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Kapitel 4 23. Juni 2011 06:30 Uhr

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Der Mann beobachtete die junge Frau mit dem missmutigen Gesicht. Eine steile Falte querte über der Nase ihre Stirn. Sie trug ein grünes Kostüm, das die sportliche Figur betonte. Braunes, leicht lockiges Haar krollte in die Stirn und fiel bis auf die Schultern hinab.

Plum und von der Mordkommission hatte sie sich dem Polizeibeamten vorgestellt. Graugrüne Augen sahen mehr belustigt, als verwundert auf den knienden Priester.

Eine anziehende, fast schöne Frau, dachte er. Der Ausdruck ihres Gesichts wechselte ständig und ließ die Emotionen ablesen. Empfindsam und doch strebsam, ging ihm durch den Kopf. Sie sah müde aus. Irgendwie verkatert. Oder musste sie den Nachtdienst überziehen? Hatte sie vielleicht Kinder, die sie über Nacht in Trab hielte? Erst einmal abwarten. Er hatte Zeit genug. Sie schien die geeignete Person für die vielen Zuschauer, die er erwartete. In einer Stunde würde er mehr wissen.

Er sah aus dem Fenster des Zimmers auf den Elisengarten. Langsam erwachte die Stadt. Eilig strebten die Menschen, wahrscheinlich, ihrem Arbeitsplatz zu. Vom gleichen Fenster sah er auf den Münsterplatz und den Dom. Dahinter lag der Katschhof. Dafür hatte der Mann im Moment keine Zeit. Auf dem kleinen Schreibtischecke warteten zwei betriebsbereite Notebooks. Der linke zeigte den Katschhof. Hier hatte er die Möglichkeit, mit Holgers Programm, die einzelnen Kamerapositionen zu schalten. Irenes Idee, zusätzliche Webcams anzubringen war gut. Falls ein findiger Kopf, aufgrund der Aufnahmen, herausfand, dass er vorhandene Aufnahmegeräte nutzte, konnte die Aktion schief laufen.

Auf dem rechten Computer loggte er gerade bei der NRW Polizei ein und rief die Daten für Plum auf. Kurze Zeit später las er die Vita der Hauptkommissarin.

Zweiunddreißig Jahre. So alt, wie er und schon Leiterin der Mordkommission. Sie musste gut sein. In Würselen geboren. Damals wohnhaft in Geilenkirchen. In Düsseldorf Schule und Gymnasium. Polizeiakademie in Münster. Abschlüsse sehr gut. Was bewog eine derart intelligente Frau, Mord und Totschlag zu ihrem Job zu machen? Jetzt wieder wohnhaft in Geilenkirchen. Nicht verheiratet und nicht geschieden. Keine Kinder. An ihre dienstlichen Beurteilungen kam er nicht heran – fehlende Berechtigung. Er hätte Holger darauf hinweisen müssen, dass das unter Umständen von Bedeutung war. Jetzt konnte er auch nichts mehr ändern.

Er musste sie also kommen lassen. Während der Planung war die Polizei ein Randthema. Mit den möglichen Leitungsfunktionen der Aachener Polizei für diesen Einsatz hatte er sich nicht auseinandergesetzt. Er überlegte: Im weitesten Sinne hatte er eine Entführung eingeleitet, indem er Huber machtlos auf dem Katschhof zurückließ. Quatsch, sagte er sich. Dann müsste das LKA oder gar das BKA die Leitung des Einsatzes übernehmen. Für diese dummen Gedanken war es zu spät. Er musste flexibel bleiben. Nein. Das war keine Entführung. Alles minutiös geplant und dann ein solches Risiko. Aber, er saß am längeren Hebel und die Polizistin war jederzeit austauschbar. Aber nein, dachte er, weshalb? Intelligenz und Emotion – die richtige Mischung für sein Vorhaben. Wahrscheinlich musste er sich auf Psychologen einstellen und auf wer weiß wen. Jeder andere hätte seinen Plan besser in die Tat umgesetzt. Jetzt war e zu spät.

Mit Abscheu zoomte er die Geisel näher. Was mache ich mit dem Schwein, wenn mein Plan nicht gelingt? Umbringen, signalisierte sein dunkles Ich, und schön langsam. Er schüttelte den Kopf. Dazu würde er nicht in der Lage sein. Oder doch?

Er fuhr mit der Maus auf das Fenster mit der Polizistin Plum. Diese Frau würde ihn den heutigen Tag begleiten. Er legte sich fest.

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Vergeltung

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