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Das alternative Leben (Sketch)

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Eine Reporterin einer kleinen Lokalzeitung entschloss sich während der sauren Gurkenzeit ein Interview mit dem allseits bekannten Sandler Ferdinand Blauensteiner zu machen, der es in den letzten Jahren wegen seiner diversen Schlägereien zu trauriger Berühmtheit gebracht hatte.

R = Reporterin

S = Sandler

R (Setzt sich neben den vor sich hindösenden und schnarchenden

Unterstandslosen. Sachte packt sie ihn am Arm, um ihn wach zu

bekommen.)

Entschuldigen Sie, dass ich sie störe. Aber ich gehe wohl recht in

der Annahme, dass Sie der Herr Blauensteiner sind.

S He, Kumpel, siagst net, dass i schlofen wüll?

Und im übrigen kannst da de depperte Fistelstimme ogwena. De

fohrt an ja durch olle Knochen.

R Na, erlauben Sie mal, ich bin nicht ihr Kumpel

Darf ich mich vorstellen? Ich bin die Frau Schlauchfuchs von der

"Neusten Tagesrundschau" und würde mit Ihnen gerne ein Interview

machen.

S (Ist plötzlich hellwach)

Was San Se?

(Mustert sie von der Seite)

Ah, i was scho! So a Reporterheini Na! Kommt überhaupt net in

Frag. De Sortn von Leit hab i sowieso scho gfressen!

R Schauen Sie, Herr Blauensteiner, ich will Ihnen ja nur helfen.

S Se junges Gemüse wolln ma hölfen? Dass i net loch!

Aber andererseits,

(er schaut sie wieder kritisch von der Seite an)

wann i's so recht bedenk, bist eigentlich a fesche Katz. Kannst Ferdl

zu mir sagen.

R Ich wüsste nicht, dass wir per du wären!

S Oh, entschuldigen S' vülmals, gnä Frau. Jetzt hätt i bald vergessen,

Se San ja aus aner besseren Wölt als i.

R Also, kommen wir zur Sache: Wie lange sind Sie schon unterstandslos,

Herr Blauensteiner?

S Jo mei, wann i des no wissat! I glaub, es san jetzt scho ocht Johr, na

zehne san's.

(Nimmt einen Schluck aus der Weinflasche)

Na, dass i net liag. Jetzt was i's wieder, öfe san's.

R Tja, und wie ist es dazu gekommen? Können Sie mir das kurz

schildern?

S Des is a lange G'schicht. Wia i no jung wor, da hab i mi in a

reizendes Madel verliabt, grad so ane wia Se.

(Schaut die Reporterin ganz verliebt an)

Und nachher San holt de Gschroppn kumman. I hab dann Über-

stunden g'macht. Sunst kannst da ja nix leisten, wannst nur normal

arbeiten gehst. Mei Weibi wor scho a bissl grantig, wai i nie daham

wor.

Irgendwonn hob i's dann nimmer ausgeholten. I bin ins Wirtshaus

gangan und hab mein Frust abeg'soffen.

(Nimmt die Bierflasche und machte ein paar kräftige Züge)

Prost! Wüllst a was trinken?

(Hält die Bierflasche der Reporterin vor die Nase und klopft ihr auf

den Rücken)

R Nein, danke, ich habe keinen Durst.

S I bin ja net neidich, i hätt Ihna scho a Schluckerl geben. Aber i glaub,

es graust Ihna vor mir.

R So dürfen Sie das nicht auslegen. Erzählen Sie bitte weiter.

S Na jo, wia's holt so geht. Mei Ölte hat die Scheidung eingereicht. Auf

olles hab i verzichten müssen. Der Richter hat ja nur g'sehen, dass i

g'soffen hob, net? Aber eigentlich wor mei Olte schuld …De ewige

Keifferei wor ja net zum Ausholten.

(Gibt den Ellbogen auf die Schulter der Reporterin)

R Geben Sie den Arm von meiner Schulter weg!

S Schuldigen scho, gnä’ Frau, i wüll Ihna ja net zu nahe treten.

R Wenn ich Sie recht verstanden habe, dann sind Sie jetzt ohne

Wohnung dagestanden.

S Da Anzige, der no Verständnis g'hab hot, war mei Bruada. Also bin i

zu eham zog'n. No jo, des is holt a net lang guat gangan. Sei Frau is

so auf mit g'standen. Wia a dann spitz kriegt hot, dass sei Olte so a

geile Sau is, hot er mi außigschmissen.

R Hatten Sie dann noch die Möglichkeit, irgendwo als Übergangs-

lösung zu wohnen?

S Na, dann wor's vorbei. De feine G'söllschaft hat mi ausg'spuckt.

(Nuckelt an der Weinflasche)

R Angenommen, es würde Ihnen die Chance geboten werden, ins

normale Leben zurückzukehren, würden Sie dann mithelfen?

S Geh, Fräulein, des glaubst doch wul sölber net, dass si heut no wer

um an Sandler kümmert. Und sölbst wann. I glaub, i wüll nimmer. De

Menschen so so schlecht.

Dabei hätt i mei Weibi so gern g'hab. Olls hätt i für sie tan. Aber

allweil hat s'nur gestänkert, wann i mi für die Famülie abgerackert

hob.

R Andere haben auch schlechte Erfahrungen in ihrem Leben gemacht.

Deswegen muss man ja nicht alle gleich in einen Topf werfen.

S Geh, was verstehst denn du von mein Leben!? Bist du scho amol je

von olle verlassen wurden? Na siechst das.

Und überhaupt, warum erzähl i da denn des?

Aber irgendwie bist a fesche Kotz.

(Schaut die Reporterin von der Seite an)

Geh, loß di umarmen.

(Umarmt sie und drückt ihr einen Kuss auf die Wange)

R (Macht sich gewaltsam frei)

Was erlauben Sie sich denn eigentlich? Ich bin nicht ihre Frau!

Schade. Ich wollte ihnen helfen. So wie ich das jetzt erkennen muss,

bin ich wohl fehl am Platz.

S Tschuldign, gnä' Frau. Sie schauen mein Ex-Weibi so ähnlich. Für an

Augenblick hob i docht, i holt mei Olte wieder in die Orm.

Aber vielleicht könnten S' mi wieder amol besuchen kumman. Tat mi

ehrlich gfreien.

R Da haben Sie einen Zehner. Aber kaufen Sie sich nicht nur

Alkoholisches.

S Vergölt's Gott, gnö Frau.

(Schaut der sich entfernenden Reporterin nach)

An Zehner spend an net so schnöll wer.

I hätt's eigentlich gern vernascht. Wor a leiwande Puppen, wos?

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