Читать книгу Auf zum Nullarbor - Hermine Stampa-Rabe - Страница 30

02.02.2013: Zweiter Ruhetag in Elmore: 0 km

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Außer schlafen, essen, trinken, eine andere sehr gute warme Jacke für morgens und abends gekauft, ist nichts weiter passiert. Morgen möchte ich in mehreren Tagesetappen weiter an die Great Ocean Road nach Warnambool radeln. Ich hoffe, dass es nicht zu steil über die Berge geht.

Um 18.00 Uhr australischer Zeit bin ich mit meiner Tochter Gudrun und ihren beiden kleinen Töchtern Anna-Lena und Marie per Skype verabredet. Eine ganze Stunde unterhalten wir uns per Video zwischen Spanien und Australien. Was die Technik alles schaffen kann! Ich bin begeistert! Eine super Technik mit dem Skype! Vielen Dank, ihr Ingenieure, die ihr das geschaffen habt!

Und dieses Skype-Gespräch mache ich per Akku; denn meine Familie möchte mein Zelt und mein Umfeld sehen. So wandere ich damit auf dem Caravan Park hin und her. Sie sind begeistert! Nur wurde davon mein Akku ziemlich alle.

In den sanitären Anlagen, wo ich mich sehr oft mit meinem Computer aufhalte – immer an der elektrischen Leitung – stecke ich wieder den Stecker dafür und mein kleines WIFI in die Steckdosen. Nun muss ich warten, bis sich das kleine orange leuchtende Licht wieder in grün verfärbt. Mein Notebook möchte ich dort nicht unbewacht stehen lassen, bleibe dabei und beginne, von zu Hause zu träumen. Aber dort ist es zurzeit lausig kalt. Und Kälte mochte ich noch nie. Da gefällt es mir hier entschieden besser!

Und während ich da so stehe, betritt eine Frau den Raum, die mit ihrem Mann gerade ihr Zelt neben ihrem Wagen aufgestellt hat. Sie stammt aus der Nähe von Rotterdam in Holland und war oft um das Isle-Meer geradelt. Das war eine Strecke für einen knappen Tag, aber mit einer wunderbaren Sicht immer auf das Wasser mit seinen Wassersportlern. Sie selbst radelt aber nicht gern. Sie ist Malerin. Auch hier übt sie ihr Hobby aus. Ihr Mann fährt dann zum Beispiel nur hier in der Gegend von Melbourne dahin, wo es wunderschön ist. Dort wird gehalten und gemalt.

Ich erzähle ihr: „Nach dem Krieg wurde mein Bruder Helmut aufgrund der Unterernährung nach Holland in eine Familie mit zwölf Kindern verschickt. Er hat es dort sehr gut gehabt. Normalerweise sollte er nach sechs Wochen wieder zu uns zurückkehren, aber die Eltern schrieben uns, dass sie Helmut noch über Weihnachten und bis zum 6. Januar bei sich behalten wollten. Sie liebten ihn alle. Am liebsten hätten sie ihn adoptiert. Er kam am 7. Januar gut ernährt und ganz glücklich bei eisiger Kälte wieder zu uns nach Hause, war sehr gut eingekleidet worden, konnte aber nur noch Holländisch sprechen. Dort war er auch während der ganzen Zeit zur Schule gegangen.“

Aber warum erzähle ich das dieser netten Frau heute? Ja, wir lebten seit 1952 auf der Nordseeinsel Amrum. Und im Februar 1953 ging von Holland bei einer riesigen Sturmflut ein sehr großer Teil seines Landes unter. Mein Vater forschte hinterher nach, ob diese lieben Leute am Leben geblieben waren. Leider waren alle ertrunken.

Ich wollte ihr nur erzählen, wie liebenswürdig die Holländer sind. Sie war von dieser wahren Geschichte sichtlich tief berührt. Aus ihrem Duschen wurde nichts. Die Zeit ging vorbei und ihr Mann wartet auf Abendessen. So geht sie erst einmal unverrichteter Dinge zurück zum Zelt. Am kommenden Morgen möchte sie mich verabschieden.

Ein Blick zu meinem Computer – das orangefarbene Lämpchen hat sich in grün verfärbt. Der Akku ist aufgeladen. So gehe ich zum Zelt, ziehe alle meine warmen Sachen übereinander und schiebe mich wie eine dicke Tonne in meinen – zum Glück – weiten Schlafsack.

Auf zum Nullarbor

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