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12. Die Mauer

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Montagabend war Dimitrios Konstantinos Parapopoulos fertig. Selbst Farbe angelegt hatte er schon. Achilles’ Papa arbeitete schnell, er hatte seit den Sechzigerjahren Erfahrung mit Umbauten. Wenn es etwas an der Wohnung zu werkeln gab, war er seit vielen Jahren unser Mann. Im Handumdrehen zog er in Trockenbauweise mitten im Flur eine Mauer an genau der Stelle hoch, wo die alte Trennwand gestanden hatte.

Ich versicherte ihm, wie sehr Albert sich über die tolle Wand freuen würde, wenn er heimkäme, steckte Dimitrios die vereinbarten Scheine zu und verabschiedete den treuen Helfer.

Zum Glück hatte ich nach einigem Suchen die Schlüssel für die Etagentür von nebenan wiedergefunden, die seit Ewigkeiten nicht mehr geöffnet worden war. Die beiden Zugänge, hübsch mit Bleiglaseinsätzen im Jugendstil, lagen Seite an Seite im Treppenhaus. Für Dekaden hatte die eine ihre Funktion verloren, ab heute führte sie wieder in die Wohnung links.

Sorgfältig setzte ich Alberts Namen aus Nudelsuppenbuchstaben zusammen und pappte sie auf ein Papptellerchen. Die Nudelpackung war abgelaufen, er konnte also froh sein, dass ich den Inhalt noch verwertete. Großzügig klebte ich ihm sogar noch seinen Titel davor. PROF. DR. ALBERT AUERBACH. Ohne Wechselburger.

Dann bastelte ich mir ein neues Namensschild aus einem lustigen bunten Weingummi-Alphabet. CONSTANZE WECHSELBURGER. Ohne Auerbach. Beide Namensschilder pinnte ich draußen an die jeweilige Eingangstür.

Ich nestelte Alberts Türschlüssel an den Anhänger mit dem Plüschherz, den Albert für mich auf der Dippemess beim Blechdosenwerfen gewonnen hatte (die Wurfgebühr hatte ich bezahlt!), steckte den Schlüssel in einen Briefumschlag, schrieb »A.A.« drauf und klebte ihn mit Tesafilm außen an den Holzrahmen von Alberts Wohnungstür. Den Ersatzschlüssel behielt ich.

Bis abends um elf hatte ich alle Kuckucksuhren bei mir abund drüben bei Albert hingehängt und sogar das abgegangene Hirschgeweih wieder angeleimt. Um halb zwölf hing mein Flur beidseitig voll mit Gemälden. Alberts Morgenmantel trug ich freundlicherweise auch noch hinüber und schmiss ihn auf sein Bett im Frankfurter Bad.

Dann zog ich mich in meine Wohnung zurück, öffnete eine Flasche Champagner und begann mein neues Leben.

Der lange Jammer hatte ein Ende!

Beim nächsten Mann bleib ich solo

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