Читать книгу Innehalten - Helmut Rennschuh - Страница 17
1.4 Zu viel zu tun
ОглавлениеEin wichtiger Grund dafür, dass die meisten Menschen ständig „außer sich“ geraten, ist das Gefühl, zu viel zu tun zu haben. Trotz einer Vielzahl technischer Hilfsmittel wie Computer, Auto, Waschmaschine oder Geschirrspüler, die uns das Leben erleichtern können, erleben viele Menschen ihren Alltag als von Arbeit überladen. Bisweilen gewinnen wir den Eindruck, dass diese Hilfsmittel uns mehr Probleme schaffen, als sie uns an Arbeit abnehmen. So werden durch die Mobilität, die Auto und Bahn uns schenken, längere Schulwege und weitere Fahrten zur Arbeitsstätte erst möglich und nach und nach normal. Immer neue Kommunikationsmittel scheinen nicht nur in der Berufswelt immer neue Aufgabenfelder zu erschließen, all diese Geräte und Maschinen in unserem Haushalt wollen auch gewartet, repariert und fachmännisch bedient werden. Sie scheinen damit unser Leben oftmals komplizierter, anstatt einfacher zu machen.
Insgesamt haben sich die Erwartungen an uns und unsere eigene Vorstellung von dem, was wir an einem Tag alles erledigen können, mit der allgemeinen Beschleunigung des Lebens geändert. Daher lastet immer mehr Arbeit auf unseren Schultern. Betrachten wir unseren Arbeitsalltag etwas genauer, so können wir unsere Aufgaben in drei Kategorien einteilen:
• eine Fülle von Dingen, die getan werden müssen
• Dinge, die wir nicht tun müssen, die wir aber aus Pflichtgefühl und Perfektionsdrang dennoch erledigen
• Dinge, die nicht notwendig sind, die wir aber aus Gewohnheit oder aus innerer Unruhe heraus dennoch tun
Oftmals fühlen wir uns durch die Aufgaben der ersten Kategorie schon überlastet. Wir könnten uns dann fragen, ob einige dieser Aufgaben in Wahrheit vielleicht zur zweiten oder dritten Kategorie gehören und ob wir unser Leben grundlegend anders organisieren können. Doch anstatt uns in dieser Weise von Ballast zu befreien, reagieren wir auf das Gefühl, zu viel zu tun zu haben, meist mit dem Versuch, schnell heute noch etwas zu erledigen, um dann morgen mehr Zeit zu haben. Dies stellt sich oft als Illusion heraus, denn eine solche Entscheidung wird aus einer inneren Unruhe heraus getroffen, die immer neue Aufgaben entdeckt, sich dann durch weitere Erledigungen verstärkt und zu Erschöpfung oder Schlafstörungen führt. Damit entfernen wir uns weiter und weiter von der Ruhe, die wir eigentlich suchen.
Wenn wir innehalten und die Situation wahrnehmen, können wir unsere Lebenssituation mit mehr Abstand sehen und Entscheidungen treffen, die uns nicht immer weiter von uns selbst entfernen. Im Abschnitt 2.6 werden wir noch einen anderen, überraschenden Effekt des Innehaltens kennenlernen, der dazu beitragen kann, unser Leben in grundlegender Weise selbst dann zu entschleunigen, wenn unsere Aufgaben die gleichen bleiben.