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4. Diakonie, Seelsorge, Beratung

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Das konkrete Handeln zugunsten des Nächsten hat in der Praxis Jesu, seinen Wundern und Tischgemeinschaften wie seiner Reich-Gottes-Botschaft,58 den zentralen biblischen Haftpunkt und wird beispielsweise in der Kreuzestheologie aufgenommen und weitergeführt.59 Diakonie, Seelsorge und Beratung sind die institutionalisierten Formen dieses Handelns und dieser Botschaft – auch in den jeweiligen Verästelungen dieser Praxis, der rechtlichen Rahmenbedingungen und der diakoniewissenschaftlichen und poimenischen Theorien.60

Zwar bieten nicht selten Kreuzestheologie und Leidenschristologie Orientierung für solches Handeln, indem das Leiden und die Ohnmacht des Gekreuzigten als Grundlagen solidarischen Helfens und der diakonischen Zuwendung zu den Geringsten und Schwächsten verstanden werden; dadurch sollen nicht zuletzt patriarchale Strukturen und Verhaltensweisen einer solidarischen und partizipationsorientierten Ausrichtung weichen. Jedoch ist eine (zu) schwache Christologie dazu kaum in der Lage und weist ihrerseits spezifische Gefahren auf, wie beispielsweise ein übersteigertes Leidensverständnis im spirituellen oder ein grenzenloses Helferpathos im diakonisch-seelsorglichen Feld.

Demgegenüber kann die Rede vom munus regium / königlichen Amt hier die Perspektive weiten, wenn sie die Ausrichtung auf das Leben Jesu, die Reich-Gottes-Botschaft und die Auferstehung einbezieht und zugleich die Engführungen auf den nur transzendenten oder den nur ekklesiologischen Bereich überwindet:

»Im Licht des vorösterlichen Lebens Jesu gewinnt die Königsherrschaft Christi und der Seinen klare Konturen und entfaltet eine deutliche Botschaft der Freiheit und der diakonischen Liebe. Diese Königsherrschaft im Licht der Ausgießung des Geistes revolutioniert hierarchische und monarchische kirchliche und mittelbar auch politische Herrschafts- und Ordnungsformen. Denn dieser König ist zugleich Bruder und Freund, ja ein Armer und Ausgestoßener.«61

und als solcher der von Gott Auferweckte, der in dieser Neuschöpfung die Überwindung von Not, Tod und Unheil anzeigt.62 Nicht der Imperativ des Helfen-Müssens steht am Anfang, sondern die dankbare, auch weisheitlich geprägte Einsicht, mit und von der freien Selbstbegrenzung und Selbstzurücknahme anderer zu leben,63 die auch Diakonie und Seelsorge prägen soll. In dieser – durch die Christologie eröffneten – Perspektive gewinnt christliches Handeln in kirchlichen und säkularen Kontexten eine weite Ausrichtung und eine ermutigende Motivation:

»Nicht nur im Schatten der Not, sondern im Licht der Dankbarkeit sollten wir die gewaltigen diakonischen, pädagogischen, therapeutischen, rechtsstaatlichen, kirchlichen und interkulturellen globalen Herausforderungen ins Auge fassen, die uns veranlassen, um das weitere ›Kommen‹ des Reiches Christi zu bitten und uns dafür einzusetzen. Durch viele, in sich oft unscheinbare Taten der Liebe und Vergebung gewinnen das Reich Gottes und das Reich Christi Gestalt«,64

so dass auch das königliche Wirken Christi und der Seinen das Engagement für Bildung, Gesundheitsvorsorge, freiheitliche Gesellschaften, Menschenrechte und Menschenwürde orientiert und motiviert.65 Im konkreten diakonischen Handeln vor Ort und als Haltung der Christen sind Demut als Annehmen eigener Schwäche und Gebrechlichkeit, Gemeinschaft als auf Gegenseitigkeit beruhende Unterstützung und Sachlichkeit, die auf die Not des anderen, nicht auf religiöse oder ethische Forderungen, reagiert, wesentliche christologisch begründete Leitlinien,66 die gleichzeitig christliche Ethik als verantwortete Freiheit67 und als Ethik des Lebens68 erkennbar machen.

Gottes Menschenfreundlichkeit und das Fest des Lebens

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