Читать книгу Vor und nach der Jägerprüfung - Herbert Krebs - Страница 93

Langwaffen Allgemeines

Оглавление

Die Entwicklung der Jagdbüchsen ist weitgehend mit der von Militärwaffen verbunden. Bis weit nach der Einführung etwa der Dreyse’schen Kammerladungsbüchse (Hinterladung und Zündnadelschloss, ca. 1840) sowie dem Aufkommen der Mauserbüchse M/71 (die bereits ein Selbstspannerschloss hatte, Patronen mit Metallhülse verschoss und den Weg zur »Jahrtausendentwicklung« Mauser 98 einleitete) dominierten »jagdlich« abgeänderte Militärwaffen. Erst im späten 19. Jahrhundert erschienen wenige speziell für den zivilen Markt gebaute Büchsen, meist ein- und mehrläufige Kipplaufbüchsen sowie Blockbüchsen. Bei den Flinten setzte die Entwicklung zur ausschließlichen Jagdverwendung lange vorher ein. Bereits zur Zeit des Radschlosses, spä­testens des Perkussionsschlosses waren mehrläufige Jagdflinten üblich, übrigens eher in der »aufgebockten« Version (»Bockflinte«) als mit neben­einanderliegenden Läufen. Anfang des 19. Jahrhunderts gab Lefaucheux den Startschuss für Hinterlader-Kipplaufflinten. Deren Weiterentwicklung schloss Büchs-/Bockbüchsflinten ein und fand Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Hahndrilling (1892) ein nur vorläufiges Ende. Denn nicht lange danach waren die »Hammerless« genannten Selbstspanner-Kipplaufwaffen am Markt und werden in manchmal nur wenig abgeänderter Form heute noch gebaut – ergänzt allerdings durch moderne Handspanner-Versionen. Bei den Repetierbüchsen wurde das frü-her herrschende System Mauser 98 inzwischen durch weitgehend abgeleitete Konstruktionen ergänzt. Andere Büchsentypen wie die durch den rapide zunehmenden Schwarzwildbestand Ende des 20. Jahrhunderts beliebter werdende Selbst­ladebüchse etablierten sich neben der Repetier­büchse. Dagegen ging die Nachfrage nach kombinierten bzw. mehrläufigen Kipp­laufwaffen etwas zurück.



13 | Was sind Langwaffen?

Waffen mit einer Gesamtlänge von mehr als 60 cm (dazu gehören sämtliche Jagdgewehre). Ersetzt den alten Begriff »Handfeuerwaffen«.

14 | Aus welchen Hauptteilen besteht eine Langwaffe?

Aus dem Schaft, dem Lauf mit ggf. der Visiereinrichtung, dem Verschluss sowie dem Schloss mit Abzug und Sicherung bzw. Handspannung.

15 | Welches sind die gebräuchlichsten Typen von Jagdgewehren?

Bei den Flinten Doppelflinte und Bockflinte; bei den Büchsen die Repetierbüchse; bei den kombinierten Waffen Bockbüchsflinte und Drilling.

16 | Welche einläufigen Langwaffen gibt es?

Kipplaufbüchsen (seltener einläufige Kipplauf­flinten), Repetierbüchsen und Repetierflinten, Selbstladebüchsen und Selbstladeflinten.

17 | Was versteht man unter einer Flinte?

Flinten sind Gewehre mit glatten Läufen für den Schrotschuss auf Niederwild, auch für den Schuss mit dem Flintenlaufgeschoss (FLG).

18 | Welche einläufigen Flinten gibt es?

Einläufige Kipplaufflinten, Repetierflinten, Selbstladeflinten (halbautomatische Flinten).

19 | Was ist bei jagdlicher Verwendung von Selbstladeflinten und Selbstladebüchsen zu beachten?

Nach dem Jagdgesetz ist es verboten, mit Selbstladewaffen auf Wild zu schießen, wenn sich mehr als 2 Patronen im Magazin befinden.

20 | Welche zweiläufigen Flinten gibt es?

• Doppelflinte (oder Zwilling) mit 2 neben­einanderliegenden Schrotläufen

• Bockflinte mit 2 übereinanderliegenden Schrotläufen.

21 | Was ist eine kombinierte Waffe?

Eine Waffe, bei der Schrot- und Kugelläufe miteinander kombiniert sind.

22 | Welches sind die gebräuchlichsten ­Kombinationen?

• Bockbüchsflinte bzw. Büchsflinte mit über­einander- bzw. nebeneinanderliegendem Kugel- und Schrotlauf

• Drilling mit 2 neben­einanderliegenden Schrotläufen und einem Kugellauf, meist unten

• Doppelbüchsdrilling mit 2 nebeneinanderliegenden Kugelläufen und 1 Schrotlauf darunter

• Bockdrilling mit oben liegendem Schrotlauf, darunter einem großkalibrigen und seitlich dazwischen einem kleinkalibrigen Kugellauf

• Seltener der Vierling als Kombination von 2 Schrotläufen sowie einem groß- und einem kleinkalibrigen Kugel­lauf.


Bockflinte (BDF) Beretta


Blockbüchse Ruger Nr. 1


Geradzug-Repetierer: Blaser R8


Repetierbüchse: Sauer 100 Classic

23 | Was ist eine Büchse?

Büchsen sind Gewehre mit gezogenen Läufen für den Kugelschuss.

24 | Welche Büchsen gibt es?

• Repetierbüchse mit Mehrladeeinrichtung

• Einläufige Büchse (einschüssig) mit Kipplauf- oder Kippblock- oder Blockverschluss

• Bockbüchse mit 2 übereinander- bzw. Doppelbüchse mit nebeneinanderliegenden Kugelläufen

• Bergstutzen mit 2 übereinander­liegenden Kugelläufen verschiedenen Kalibers

• Selbstladebüchse (Halbautomat).

25 | Was kennzeichnet eine Repetier­büchse?

Sie hat einen Lauf und eine Mehrladeeinrichtung (Magazin). Die Zufuhr der Patronen in das Lager erfolgt von Hand, z. B. durch Betätigung des Kammerstängels bzw. des Vorderschafts bei Vorderschaftsrepetierern.

26 | Was ist ein Stutzen?

Eine einläufige (Repetier-)Büchse mit kurzem Lauf (ca. 45 – 55 cm), deren Schaft bis an die Laufmündung reicht (Ganzschaft).

27 | Wozu bevorzugte man den Stutzen ursprünglich?

Für die Gebirgsjagd, weil er »führiger« ist als eine langläufige Büchse und der Ganzschaft den Lauf vor Anschlagen an Fels usw. schützt.

28 | Welche Jagdwaffen haben 2 Kugelläufe?

Doppelbüchse, Bockbüchse und Bergstutzen ­haben 2 Kugelläufe, Doppelbüchsdrilling, Büchsflintendrilling und Bockdrilling haben zu ihren 2 Kugelläufen zusätzlich 1 Schrotlauf, der Vierling hat ­neben seinen 2 Büchsläufen noch 2 Schrotläufe.

29 | Was bedeutet die Bezeichnung »Bock-« (z. B. Bockbüchsflinte)?

Es handelt sich um ein Gewehr mit 2 über­einander angeordneten Läufen. Die oft benutzten Bezeichnungen »Bockdoppelflinte« oder »Bockdoppelbüchse« sind falsch (ein »weißer Schimmel«), weil »… doppel …« bereits in »Bock…« beinhaltet ist.

30 | Wofür werden Doppelbüchsen hauptsächlich benutzt?

Für Bewegungsjagden sowie allgemein für die Jagd auf Hochwild (»schneller 2. Schuss«).

31 | Was ist eine zweiläufige Büchse?

Bei den zweiläufigen Büchsen können die Läufe neben- und übereinander angeordnet sein (Doppelbüchse bzw. Bockbüchse, auch Bergstutzen).

32 | Was ist ein Bergstutzen?

Eine Bockbüchse mit einem groß- und einem kleinerkalibrigen Kugellauf.

33 | Welche Einzellader sind gebräuchlich?

Kipplaufbüchsen, Kippblockbüchsen, Block­büchsen sowie Einzellader-Zylinderverschluss­büchsen (wie z. B. manche Jagd-Matchbüchsen).

34 | Was ist eine Kipplaufwaffe?

Eine Waffe, die durch Abkippen des Laufes/Laufbündels geöffnet (und oft auch gespannt) wird.

35 | Was ist ein Drilling?

Der Drilling hat 2 nebeneinanderliegende Schrotläufe und meist darunter 1 Kugellauf.

36 | Welche Laufanordnung hat ein Doppelbüchsdrilling (auch »Express-Drilling«)?

Er hat 2 meist nebeneinanderliegende Kugelläufe und meist darunter 1 Schrotlauf.

37 | Was versteht man unter einem Bock­drilling?

Er hat einen oben liegenden Schrotlauf, darunter einen großkalibrigen Kugellauf und seitlich ­anliegend einen kleinkalibrigen Kugel­lauf.

38 | Welche Laufanordnung hat ein Büchsflintendrilling?

Er hat den Schrotlauf links sowie ­rechts daneben und unten einen Kugellauf.

39 | Welche Laufanordnung hat eine Bock­büchsflinte?

Schrot- und Kugellauf liegen übereinander (in der Regel oben Schrot, unten Kugel).

40 | Welche Laufanordnung hat eine Büchsflinte?

Schrot- und Kugellauf liegen nebeneinander.

41 | Was ist ein Vorderschaft- bzw. »Inline«-Repetierer?

Eine einläufige, mehrschüssige Büchse oder Flinte mit Kasten- (oder Röhren-) Magazin. ­Repetiert wird durch Vor- und Zurückschieben des Vorderschafts bzw. der Laufgruppe.

42 | Was ist ein Unterhebelrepetierer?

Eine einläufige, mehrschüssige Büchse (selten Flinte) mit Kasten- oder Röhrenmagazin, die mit einem Unterhebel repetiert wird.

43 | Welche Selbstladegewehre gibt es und was ist ihr Vorteil?

Selbstladeflinten und -büchsen haben den Vorteil des schnellen 3. Schusses. Für den Schuss auf Wild sind sie nur erlaubt, wenn das Magazin mit nicht mehr als 2 Patronen geladen ist.

44 | Was unterscheidet Selbstlader ­(»halbautomatische Waffen«) von (voll)automatischen Waffen?

Beim Selbstlader muss jeder einzelne Schuss durch Betätigen des Abzugs ausgelöst werden; nur der Nachladevorgang erfolgt zwangsgesteuert (»halbautomatisch«). Bei vollautomatischen Waffen unterscheidet man »Reihenfeuer« (mehrere Schüsse bei einmaliger Abzugsbetätigung) und »Dauerfeuer« (die Waffe schießt, solange der Abzug gedrückt ist). Vollautomatische Waffen sind für den privaten Gebrauch verboten.


Take-down-Repetierer mit Stutzenvorderschaft

45 | Nach welchen 2 Systemen funktionieren Selbstladegewehre?

Beim Rückstoßlader wird die (mechanische) Kraft des Rückstoßes für den Ladevorgang genutzt, während beim Gasdrucklader das Auswerfen der Hülse, das Spannen des Schlosses und Einführen einer neuen Patrone ins Lager durch die nach rückwärts geleiteten Pulvergase erfolgen.

46 | Was ist ein Take-down-Repetierer?

Bei einem Take-down-Repetierer lassen sich Lauf und Schaft abnehmen, sei es für Transporte oder um Wechselläufe in anderen Kalibern zu verwenden.

47 | Was versteht man unter »offener ­Visierung«?

Kimme (Aussparung eines auf dem Lauf angebrachten Blechs) und Korn (punktförmige, runde oder eckige Erhebung am Laufende in der Nähe der Mündung).

48 | Was ist eine Schonzeitwaffe?

Eine meist kleinkalibrige Büchse bzw. kombinierte Waffe, die (während der Schonzeit des Schalenwildes) der Jagd auf Kleinwild und ­Beutegreifer dient.




Schaftformen für Flinten und Büchsen

Vor und nach der Jägerprüfung

Подняться наверх