typische Symptomatik beim ADS mit Hyperaktivität (ADHS) wird dominiert von Unruhe, Unbeständigkeit, Mangel an Konzentration und Flexibilität bei der richtigen Auswahl von Handlungsmustern und Impulsivität. Diese Verhaltensauffälligkeiten haben neurobiologische Ursachen, deren Behandlung auch neurobiologisch orientiert erfolgen sollte.

Worunter leiden Menschen mit ADHS und was würden sie gern ändern?

• Ihre ständige Unruhe und den nicht zu unterdrückenden Bewegungsdrang

• Ihre deutliche Beeinträchtigung von Konzentration und Daueraufmerksamkeit

• Ihre hohe Ablenkbarkeit und Vergesslichkeit

• Ihre Schwäche, Verhalten, Kraft und Sprechen angemessen steuern zu können

• Ihre zu spontanen und überschießenden Reaktionen, sowohl verbaler als auch körperlicher Art, die sie selbst schwer bremsen und kontrollieren können

• Ihre Unfähigkeit, in kritischen Situationen schnell und sozial angepasst zu reagieren

• Weder zügig anfangen, noch das Angefangene auch zu beenden

• Ihre emotionale Labilität mit veränderter Eigenwahrnehmung (»Ich war das nicht, die anderen haben Schuld«)

• Ihren Drang, vieles gleichzeitig zu machen, keine Prioritäten zu setzen

• Ihr schnelles Arbeitstempo bei fehlendem Zeitgefühl

• Ihre verzögerte Entwicklung in der Wahrnehmungsverarbeitung, bei der sozialen Reife und den motorischen Funktionen

Das ist eine ganze Reihe von möglichen Problemen, die aber längst nicht immer alle vorhanden sein müssen. Erst aus der Summe der genannten Symptome und vor allem aus der gründlichen ärztlichen Untersuchung mit mehreren Patientenkontakten kann die Diagnose gestellt werden. Wobei die wichtigen Symptome, wie Hyperaktivität, Konzentrationsschwäche und Ablenkbarkeit nicht immer beim ersten Kontakt sichtbar vorhanden sein müssen, denn wenn alles neu und interessant für den Betroffenen ist, kann er kurzzeitig hochkonzentriert sein.

Kinder und Jugendliche ohne Hyperaktivität, auch »hypoaktiv« oder wissenschaftlich als »ADS vom unaufmerksamen Typ« bezeichnet, leiden vorwiegend unter Lernschwierigkeiten und sozialer Ausgrenzung, weniger unter nach außen hin auffallender und somit störender Hyperaktivität.

Diese Betroffenen leiden jedoch meist mehr als die Hyperaktiven, ihre häufigsten und typischen Symptome sind:

• Sie sind im Denken und Reagieren zu langsam, wirken manchmal regelrecht umstellungserschwert

• Sie können Handlungsabläufe und kognitive Fähigkeiten nur zeitlich verzögert abrufen

• Sie haben immer zu viele Gedanken und zu viele visuelle Bilder im Kopf

• Sie träumen vor sich hin und »klinken« sich aus dem aktuellen Geschehen aus, dadurch bekommen sie weniger vom sozialen Umfeld (Unterricht! Vorlesung!) mit

• Sie merken sich Nebensächlichkeiten oft sehr gut, besonders wenn diese emotional eingebunden sind

• Sie sind leicht ablenkbar, erfassen und behalten Wichtiges nicht

• Sie sind sehr empfindlich, schnell gekränkt und weinen leicht

• Stress blockiert ihr Handeln und Denken

• Sie sind innerlich und auch äußerlich unruhig, aber letzteres meist viel diskreter

• Sie suchen immer zuerst die Schuld bei sich und entwickeln zeitig ein schlechtes Selbstwertgefühl

• Sie leiden unter Versagensängsten und Schwierigkeiten bei der sozialen Eingliederung

• Sie können sich nicht sozial angepasst schnell genug verteidigen

• Ihr Arbeitstempo ist ausgesprochen langsam, ihr Antrieb gering

• Sie wiederholen immer wieder die gleichen Beschäftigungen, um ihre Gedanken auszurichten und ihre innere Unruhe abzureagieren (z. B. malen, lesen, spielen mit Puppen oder Legosteinen, Nägel knabbern)

• Sie ziehen sich zurück, man kommt nur sehr schwer an sie heran

• Sie führen einen täglichen, aber meist erfolglosen Kampf um Anerkennung und Erfolge, bis sie schließlich resignieren

• Sie sind innerlich verunsichert, psychisch labil und werden leicht zum Mobbingopfer

• Ohne wirksame Hilfe läuft mit zunehmender Belastung für sie alles schlechter als erwartet, trotz eifrigen Übens und Lernens erleben sie viele Misserfolge

• Sie fühlen sich hilflos, vor allem unverstanden und ausgegrenzt

Alle die aufgeführten Symptome zeigen sich stärker unter Belastung, weshalb sie in der Schule, die Leistung und ein entsprechendes Verhalten abfordert, stärker und früher auftreten als im häuslichen Milieu. So sind es häufig die Lehrer, die diese Auffälligkeiten zuerst bemerken und dann eine typische AD(H)S-Symptomatik meist unbewusst sehr gut beschreiben. Im Zeugnistext beschreibt eine Lehrerin ihren Schüler mit fast allen typischen ADS-Symptomen wie folgt:

»Kevin arbeitet im Unterricht kaum mit, lässt sich leicht ablenken, muss immer wieder zur Weiterarbeit aufgefordert werden und hatte Mühe mit seiner Zeit zurechtzukommen. Ständiger Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit lähmte seine Arbeit. Beim Erfassen neuer Inhalte brauchte er viel Zeit. An die Inhalte zurückliegender Unterrichtsstunden erinnerte er sich meist nur lückenhaft. Bei der Gruppenarbeit, im Umgang mit den Mitschülern und bei der Mitarbeit war er sehr zurückhaltend.«

AD(H)S - Hilfe zur Selbsthilfe

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