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2.8 Gefühle besser steuern, aggressives Verhalten vermeiden

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Wie bekomme ich meine Gefühlsausbrüche besser unter Kontrolle?

Zuerst folgende Empfehlung als Voraussetzung zum Einüben von motorischer Ruhe mit Hilfe eines Entspannungstrainings Kap. 2.9 und Kap. 9.1.

Weitere wichtige Fähigkeiten zur Verbesserung der Gefühlssteuerung, die vielleicht in einem ersten Schritt mit Hilfe eines Therapeuten eingeübt werden sollten, der die Eltern oder den Coach anleitet, sollten mit folgenden Aufgaben dann zu Hause täglich, aber nacheinander trainiert werden:

• Andere Menschen differenziert wahrnehmen und ihre Körpersprache deuten

• Eigene Vorurteile und eingeschliffene Verhaltensweisen erkennen und verändern

• Angemessene Selbstbehauptung als positive Form der Aggression zulassen

• Ruhig und überlegt reagieren, andere erst ausreden lassen, dann nachdenken, sich beruhigen und sodann erst antworten

• Nicht alles persönlich nehmen und überbewerten

• Dem anderen und sich selbst Schwächen eingestehen

• Unter Stress geht schnell die Kontrolle über das, was gesagt wird verloren, da Stress die Kontrollfunktionen im Stirnhirn blockiert, gute Vorsätze und die innere Stimme werden ausgeblendet. Es folgen Reue und tausendfache Entschuldigungen. Deshalb ist es wichtig, das beim Streit im Zorn Gesagte nicht über zu bewerten und nicht sofort darauf zu reagieren, sondern besser alles zeitversetzt zu besprechen und richtigzustellen.

• Unbedingt an einer besseren Eigenkontrolle arbeiten, da manchmal das im Zorn Gesagte unverzeihlich sein und eine Beziehung auf Dauer belasten kann.

• Droht ein akuter Konflikt zu eskalieren, ist es ratsam, eine kurzzeitige räumliche Trennung der beiden Streithähne vorzunehmen, um den Abbau von Aggressionen zu ermöglichen. Dies sollte so früh wie möglich, am besten schon im Vorschulalter und in der Familie, praktiziert werden.

Wichtig ist es, von Anfang an so weit wie möglich ein gutes soziales Umfeld zu pflegen, in dem mit gegenseitiger Achtung und Wertschätzung emotional liebe- und verständnisvoll miteinander umgegangen wird. Folgende Strategien sind Familien mit AD(H)S-Betroffenen zu empfehlen, um mit aggressivem Verhalten, auch präventiv, umzugehen:

• Wichtig ist die positive Vorbildwirkung aller Familienmitglieder! Denn die meisten Verhaltensmuster übernehmen die Kinder von ihren Eltern. Also dem Kind das vorleben, was von ihm erwartet wird. Dabei nicht viel polemisieren, sondern mit kurzer klarer Ansprache dem Kind zeigen, wie es sich verhalten soll. Oder besser noch: wichtige Verhaltenskorrekturen vormachen, gewünschtes Verhalten üben, schriftlich vereinbaren und dann auf dessen konsequente Einhaltung achten und diese loben

• Klar definierte Grenzen formulieren

• Auf unerwünschtes Verhalten möglichst nicht sofort reagieren. Aber zeitversetzt, wenn sich die Situation beruhigt hat, darüber sprechen und dieses gemeinsam korrigieren

• Dabei keine negativen Dinge aus der Vergangenheit hervorholen, keine gegenseitigen Vorwürfe dulden, immer mit Lob beginnen

• Bei aggressiven Ausbrüchen das Gespräch sofort abbrechen, sich räumlich trennen, um sich zu beruhigen und erst wieder das Zimmer betreten, nachdem die Erregung abgeklungen ist

• Dem Kind zeigen, wie es sich sozial angepasst abreagieren kann: z. B. gegen einen Boxsack oder auf ein Kissen schlagen

• AD(H)S’ler haben meist ein schnelles und hohes Erregungspotential, das sie nur schwer beherrschen können. Da sich AD(H)S vererbt, können die Eltern ungewollt ähnliches Verhalten zeigen: Deshalb auch als Mutter und Vater sich selber gegenüber Selbstkontrolle und Aggressionsabbau einfordern und mit Einfühlungsvermögen und Verständnis zeigen und erklären, wie z. B. ein solches Verhalten auf andere wirkt; deshalb sich immer wieder als Eltern auch selbstkritisch fragen: »Wie beurteilen andere unser eigenes Verhalten?«

• Mögliche Handlungsfolgen aus Sicht des Gegenübers aufzeigen und mit versöhnender Geste erwünschtes Verhalten als Anleitung zum Üben vormachen

• Kritische Situationen durch Humor entschärfen

Flippt das Kind aus und die Situation droht zu eskalieren, ist Eltern und Lehrern folgendes Krisenmanagement zu empfehlen:

• Bewahren Sie Ruhe und reagieren Sie möglichst gleichgültig

• Handeln Sie nicht vorschnell und verzichten Sie auf unüberlegte Schuldzuweisungen

• Meiden Sie Blickkontakt, senken Sie die Stimme, verhalten Sie sich ruhig und wenden Sie sich ab

• Reden Sie nicht auf das Kind ein, denn es ist gestresst und nicht aufnahmefähig

• Lassen Sie das Kind zunächst sich beruhigen, stellen Sie dann eventuell Körperkontakt her

• Lassen Sie genügend Zeit verstreichen, bis die Erregung bei allen abgeklungen ist, verlassen Sie dafür eventuell das Zimmer für eine kurze räumliche Trennung

• Nehmen Sie aggressive Äußerungen nicht persönlich

• Führen Sie mit dem Kind nach einem angemessenen Zeitraum (nicht zu kurz, nicht zu lang) ein klärendes Gespräch mit gemeinsamer Aussprache, vereinbaren Sie dabei gemeinsam eine Lösungsvariante

AD(H)S - Hilfe zur Selbsthilfe

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