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1.5.5 Die Mängel unseres Schulsystems

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Zu den Faktoren, die eine Zunahme psychischer Störungen bei unseren Kindern begünstigen, zählen auch Veränderungen in Schule und Unterricht, die den Lernerfolg nicht weniger Schüler beeinträchtigen und bei diesen zusätzlich zu Stress und Misserfolgen führen. In vielen pädagogischen Bereichen, die wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ausüben, wird viel zu sehr auf wissenschaftlich unzureichend fundierter Basis experimentiert. Beispiele dafür sind:

• Kein frontaler Unterricht mit Blickkontakt zum Lehrer

• Das Schreiben in den ersten Klassen erfolgt nach Gehör und ohne Beachtung von Groß- und Kleinschreibung, Doppellauten und Vorsilben. Dadurch entwickeln sich bei vielen Kindern die neuronalen Bahnen, das Wortbildgedächtnis und die Automatisierung des Schreibvorganges zu spät oder nur unzureichend. Falsch geschriebene Wörter werden im Langzeitgedächtnis dann erst einmal abgespeichert.

• Das gleichzeitige Aufzeigen zu vieler unterschiedlicher Rechenwege

• Das Erlernen der Zeichensprache oder der alten deutschen Schrift

All diese methodisch nicht abgesicherten und die Schüler überfordernden Vorgehensweisen mussten Kinder über sich ergehen lassen, die in den letzten Jahren wegen Lernproblemen in meiner Praxis in Behandlung waren. Natürlich gingen ihre Lehrer davon aus, ihren Unterricht durch den Einsatz vielfältiger Methoden besonders gut und interessant zu gestalten. Manches sollte den Kindern das Lernen erleichtern – nur wurde bei einigen Schülern dadurch das Gegenteil erreicht.

Auch das ständige Umsetzen in den unteren Klassenstufen ist eine zusätzliche Belastung für viele Kinder. Die heutzutage in Klassenzimmern häufig anzutreffende Anordnung der Tische und Stühle in Sechsergruppen und kreisförmig im Raum kann kein Vorteil sein. Viele Kinder haben weder den Lehrer noch die Tafel im Blickfeld, wenn sie geradeaus schauen. Kinder brauchen in der Grundschule zum Lernen den Frontalunterricht und Ruhe in der Klasse. Ihr Augenkontakt zum Lehrer, seine Mimik und Gestik fixieren ihre Aufmerksamkeit auf das von ihm Gesprochene. Ein Kind, das in der ersten Klasse schon mit dem Rücken zur Tafel sitzt und sich ständig zur Lehrerin und zur Tafel umdrehen muss, ist in seiner Lernfähigkeit von Anfang an benachteiligt. Da hilft auch kein ständiger Platzwechsel.

Lernen setzt eine Kontinuität im Lernprozess mit einer guten Beziehung zum Lehrer und einem stabilen äußeren Rahmen voraus.

Die häufigen Vertretungsstunden aufgrund abwesender Lehrer, der Lehrermangel und die häufige Überforderung unserer Lehrer belasten die Schüler indirekt.

Die Ganztagsschule, die richtig ausgeformt grundsätzlich zu begrüßen ist, weist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch einige Mängel auf. Sensible, reizüberforderte Kinder leiden unter der Lärmbelastung, der sie den ganzen Tag ohne Unterbrechung ausgesetzt sind. Sie können sich in den Zwischenzeiten nicht ausreichend erholen, um Kräfte zu sammeln und Stress abzubauen. Schriftliche und mündliche Schularbeiten sollten erledigt sein, wenn Schüler gegen 16 Uhr die Schule verlassen. Wenn Kinder in der Unterstufe nach 17 Uhr noch ausstehende Hausaufgaben zu Hause erledigen müssen, sind sie damit überfordert und reagieren mit Ablehnung oder Verweigerung.

Der häufig überfüllte Pausenhof stellt für einen Teil der Kinder mit seinem zu hohen Geräuschpegel ein weiteres belastendes Problem dar. Auf dem Schulhof größerer Schulen verbringen nicht selten über 1.000 Kinder ihre Pause. Hier kann nicht abgeschaltet werden, die Geräuschkulisse verstärkt stattdessen vorhandenen Stress. Für vorgesehene körperliche Beschäftigungen reichen die bereitstehenden Spiel- und Sportgeräte oft nicht aus. Die Enge des Pausenhofs erhöht die Aggressivität, da viele Kinder bewusst oder unbewusst angerannt werden und sich provoziert fühlen. Vorhandene Aggressivität wird durch das Provozieren von Mitschülern abreagiert. Der Aufsicht habende Lehrer ist dabei von vornherein überfordert.

Entwicklungsbeeinträchtigungen nehmen in der Kindheit infolge nicht verkraftbarer psychischer Dauerbelastungen und dem damit verbundenen Stress zu.

Was könnte das Schulsystem dagegen tun? Für eine positive Persönlichkeitsentwicklung aller Schüler sind qualitativ gut ausgebildete und als Vorbild für die Schüler dienende Lehrer, die nach einem wissenschaftlich fundierten Lehrprogramm kontinuierlich arbeiten, leider noch zu häufig ein Wunschtraum. Ruhe, Kontinuität und Rituale im Unterrichtsablauf wären erforderlich. Auch eine regelmäßige Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Elternhaus wären förderlich bzw. notwendig.

Essstörungen und Persönlichkeit

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