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Familienmomente Samstagnachmittag, 11. September 2010
Оглавление„Ach, da bist du ja endlich“, wird Bernd von Judith, Claudia und Sarah empfangen. Und Judith setzt hinzu: „Du musst deinen kleinen Schreihals ein bisschen rum tragen, bis er sein Bäuerchen macht. Danach kannst du ihn in sein Bettchen legen. Wir gehen schon mal in die Küche. Komm nach, sobald Simon schläft. Claudia wird dir helfen.“
Damit legt sie Bernd das brüllende Bündel Simon, das ihr gemeinsamer Sohn ist, in den Arm. Die beiden Frauen verdrücken sich. Man hört sie die Treppe runterpoltern.
Nun ist er mit Simon und Claudia allein. „Gib ihn mir, Papa“, sagt Claudia, nachdem sie Bernd vorsichtig umarmt hat, um das Baby nicht zu erdrücken, „bei mir ist Simon immer sofort still. Gib ihn mir, Papa!“
Und wirklich ist Simon in Claudias Armen sofort still, strahlt seine Halbschwester an und nuckelt an seinem Schnuller, während sie ihm sein Bäuchlein reibt. „Siehst du, Papa, ich kann das schon. Geh ruhig runter zu den Anderen. Ich lege ihn nachher auch ins Bett!“
Was soll Bernd tun? Er ist froh, dass Claudia ihren Halbbruder so gern hat und ihre Aufgabe ernst nimmt. Damit kommt sie wohl immer weiter von dem Schock frei, der ihr im Januar zugefügt wurde. Da war ihre Mutter vor ihren Augen brutal ermordet worden und Claudia danach selbst einige Tage in der Gewalt von Entführern gewesen, ehe sie unter dramatischen Umständen befreit werden konnte. Und das Erlebnis vor ein paar Wochen in Sonogno, als das Häuschen überfallen wurde, in dem sie mit Judith und zwei Polizisten Wache schob, war auch noch zu verarbeiten. Polizistenkinder haben es manchmal schwer!