Читать книгу Darf man sich`s urgut gehen lassen? - Herlmut A. Gansterer - Страница 16
Darf man auf Begräbnissen lachen?
ОглавлениеDiese Frage kommt zwar nicht aus der heitersten Ecke meiner Fragen-Lieferantinnen (Frauen sind im Auffinden merkwürdiger Fragen weit besser als Männer, da in Neugier geschult), ist aber keineswegs so krank wie sie klingt.
Als Reisender, der gern die Riten fremder Völker beobachtet, erlebte ich mehrfach Beisetzungen mit durchaus heiterer Note, etwa rund um einen Verbrennungsplatz in Indien, auch in Mexico City oder auf dem Louis-Armstrong-Friedhof zu New Orleans, wo der Verblichene mit Dixieland-Jazz und alkoholischem Frohsinn zu Grabe getragen wurde. Was übrigens angenehmer und weihevoller war als ein Begräbnis nahe Catania, wo sizilianische Klageweiber um die Wette klagten: Wer lauter heult, hat gewonnen.
Auch Wienern wird eine gelassene Nähe zum Tod schon zu Lebzeiten nachgesagt, doch wird ein offenes Lachen an der offenen Grube nicht wirklich geschätzt. Dort, wo es zuweilen vorkommt, handelt es sich ausnahmslos um pathologische Hysterie. Man geht in Wien allenfalls davon aus, dass unter dem Trauerschleier mancher Witwe ein feines Lächeln zu sehen wäre. Dass sich die Tiefbewegte haltlos begeistert zeigt, kommt nach Auskunft der Friedhofsverwaltungen kaum vor. Und niemals in den seltenen Fällen, da ein Mann seiner vorangegangenen Frau nachweint.
Völlig anders ist es beim anschließenden sogenannten „Leichenschmaus“ zu Ehren des Toten. Dort sind Witz und Wonne vorgeschrieben. Kein Nachredner verzichtet auf den Hinweis, der Tote habe es so gewollt. Allerdings ist kein einziger Fall bekannt, wo der Tote danach befragt wurde. So werte ich dies als Ausrede für Backhendlseligkeit und haltlosen Suff und das Erfinden heiterster Anekdoten rund um den Verwichenen. Tatsächlich wünscht jeder vernünftige Sterbende, die hinterbliebenen Verwandten und Freunde sähen fortan im Weiterleben keinen Sinn mehr. Viele Männer haben für indische Witwenverbrennungen immer ein höfliches Interesse bewahrt.