Читать книгу AD(H)S - Hilfe zur Selbsthilfe - Helga Simchen - Страница 17

2.4 Hürden nehmen, Klippen meistern, Hilfe zur Selbsthilfe

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Voraussetzung einer erfolgreichen Behandlung des AD(H)S ist zunächst immer eine sichere Diagnose und damit der Nachweis von dessen Kernsymptomen Hyperaktivität, Konzentrationsmangel, emotionale Steuerungsschwäche und beeinträchtigte Wahrnehmungsverarbeitung.

Für die Therapie bedeutet dies, die entsprechenden Defizite möglichst früh zu erkennen und gezielt zu beüben, am besten täglich mit Hilfe der Eltern, die, wenn erforderlich, durch professionelle Therapeuten einer sorgfältigen Anleitung bedürfen. Sollten sich dennoch keine Erfolge einstellen und ein Lernzuwachs ausbleiben, muss nach den Ursachen hierfür gesucht werden. Sind diese AD(H)S bedingt, sollte eine Erweiterung der Therapie durch Zugabe von Methylphenidat erwogen werden. Methylphenidat, ein Stimulans, beschleunigt die Nachreifung des Stirnhirns, wodurch intensives Üben dann erfolgreicher wird.

Übungen, um Lernen und Verhalten zu verbessern, können je nach Bedarf individuell zum täglichen Gebrauch zusammengestellt werden. Kinder und Studenten benutzen als Grundlage den von Schule oder im Studium geforderten Lernstoff, Erwachsene ihre Schwachstellen bei der täglichen Bewältigung der von ihnen erwarteten Leistungen.

Wie sich Lernen und Verhalten ab sofort verbessern lassen:

• Trainieren der Gedächtnisbahnen durch wiederholtes Lernen und Abfragen

• Sich immer wieder selbst motivieren, seine positiven Fähigkeiten einsetzen

• Anfangen können, Rituale, Struktur und Zeitplan einführen

• Dranbleiben, Angefangenes auch beenden

• Ordnung halten

• Störendes und Ablenkendes ausschalten

• Prioritäten setzen, sich nicht überlasten

• Kleine Päckchen lernen und wiederholen, den Arbeitsspeicher nicht überlasten

• Reizüberflutung, Stress und Erschöpfung vermeiden

• Pausen einlegen mit aktiver körperlicher Betätigung

• Fehlverhalten unterbrechen und korrigieren

• Gewünschtes Verhalten immer wieder üben und sich einprägen

Diese Schritte sind für jeden machbar, vorausgesetzt er will und hat sich noch nicht aufgegeben. Seine AD(H)S-Problematik zum Positiven verändern kann man in jedem Alter. Aber, je älter man wird, umso schwerer kann man die schon eingeschliffenen und automatisierten Gewohnheiten ändern, und desto schwieriger und langwieriger ist die Behandlung. Bei ausgeprägter Symptomatik ist eine Langzeittherapie mit Zugabe von Methylphenidat meist unumgänglich. Sie dauert immer über mehrere Jahre, manchmal auch Jahrzehnte. Je später der Behandlungsbeginn ist, umso mehr AD(H)S-bedingte Komorbiditäten, wie depressive Verstimmungen, Angst- und Zwangsstörungen, Selbstwertkrisen und Burnout, können die Behandlung zusätzlich erschweren.

Aber Menschen mit einem ADHS (also der hyperaktiven Form des ADS) haben viel Power, sie sind »Stehaufmännchen«, was ihre Behandlung erleichtert. Menschen mit einem ADS ohne Hyperaktivität sind viel schwieriger zu behandeln, sie sind schwerer zu motivieren und geben schneller auf. Sie neigen zum Rückzug mit Selbstwertkrisen und kurzen depressiven »Abstürzen«.

Wenn Sie als AD(H)S-Betroffene(r) den festen Willen haben, sich zu ändern, einen guten Therapeuten und einen guten Coach gefunden haben, dann ist vieles möglich.

Unser Gehirn ist in der Lage, lebenslang zu lernen, indem es seine Nervenbahnen umbaut, was mit zunehmendem Alter jedoch leider deutlich langsamer erfolgt und viel mehr Zeit und Anstrengung erfordert. Durch wiederholtes Einüben von Handlungsabläufen und ständiges Wiederholen von Lerninhalten kann auch ein AD(H)S’ler seine Verhaltensweisen und seine kognitiven Leistungen verbessern, vorausgesetzt, sein Gehirn ist noch umbaufähig, d. h. es dürfen keine hirnorganischen Erkrankungen wie Alzheimer, Demenz oder schwere psychiatrische Erkrankungen vorliegen. Noch so gute Medikamente als alleinige Therapie bringen auf Dauer wenig, wenn die Lernbahnen nicht durch ständiges Üben trainiert werden. Ihnen geht es dann ähnlich wie Muskeln, die sich durch Training verstärken, aber in langen Ruhezeiten schrumpfen. Auch störendes Verhalten kann mittels Training durch gewünschte Verhaltensweisen ersetzt werden. Je häufiger trainiert wird, umso besser automatisiert sich das gewünschte Verhalten, ähnlich dem Lernen eines Musikinstrumentes oder des Autofahrens.

AD(H)S - Hilfe zur Selbsthilfe

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