Читать книгу Schlehenbusch - Helmut Freiherr von Scheurl-Defersdorf - Страница 19
Feierabend Sonntagnachmittag, 12. September 2010
ОглавлениеLeere Bierkästen und Weinflaschen. Leere Wurstkessel. Auf dem Büfett nur noch Reste. Die Spülmaschinen laufen. Von den Seekameraden haben sich die angetrunkenen verzogen. Die Anderen haben beim Aufräumen, Einräumen, Ausfegen und Aufwischen zusammen mit den Managerschülern kräftig zugefasst.
„Ich bin mit Ihnen zufrieden, meine Herren“, verabschiedet Edwin Eberle seine Managerlehrlinge zur Villa am See in Nussdorf.
„Den Rest schafft ihr allein, und sperrt später bitte ab“, wendet er sich an Bernd und Judith, „den Schlüssel müsst ihr bei der Kirchengemeinde abgeben. Die will heute Abend hier einen achtzigsten Geburtstag feiern. Deshalb bleiben die Tische stehen.“
Bernd und Judith warten, weil Schneider am Tisch von Familie Dr. Lange ein ernsthaftes Gespräch führt. Wie man mitbekommen kann, geht es um Nikolaus Mach. Hilde sitzt daneben im Rollstuhl und wartet ungeduldig. Sarah ist mit Claudia und Simon schon zur Managervilla unterwegs.
„Eine Freude war die Zusammenarbeit mit dem jungen Kollegen bisher nicht“, sagt Schneider fast am Ende des Gesprächs, „vielleicht kann ihn mein Nachfolger zähmen. – Was ist mit dem überhaupt los?“
„Eine unangenehme Sache, Kollege Schneider“, wiegt Dr. Lange den Kopf, „den Rupprecht Borräus aus Frankfurt hat Ihr Breunecke schon kurz kennengelernt, während Sie sich am Walensee gesonnt haben. Die Häfler Sozis wollten den Borräus aus verschiedenen Gründen partout nicht haben. Der Borräus hat nicht nur viel Erfahrung mit der Fernverkehrsbranche, er blickt auch auf lange Erfahrung mit dem Rotlichtmilieu zurück. Das Zähmen von verliebten und widerborstigen Polizisten soll deswegen zu seinen Spezialitäten gehören. Warten wir einfach ab, was geschieht. Denn eigentlich sollte der Kollege Mach dem Borräus auf die Finger sehen, weil der Borräus vermutlich zu den Linken gehört. Nur wie der Herr Mach sich heute verhalten hat …. – Ich möchte Sie nicht gleich aus Ihrem verdienten Vorruhestand zurückholen müssen, Kollege Schneider, um Ordnung in den Laden zu bekommen! – Ich bitte Sie aber, Ihre Dienstgeschäfte bis zum Wiedereintreffen von Rupprecht Borräus außerplanmäßig wieder aufzunehmen. Der muss nämlich zur Klärung einer längeren Geschichte nach Frankfurt. Dem Kollegen Mach werde ich schon morgen eine entsprechende Notiz zukommen lassen, damit der sich fügt. Das mit der Besoldung regle ich für Sie. – Oder fühlen Sie sich nach Ihrem langen Urlaub nicht fit?“
Damit verabschiedet sich auch Dr. Lange mit einem Dank bei Judith und Bernd. Seine gefräßige Frau und die Töchter hatte er schon vorher zum Strandbad Nussdorf weggeschickt. Dort gäbe es Eis.
Endlich können Judith und Bernd nun den Rest aufräumen. Aber bevor sie zusperren, gibt es noch ein kurzes Gespräch zwischen Egon Schneider und Bernd Breunecke.