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Richard Wagner

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Thomas Manns Wagner-Liebe begann in seiner Lübecker Jugendzeit (GW XI, 418 f.).[66] Das Stadttheater inszenierte Lohengrin jedes Jahr in der Zeit von 1889 bis 1894, Tannhäuser jedes Jahr seit 1890, 1893 auch Die Meistersinger von Nürnberg. Emil Gerhäuser sang als Gast in der Spielzeit 1893–1894, Thomas Manns letztem Jahr in Lübeck, in Lohengrin und Tannhäuser.[67] Auf »die gewaltigen Wagner-Gerhäuser-Abende« blickt Thomas Mann in der Besprechung einer Operette im Frühlingssturm! zurück (14.I, 24).

In Rom erlebte er 1897, wie der Kapellmeister Vessella Wagners Musik gegen opponierende Liebhaber italienischer Musik durchsetzte. Eine nicht erhaltene Notiz von diesem Ereignis ist in die Betrachtungen eines Unpolitischen eingegangen (13.I, 88–90). In Buddenbrooks leitet die Erinnerung an einen Besuch der Oper Lohengrin Hannos schlimme Erfahrungen in der Schule ein. Buddenbrooks enthält die bedenkenswerte Wagner-Kritik des Organisten Pfühl. Sehr früh, wahrscheinlich schon in Lübeck, las Thomas Mann Nietzsches geistreiche satirische Schrift Der Fall Wagner mit Zustimmung und Genuss. Er kritisiert Wagner als Person, aber bewundert seine Größe als Komponist und liebt seine Musik. Öffentlich wird seine Kritik Wagners als wesentlicher Bestandteil des bürgerlichen Theaters mit dem Versuch über das Theater (1907).

Thomas Manns übernimmt in seiner Prosa oft Wagners epischen Aufbau seiner Musikdramen aus Motiven, die durch Wiederholungen den musikalischen Zusammenhalt des Werkes bekräftigen (so genannte »Leitmotive«). Manns Prosa kann wie eine Partitur gelesen werden, die auch komische Anspielungen enthält. Die Handlung von Buddenbrooks kann man als Parodie von Der Ring des Nibelungen lesen: Wie Wagners Ring beginnt der Roman mit einer Hauseinweihung und einer Geldforderung. In Manns Novelle Tristan übernimmt ein Schriftsteller, mehr komisch als tragisch, die Rolle von Wagners Tristan in Tristan und Isolde, was nicht hinderte, dass die Handlung der Novelle Isolde / Gabriele liebend in ihren Tod treibt. Eine Zeit lang versäumte der junge Thomas Mann in München keine Aufführung von Tristan und Isolde (21, 121).

Thomas Mann. Die frühen Jahre

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