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Schlehen III Samstagnachmittag, 11. September 2010
ОглавлениеEgon Schneider will sich zuerst nicht äußern, als er mit Kalle zusammen am Managerhaus abgesetzt wird und Mach mit hochrotem Kopf gleich weiter fährt. „Da hat Machmal wohl Mist gebaut“, meint Schneider nur.
Kalle ist sauer und raunzt Bernd an: „Wärst du Komiker gleich von Owingen aus ne Schleife rauf zum Golfplatz gefahren, hätten wir vielleicht noch was gefunden. Aber so war nix mehr da. Wir haben ohne den Franz nicht mal mehr gefunden, wo der Stock gesteckt hat. Und der Mach hat den Franz einfach verhaftet. – Warum hast du bei der Füllenwaid nicht angehalten?“
Die Frage nach dem Nichtanhalten überhört Bernd einfach. „Ist der Franz etwa dein Klient?“, tut er verblüfft, wohl wissend, dass Franz von Unruh die Sache im Frühjahr sehr ernst genommen und Kalle mit Nachforschungen beauftragt hat.
Franz fand nämlich, zumindest behauptete er das, damals oberhalb des Golfplatzes im trockenen Gras und dem Brennesselverhau unter einem blühenden Schlehenbusch ein menschliches Skelett. Etwa zweihundert Meter von der einzelnen liegenden Kugel des Denkmals für die Opfer des Flugzeugzusammenstoßes aus dem Jahre 2001 entfernt. Er hatte seinen Wanderstock an den Wegrand gesteckt, die Stelle damit markiert und die Polizei verständigt, weil er dachte, man habe damals nach dem Flugzeugunglück vielleicht eine der Leichen nicht gefunden. Und das wiederum war äußerst unwahrscheinlich, weil man damals tagelang mit Hundestaffeln alles in der Umgebung abgesucht hatte.
Als die Kollegen von der Streife mit Franz von Unruh an den Platz kamen, fanden sie nur das kopflose Gerippe eines großen Hundes, und ringsherum war alles total verwühlt. Franzens Wanderstock fort! Und Bernd hatte bei der Suche, nachdem das Hundegerippe bereits weggeschafft worden war, aus reiner Neugier und um den Franz zu beruhigen, weitergemacht. Dabei war ihm ein einzelner silberner Ohrhänger in die Finger gekommen. Sehr verschmutzt und stark oxidiert, aber ohne irgendwelche sonstigen Spuren, wie das Labor später bestätigte. Wem der Ohrhänger verloren gegangen war, konnte man nur vermuten, dem Hund wohl kaum. Sicher hatte eine Frau diesen Hänger verloren. Wann allerdings und auf welche Weise, blieb ein Rätsel. Und ob es einem Opfer des Flugzeugzeugunglücks zuzuordnen war, schien auch nach der metallurgischen Untersuchung des Silbers nie klar zu sein.
Egon Schneider tippte darauf, dass das Schmuckstück bei einem heftigen Liebesakt auf dem lauschigen Rasenfleck neben dem Schlehenbusch verloren gegangen sein könne. Bernd war eher der Meinung, Schneider habe da Altmännerphantasien. Der Ohrhänger sei beim Schneiden von blühenden Schlehenzweigen für die Vase oder beim Schlehensammeln im Herbst unter den Strauch geraten. Aber das wäre sowieso nicht mehr zu ermitteln.
Wenn jemand seinen Hund auf diese Weise entsorgt hatte, so war es auch klar, warum sich weder Hundemarke, noch sonstige Erkennungszeichen fanden. Die Akte über das Hundegerippe und den Ohrhänger bei einem angeblichem Menschenskelett wurde also geschlossen, nachdem in der gesamten Gegend kein Hundebesitzer für die fragliche Zeit ermittelt werden konnte, der wegen unerlaubter Tierkörperbeseitigung hätte belangt werden können.
Jedenfalls hatte Franz von Unruh keine Ruhe gegeben, weil damals sein wertvoller Knotenstock mit den schönen Silbernägeln verschwunden war. Und Kalle war seither mit nutzlosen Nachforschungen im Wanderverein Ludwigshafen-Bodman und sonst wo beschäftigt, die ihm allerdings ein paar EURO in die notleidende Kasse seines Detektivbüros spülten.