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Darf man sich über gescheiterte Diäten ärgern?

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Die gute Nachricht vorweg: Ich weiß die Lösung. Ihre Genialität, wenn ich so sagen darf, liegt in der Einfachheit. Ich bitte nur um ein wenig Geduld. So wie jeder Weitsprung einen Anlauf verlangt, so braucht auch die Antwort auf diese mollige Frage zuerst ein paar magere Sätze.

Fangen wir so an: Es gibt keine Probleme. Es gibt nur Herausforderungen. Wie wir sprachlich mit den Dingen umgehen, entscheidet darüber, ob wir gewinnen oder verlieren.

Viele meinen, gescheiterte Diäten seien ein „Problem“. Manche sprechen sogar von einem „schweren Los“. Dabei haben wir es mit einer kleinen Herausforderung zu tun. Das einzig echte Problem liegt darin, dass wir wie Flagellaten (deutsch: Selbstgeißler) uns selbst eine Schuld zuweisen, wo lediglich Naturgewalten walten.

Wir sollten zunächst akzeptieren, dass nicht nur Atlantik, Pazifik und Mittelmeer den Gesetzen der Gezeiten gehorchen. Auch wir sind einem steten Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt. Selbstvorwürfe – Stichwort: Vanillekipferl! – sind unberechtigt. Unsere Willensschwäche spielt keine Rolle gegen die Kalorien-Flut, die uns die Natur rund um Weihnachten automatisch beschert, als Waffe gegen die Energieverluste im Winter.

Nur wenige wissen, dass unser Körper der Zeit nachhinkt. Er verlangt viel Bewegung, die einst sinnvoll war, um nicht zu verhungern. Man lief hundert Meter bis zur nächsten Heidelbeere und fünf Kilometer bis zum nächsten Braunbär. Heute, da wir die Zierde von Barhockern sind und am Schreibtisch arbeiten und das Essen aus dem Kühlschrank kommt, wird immer noch Bewegung verlangt, ein Witz der Evolution, über den wir selten lachen.

Logische Folge: Gewichtszuwachs. Viele kämpfen dagegen an. Sie machen eine Diät. Sie bewegen sich. Und haben auch sonst alles richtig gemacht. Warum wird dennoch das Kleid eng? Warum ruft es nach der lieben Änderungsschneiderin? Oder verlangt gar nach neuer Größe? Das ist doch nicht die Natur und nicht Ebbe & Flut allein. Es gibt daneben einen zweiten Schuldigen. Ich verschlüssele ihn hier mit dem Code G-W-A-N-D.

Darf ich dafür als Zeuge auftreten, obwohl ich als Mann dem ahnungslosen Geschlecht angehöre? So wie meine angeblich ewig formstabilen Biker-Jacken von Dainese, Harley und KTM schrumpfen auch meine Hosen, Sakkos und Gössl-Trachtenjanker. Sie sind weltmeisterlich gewoben, haben aber ein Eigenleben. Sie fassen über Silvester den Vorsatz, kleiner zu werden. Im Frühjahr sind sie enger als im Sommer davor.

Ich habe dies philosophisch als Stoiker hingenommen. Der Kluge pinkelt nicht gegen den Wind. Dann aber fand ich die Ideal-Lösung. Ich kaufe das teure Zeug im Zweierpack, in der aktuellen und nächsthöheren Größe. Solange ich mich darin wohl und beweglich fühle, bin ich zufrieden. Und sollte ich zu schlank werden, werde ich gern für eine dritte, kleinere Größe in die Tasche greifen. Ich kenne Frauen, die dafür Messen lesen ließen, im Stephansdom zu Wien.

Darf man sich`s urgut gehen lassen?

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