Читать книгу 1 PUNKT - Helmut Ecklkofer - Страница 17

ESCAPE HYSTERIE LIEGT IN DER LUFT

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Digitale Strukturen umgeben Tessa. Ihre Perspektiven und ihr Denken laufen wie Programmcodes ab. Die Macht der Vernetzung dringt tief in sie ein. Sie steht an ihrem Lieblingsplatz, einem kleinen See weit außerhalb der Stadt. Die Wasserfläche gleicht einem mit schwarzem Klavierlack überzogenem Boden. Die unzähligen kleinen feinen Poren wirken wie die Haut in ihrem Gesicht. Die reale und die virtuelle Welt verschwimmen vor ihr. Doch plötzlich sieht sie ihn. Sie lässt sich von seiner Schönheit einfangen, genießt seine Bewegungen, beobachtet das Licht auf seinem Gesicht, die Art, wie er aus einer Flasche trinkt. Immer wieder verliert sie ihn aus dem Blick, immer wieder sucht sie ihn. Tessa lässt sich mitziehen von dem Unbekannten ins Unbekannte, in ein anderes Leben. Sie hört neue seltsame Töne. Wechselt die Tonspur. Verlockende Klänge treiben ihre Phantasie an. Monotone Gesänge breiten sich in ihren Gehörgängen aus. Es ist der Gesang von der großen Welt, von unendlicher Verschwendung und Übertreibungen, der Gesang des Verschuldens, Verbrennens und Verglühens, der Gesang des Begehrens und der unendlichen Liebe. Die Lust verleiht ihr starke Energie. Tessa verfolgt nur ein Ziel. Sie fragt sich, ob sie an Wunder glaubt. Sie bräuchte eins. Alle Register von kokett bis naiv zieht sie. Geschminkt mit Sternenstaub verbreitet sie einen betörenden süßlichen Duft. Die Sonne versetzt ihre Haut in ein golden schimmerndes Kunstwerk. Es gibt keine Zweifel, sie wird Zeuge ihrer eigenen Metamorphose. Sie arbeitet wie eine humanoide Maschine, in der die virtuose Transparenz deutlich wird. Hysterie liegt in der Luft. Sie scheint zu zerbrechen an ihrer Gläubigkeit. Tessa flieht in die Unendlichkeit. Sie nimmt all die göttlichen Symbole mit auf ihre Reise. Aspergill und Hostienschale, Ziborium und Monstranz. Sie spürt jede einzelne Perle ihres Rosenkranzes zwischen ihren zarten Fingern. „Gegrüßet seist du.…“ Monotonie erwacht zu einem Ritual. Die immer gleichen Schritte, die immer gleichen Bewegungen, tausend-, ja hunderttausendmal ausgeführt. Neugierig erfasst ihr Blick den Altar. Die goldenen Türen blenden ihre Augen. Versteckt sich dahinter das Paradies oder nur ein trauriges Abbild der Welt, rätselhafter unbegreiflicher, langweiliger?

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