Читать книгу 1 PUNKT - Helmut Ecklkofer - Страница 25

BLUE LEOS KÖRPER WIRD IMMER LEICHTER ER TAUCHT AB IN DIE TIEFE

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Marie legt seine Hand auf ihr Herz. Es klopft. Leben, Liebe, Freude, Begierde, Euphorie, Gefühle. Leo erkennt im Teleskop aus Raum und Zeit sich selbst und taucht ein in sein neues Leben. Es ist wie ein Rausch, ein Glückstaumel in smalteblau. Er genießt das Gefühl, auserwählt zu sein, begehrt zu werden. Er denkt an Faust und Gretchen. Er stellt sich die Gretchenfrage. Taucht immer weiter ein, taucht immer tiefer hinab. Leo wagt sich in die atemlose Stille. Die letzten Sonnenstrahlen durchdringen das türkisfarbene Meer. Er gleitet schwerelos durch die Elemente. Alles um ihn fühlt sich samtig weich an. Kein Laut, nur sein Körper, der astronautengleich und unmanövrierbar den Gezeiten ausgeliefert ist. Er schließt die Augen und sieht Marie mit ihren schwarzen lockigen Haaren, ihren schönen dunklen Augen, ihrer weiblichen Figur. Er denkt an das Lied von Mr. Probz „Waves“ und fühlt sich unendlich frei. Sein Atem wird tiefer. Er genießt die blaue Stunde und würde diese gegen nichts auf der Welt tauschen. Er würde auch die Liebe, die Verschmelzung von Atomen, das Vermischen von Protonen nicht eintauschen. Leos Körper wird immer leichter. Sein Geist sucht die Bilder der letzten Wochen wie ein Computer zusammen, vergleicht sie und bildet daraus ein wunderschönes Panoramabild. Er spürt die Ewigkeit in jeder Sekunde. Die Zeit scheint rückwärts zu laufen. Vor ihm taucht wie aus dem nichts ein Barrakudaschwarm auf. Doch wie auf ein unsichtbares Zeichen stieben die silberglänzenden Fische auseinander wie Blätter im Wind. „Paradies“, denkt er und das Lied klingt in seinen Ohren. Er nimmt jede einzelne Note, jede Harmonie wahr. Er fühlt sich wie Kapitän Nemo in seiner Nautilus 20.000 Meilen unter dem Meer. Leo begibt sich auf eine phantastische Reise. Er lässt sein altes Leben hinter sich und vollzieht eine Metamorphose. Milliarden Perlen hüllen ihn ein und bilden einen Schutzmantel aus reinstem Sauerstoff. Augenblicke schwimmen vorbei wie Delphine. Das Wasser ist tiefblau wie ein tiefer Ton. Aber wo ist Marie. Er taucht auf, dicht an die Wasseroberfläche, die wie ein Spiegel vor ihm liegt. Die Wellen schlagen unaufhaltsam an die steinernen Klippen. Nur die weißen Schiffe teilen das Wasser und durchschneiden das admiralblaue Tuch wie ein Maßschneider den Stoff. Er taucht ab in die Tiefe, durchsucht seine Seele. Irgendjemand hat sie weggezaubert. Marie ist verschwunden aus seinen Gedanken, aus seinen Träumen. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Ein letzter Atemzug, ein letzter Stich. Das Salzwasser in seinen Augen brennt wie Feuer. Die Tränen verschwinden im Meer der Gleichgültigkeit und lösen sich auf. Er verlässt das blaue Element. Er blickt gedankenverloren aufs weite Meer. Aus der Strandbar dröhnt Reggae-Musik herüber. Der Strand leert sich langsam. Nur noch einige Paare schlendern Hand in Hand an Leo vorbei. Nur noch einige unermüdliche Strandverkäufer versuchen ihr Glück mit ihren bunten Tüchern und Hüten, mit ihren Muschelketten und Armbändern. Er legt sich zufrieden in den feinen Sand. Wo endet seine Reise?

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