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Darf man intime Tagebücher führen und diese in Facebook stellen?

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JA UND JA.

Allerdings sind dies zwei Fragen, die höchst unterschiedlich zu kommentieren sind.

Die Führung von Tagebüchern gilt seit Jahrhunderten als normale Sache. Es gab in Europa allenfalls kurze, militärisch geprägte Epochen, in denen intime Aufzeichnungen als sentimental-weibisch galten. Oder wo man aufpassen musste, was man niederschrieb, wie im Überwachungsstaat des Biedermeier oder generell in Diktaturen.

Alle berühmten Tagebuchschreiber sprachen von innerer Notwendigkeit. Als Möglichkeit, die Sorgen wegzuschreiben, sich über Gefühle klar zu werden oder das erlebte Schöne vor dem Vergessen zu bewahren. Für Gottfried Keller waren die Tagebücher „das einzige Asyl der Gedanken“. Selbst ein Tolstoi fand zuweilen, das Tagebuch sei sein eigentliches Leben.

Wer sein Tagebuch ambitioniert schreiben will, findet im „Buch der Tagebücher“ (Piper, 2010) eine Fülle stilistischer Vorlagen. Rainer Wieland hatte die reizvolle Idee, zu jedem Tag des Jahres etliche Notate berühmter Diaristen des 17. bis 20. Jahrhunderts auszuwählen – oft lehrreich, immer interessant.

So weit, so empfehlenswert. Tatsächlich spricht nichts gegen das eigene Tagebuch. Die Vorteile dürften die Nachteile des Zeitaufwands überwiegen. Und die Gefahr des Entdecktwerdens ist heute gering, da die meist per Notebook oder i-Phone/i-Pad geschriebenen Eintragungen in kennwortgeschützte Ordner gestellt werden können (gilt per Scanner auch für handschriftliche Notate).

Eine andere Frage ist die Sache mit FACEBOOK und ähnlichen Sozial-Netzwerken. Hier ist Skepsis angebracht. Es muss zumindest gründlich nachgedacht werden, ehe man persönliche, gar intime Erlebnisse ins öffentliche Netz stellt.

Viele tun eben dies mit größter Begeisterung, weil sie endlich erkannt (= geliebt in der Sprache der Ritter des 12. Jahrhunderts) werden wollen. Kein Grund, sich darüber lustig zu machen. Es mag manchen aus dem Gefühl der Bedeutungslosigkeit erlösen. Und immerhin ist auch denkbar, dass heutige Freundes-Rudel aus Schulzeiten dadurch inniger verbunden bleiben als frühere, wo sich jeder in sein eigenes Leben verlor.

Speziell junge Leute sollten gleichwohl überlegen, welche Bekenntnisse und Erlebnisse sie FACEBOOK anvertrauen. Sie werden dadurch Teil ihres Lebenslaufs – und später vielleicht, auf Jobsuche, zum Rohrkrepierer.

Es soll bereits Spezialisten der Personalvermittlungs-Branche geben, die Facebook-Notizen von Maturanten interessanter Schulen in Mega-Terrabyte-Speichern festhalten, zur späteren Durchleuchtung und Beurteilung. Wobei sich nicht nur die eigenen Bekenntnisse negativ auswirken könnten, sondern auch die oft geschmacklos-witzigen, teils schwachsinnigen Kommentare von Freunden und bösartigen, neidischen Fremden.

Darf man sich`s urgut gehen lassen?

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