Читать книгу Die beste Schule für mein Kind - Hendrik Lambertus - Страница 9
1.5Waldkindergärten
Оглавление»Die Natur reizt zum Fragenstellen. Die Antworten finden wir dann gemeinsam«, so fasst eine Erzieherin an einem Waldkindergarten die zentralen Vorteile des Waldes als Ort für Kinder zusammen. Zwischen Bäumen und Büschen, schlammiger Erde und Rindenmulch ergeben sich zahllose Möglichkeiten, etwas zu entdecken und neue Spiele zu erfinden. Das reicht von spannenden Krabbeltierchen unter dem Vergrößerungsglas über lustig hüpfende Springkrautsamen bis hin zu einem kaputten Nistkasten, der von der Kiga-Gruppe gefunden wurde und gemeinsam wieder repariert wird.
Die Grundausstattung vieler Waldkindergärten wirkt eher minimalistisch: ein Bauwagen am Waldrand als Unterschlupf, ein großer Platz zum Spielen, ein paar Holzbänke, ein Geräteschuppen – auf den ersten Blick nicht viel. Doch für die Kinder können sich beständig neue Welten eröffnen, wenn sie sich mit dem Spaten am Boden abarbeiten, Äste beschnitzen oder ein neues Fangenspiel erfinden.
An manchen Tagen ist die Gruppe auf dem eigenen Platz tätig, an anderen unternimmt sie Ausflüge und erforscht verschiedene Bereiche des Waldes. Mal ist freies Spiel angesagt, mal Projekte zu unterschiedlichen Themen aus der Natur und dem Jahreskreis, von der Erschaffung kleiner Holz-Kunstwerke bis zur Pflege eines eigenen Kartoffelackers.
»Wichtig sind Eltern, die sich auf den Waldkindergarten einlassen können«, sagt die Erzieherin. »Die keine Probleme mit dem Schmutzigsein und schlammigen Stiefeln haben und das Kind jeden Tag flexibel anziehen. Am besten mehrere Schichten Kleidung nach dem Zwiebelprinzip.«
Auch für die Kinder selbst kann der Wald herausfordernd sein, denn so ein Tag im Freien kostet Kraft – mehr als ein nachmittäglicher Besuch auf dem Spielplatz. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, darum ist eine flexible Eingewöhnung unerlässlich. Zudem erfolgt die Waldbetreuung entsprechend auch nicht ganztägig, sondern in der Regel als Vormittagsangebot. In Niedersachsen beispielsweise ist der Zeitrahmen, während dem die Betreuung im Wald erfolgen darf, auf fünf Stunden täglich begrenzt. Mitunter sorgt allerdings die Zusammenarbeit mit einem Haus-Kindergarten für verlängerte Betreuungszeiten.
Und später, wenn dann die Schule ruft?
»Manche Lehrerinnen und Lehrer haben das Vorurteil, dass aus dem Wald laute und motorisch unruhige Kinder in die Schule kommen«, weiß die Erzieherin zu berichten. »Das sind dann aber Lehrkräfte, die noch keine ehemaligen Waldkinder in der Klasse hatten.« Denn ihrer Erfahrung nach bringt der Wald offene und neugierige Kinder hervor, die ihren Forschergeist auch gern in der Schule ausleben.