Читать книгу 1 PUNKT - Helmut Ecklkofer - Страница 24
ОглавлениеABSOLUT(ION)
DIE STERNE VERBLASSEN LANGSAM
Kim sieht aus dem Fenster. Der Festplatz am Ende der Straße leert sich langsam. Nur vereinzelte Musikfetzen dringen durch das Glas in den Raum. Sie trägt ein figurbetontes lavaschwarzes Kleid und ein mandarinfarbenes Armband mit einer silbernen Kugel. Ihre ahornbraunen Locken fallen lässig über ihren Hals. Sie sollte eigentlich in Muskat sein. Dort ist es jetzt sieben Uhr morgens. Die Sterne verblassen langsam im Dämmerlicht. Skelettartige Hunde stöbern in den Mauerresten nach Essbarem. Schrill klingt es aus den Lautsprechern, denn der Muezzin ruft zum Morgengebet. Leichen liegen verstreut wie ausgelegte Köder auf den staubigen Straßen. Kurzfristig wurde der Flug annulliert. Jetzt hat es nach dem Jemen, Iran, Irak, Saudi-Arabien auch den Oman erwischt. Der IS weitet sich wie ein Krebsgeschwür aus. Wie schön wäre es in Muskat doch gewesen. Im „The Chedi Hotel“. Sie sah sich schon im 103 m langen Pool schwimmen und abends bei Sonnenuntergang den feinen Lobster im Strandrestaurant bei Kerzenschein verkosten. Kreischende Möwen, Sonne, surferglitzerndes, unendlich scheinendes Meer. Wie würde sie den kühlen Schatten der großen mächtigen Dattelpalmen genießen und sich unter dem sichelförmigen Dach sicher und beschützt fühlen.
SIE FÜHLT SICH SO LEBENDIG
Ein Spaziergang mit Hendrik. Wo bleibt er nur. Er wollte diesmal pünktlich sein. Dieses eine Mal. Die Reise sollte eine Auszeit werden für die beiden. Sie kennen sich nun schon sehr lange und doch gibt es hundert Dinge, die Kim noch wissen will. Heute will sie ihn fragen. Wenn du ein Tier sein könntest, was möchtest du gerne sein? Wenn du ein anderer Mensch sein könntest, wer würdest du gerne sein? Doch noch immer ist nichts von Hendrik zu sehen. So stellt sie sich selbst einige Fragen? Beantwortet sich selbst die Fragen. Sie will vielleicht ein Delphin sein, Delphine lächeln und sind treu. Sie merkt, sie hat das Buch „Hendrik“ durchgeblättert, aber nicht gelesen. So fremd ist er ihr plötzlich. Kim, die schwarze Schönheit. Sie zieht immer die Aufmerksamkeit auf sich. Weltgewandt, anmutig, geschmeidig. Magisch. Das Licht schmiegt sich um ihren Körper. Ihre weinroten Lippen glänzen im Sonnenlicht. Ihre Haut, glatt wie polierter Marmor. Sie fühlt sich so lebendig. Kim will abheben wie ein Hubschrauber und alles von oben betrachten. Wie hoch wird sie fliegen?