Читать книгу Boston Bad Boys (Sammelband) - Holly Summer - Страница 16
Оглавление13 – Sunday
Die letzten Tage waren stressig. Aus dem Büro bin ich keinen Abend vor sieben Uhr herausgekommen. Aber immerhin war mein Chef erträglich. Jetzt, da er die Firma verkaufen kann und eine dicke Summe dafür einstreicht, ist er viel entspannter. Von Jay habe ich nur die üblichen kurzen Nachrichten erhalten. Er hat sicher noch im Club zu tun, ehe wir uns nachher treffen.
Ich steige aus meinem Wagen und gehe auf den Eingang zu. Plötzlich habe ich das Gefühl, als würde mich jemand beobachten. Erschrocken drehe ich mich um. Aber hinter mir ist alles ruhig. Ich bin allein. Es muss an meiner aufgewühlten Stimmung wegen der Aussicht auf das Wochenende liegen, die mich schon den ganzen Tag unter Strom hält.
Das Haus ist hell erleuchtet. Als ich die Haustür aufschließe, schlägt mir bereits laute Musik entgegen. Elijah hat einige Leute zu Besuch. Sky kommt mir aus der Küche entgegen. Er balanciert auf einer Hand ein Tablett mit Longdrinkgläsern.
»Hey, süße Prinzessin. Du kommst genau richtig.«
»Hab ich was verpasst? Gibt es was zu feiern?«
Jetzt betritt Elijah den Flur.
»Sunday, da bist du ja. Wer war denn der Mann neulich Nacht?«
»Was? Ach so, das war Jay. Das hast du gehört?« Elijah nickt grinsend. »Ich stelle ihn euch demnächst mal vor.«
Er kommt auf mich zu und haucht mir einen Kuss auf die Wange. »Mach das. Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist. Hat der Alte dich wieder so lange in der Firma festgehalten?«
»Ich habe es ihm versprochen. Was ist denn los?«, will ich wissen.
»Wir feiern meine Eigenständigkeit. Mein Teilhaber ist raus.«
»Gratuliere.«
»Komm rein, ich habe ein paar Freunde eingeladen.« Er legt den Arm um meine Schulter, aber ich befreie mich aus seiner Umarmung.
»Tut mir leid, ich habe keine Zeit. Ich bin verabredet. Ich werde auch erst Sonntag zurück sein.«
»Du fährst weg? Jetzt noch? Es ist schon spät.« Dabei wirft er einen Blick auf seine Armbanduhr.
»Ja, zu meinen Eltern«, lüge ich ganz ungeniert. Und es fällt mir nicht mal schwer.
»Das ist ein weiter Weg. So kurzfristig? Ist was passiert?«
»Nein«, beruhige ich ihn schnell. »Aber ich muss dringend mit meinen Eltern über Sean und mich reden.«
»Sie wissen es immer noch nicht? Ich dachte, du hättest es ihnen letztes Wochenende schon gesagt«, wundert er sich.
»Hat sich nicht ergeben.«
»Ja, dann solltest du das tun. Warum fährst du nicht morgen früh?«
»Ich bin wirklich fit. Mach dir keine Gedanken. In ein paar Stunden bin ich da.«
»Wenn du meinst.« Elijah wirkt skeptisch, als würde er mir nicht abnehmen, dass ich zu meinen Eltern fahre, zumal ich letztes Wochenende erst dort war.
»Lasst euch nicht stören und geh zu deinen Gästen. Ich packe nur schnell ein paar Sachen zusammen und dann bin ich schon wieder weg.«
»Mach das. Viel Spaß.«
Dann dreht er sich um, und ich eile die Treppe nach oben in mein Schlafzimmer.
Vor meinem Kleiderschrank stehend überlege ich verzweifelt, was ich anziehen soll. Was trägt man bei dieser Art von Verabredung? Oder kommt es nur auf das darunter an? Vielleicht brauche ich mir auch gar keine Gedanken darüber zu machen; vielleicht werde ich nackt sein! Erschrocken stelle ich fest, dass ich mich nicht mal rasiert habe. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr, nur um festzustellen, dass dafür kaum Zeit mehr ist.
Ich öffne die Schublade, in der meine Unterwäsche liegt und entscheide mich für die schwarze Spitzenwäsche, die ich mir gekauft hatte, um Sean damit zu überraschen. Das war an dem Abend, als unsere Beziehung zerbrach. Die edlen Teile liegen noch immer jungfräulich in der Schublade. Sogar die Etiketten hängen noch dran, weil ich sie umtauschen wollte, es dann aber doch vergessen hatte.
Jetzt ist die Gelegenheit da, die verführerischen Dessous zu tragen. Ich schnappe mir meinen Bademantel und sprinte schnell Richtung Badezimmer. Von unten dringen laute Stimmen und Gelächter zu mir herauf. Elijah weiß, wie man eine Party in Schwung bringt. Ich befreie mich schnell von meiner Jeans, dem Shirt und der Unterwäsche und werfe alles in den Wäschekorb, der schon wieder überquillt. Dann stehe ich vor dem Spiegel und schaue in mein Gesicht. Das bin ich, Sunday Anderson, eine Durchschnittsfrau von 27 Jahren, die eine kaputte Beziehung hinter sich hat und demnächst vielleicht arbeitslos ist.
Aber hinter der Fassade brodelt eine Leidenschaft in mir, die ich nie gekannt habe, die noch nie an die Oberfläche gelangte, weil kein Mann es bisher geschafft hat, diese Fantasien und Bedürfnisse in mir zu wecken.
Heute Abend werde ich am eigenen Leib erfahren, wie es sich anfühlt, sich einem Mann zu unterwerfen, sich ihm mit allen Sinnen hinzugeben. Ich schließe kurz die Augen und wieder überschwemmt mich dieses Glücksgefühl, als ich an Jay denke. Ich weiß immer noch nicht viel über ihn. Eigentlich weiß ich gar nichts. Noch nicht einmal seine Adresse, geschweige denn seinen Nachnamen. Dennoch vertraue ich ihm wie keinem anderen. Das ist doch verrückt und passt so gar nicht zu mir.
Wieder dringt von unten lautes Gelächter nach oben und reißt mich aus meinen Überlegungen. Ich werfe einen schnellen Blick auf meine Armbanduhr, die auf dem Waschtisch liegt und fluche leise vor mich hin.
»Verdammt, Jay wird gleich hier sein.« In meiner Eile zerre ich zu fest an dem Duschvorhang, reiße ihn fast runter, und dusche mich schnell ab. Dann angle ich eilig nach dem Einwegrasierer, um noch die winzigen Härchen zu entfernen, ganz ruhig Sunday, du kannst immer noch Nein sagen!
Aber ich will gar nicht Nein sagen. Ich will den Zauber erleben, von dem Jay gesprochen hat. Rasch habe ich mich abgetrocknet, eingecremt und ein leichtes Make-up aufgetragen. Fertig! Ich betrachte mich im Spiegel und bin zufrieden. Schon auf dem College wurde ich von meinen Freundinnen wegen meiner Figur beneidet. Dabei musste ich nie viel Sport treiben, so wie andere, die sich abgequält haben, um kein Fett anzusetzen. Das war bei mir nie der Fall. Meine Beine sind lang, meine Brüste wohlgeformt und ein flacher Bauch lässt mich in jedem Outfit gut aussehen.
Schnell schlüpfe ich in die schwarzen Dessous, streife mir die halterlosen Strümpfe über und nehme den engen Lederrock aus dem Schrank. Ich möchte auf keinen Fall nuttig wirken, also entscheide ich mich für ein edles Oberteil, das meine Mom mir zu Weihnachten geschenkt hat, einen weichen Kaschmirpullover in einem zarten Grauton, dazu die grauen Stiefeletten mit dem megahohen Absatz, die ich bisher kaum getragen habe. Heute sind sie absolut passend. Meine Haare fallen mir lockig über den Rücken und verleihen mir etwas Wildes. Genau dem Anlass entsprechend!
Ich gehe zum Fenster, das auf die Straße hinaus zeigt, und schaue nach draußen. Auf der anderen Straßenseite parkt ein schwarzer Range Rover, das neueste Modell, und gerade steigt Jay aus dem Wagen. Ich bin überrascht. Das erste Mal hat er mich mit seinem Sportwagen abgeholt, der schon verdammt teuer ist, und jetzt kommt er mit diesem Teil an. Ich sollte dringend mehr über ihn in Erfahrung bringen. Ich kann nur hoffen, dass er keine krummen Geschäfte macht, Drogenhandel womöglich.
Er schaut an Elijahs Haus hoch und kommt geradewegs darauf zu. Scheiße! Elijah soll nicht mitbekommen, dass ich ihn angelogen habe. Also schnappe ich meine Tasche und renne schnell die Treppe nach unten, bevor er den Klingelknopf drücken kann.
»Ich bin dann weg«, rufe ich im Vorbeigehen noch ins Wohnzimmer. Elijah winkt mir zum Abschied zu, wendet seine Aufmerksamkeit aber gleich wieder seinen Gästen zu, die in einer angeregten Unterhaltung verstrickt sind.
Als ich die Haustür öffne, steht Jay davor. Er lächelt mich an.
»Du hast es dir nicht anders überlegt?«
»Sollte ich?«
»Nein. Lass uns gehen«, ist seine Antwort darauf. Er schiebt mich zu seinem Wagen, und als er die Tür zuschmeißt, spüre ich wieder dieses erwartungsvolle Kribbeln in mir.
Er schwingt sich auf den Fahrersitz, startet den Motor und fährt zügig aus der Stadt heraus.
»Wo fahren wir hin? Zu dir?« Ich möchte endlich sehen, wie und wo er wohnt.
»Nein, nicht zu mir. Zu einer Freundin.«
Perplex werfe ich ihm einen Seitenblick zu. Ich dachte wirklich, dass wir das Wochenende bei ihm in seinem Haus verbringen. Was will er bei einer Freundin?
»Ich dachte, dass ...«
Er sieht mich an und schenkt mir ein warmes Lächeln.
»Aber ja doch. Lass dich überraschen. Meine Freundin, Celeste, sie ist eine ..., sagen wir mal, ihr Haus bringt alle Voraussetzungen mit, um einen unvergesslichen Abend zu verbringen.«
»Ein Club also?«
»So etwas in der Art. Sie bildet Frauen aus, die sich dann später ihren Herren unterwerfen.«
»Aha, sie ist eine Domina«, stelle ich fest. »Was machen wir dort?«
»Keine Angst, du wirst mit ihr nichts zu tun haben. Du bist nur zu meinem Vergnügen dort und zu deinem eigenen«, verspricht er.
Meine Anspannung lässt nach. Trotzdem versuche ich, mir vorzustellen, was mich in diesem Haus erwartet.
»Du hast dich informiert?«, will er wissen.
Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. »Ich habe ein wenig im Internet recherchiert.«
»Okay, das macht das Ganze einfacher.«
»Warum erzählst du mir nicht ein wenig mehr über dich?«, versuche ich noch einmal, an ihn heranzukommen.
»Was willst du wissen?«
»Deinen Namen zum Beispiel.«
»Welcher Name würde dir denn gefallen?«
»Warum machst du so ein Geheimnis aus deiner Identität?«
»Tue ich das?«
»Ich finde schon. Manchmal habe ich wirklich Angst, dass ich gerade dabei bin, mich in einen abgefuckten Irren zu verlieben. Das ist total verrückt. Ich lasse mich auf dich ein, obwohl ich nicht das Geringste über dich weiß. Keinen Namen, keine Adresse, nichts!«
»Du weißt schon eine ganze Menge über mich.«
»Was denn? Dass dir und zwei von deinen Freunden ein Club in Boston gehört, du scheinbar genug Geld hast, um dir schicke, teure Autos zu leisten, und was noch?«
»Also schön. Ich heiße Jay ...«
Genau in diesem Moment kommt ein Autofahrer aus einer Seitenstraße geschossen und nimmt uns die Vorfahrt. Jay reißt den Lenker zur Seite und kann gerade noch einen Zusammenstoß verhindern. Wir schlittern über den nassen Asphalt, während der Wagen sich einmal um die eigene Achse dreht. Ich werde mit dem Kopf gegen den Holm der Tür geschleudert und greife unwillkürlich neben mich nach Jays Oberschenkel, um mich daran abzustützen, während er versucht, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das Ganze dauert nur Sekunden, bis wir am Straßenrand zum Stehen kommen. Der andere Wagen rast über die Straße und verschwindet in der Dunkelheit.
»Verdammte Scheiße, dieser Idiot hätte uns beinahe umgebracht«, stößt Jay aus und schlägt mit der flachen Hand auf das Lenkrad. Sein Atem geht stoßweise, während ich versuche, meine Herzfrequenz wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann wendet er sich mir zu.
»Alles okay mit dir?«
»Ja, alles okay, mir ist nichts passiert.«
»Wirklich?«
»Ja, es ist nichts. Wirklich.«
»Okay. Sunday, wenn du jetzt nicht mehr bereit dazu bist, dann können wir auch wieder zurückfahren. Wir verbringen den Abend einfach bei mir zu Hause und machen es uns vor dem Fernseher gemütlich«, bietet er mir an. Dabei weiß ich ganz genau, dass Jay der Gedanke nach etwas anderem steht als Fernsehen.
»Nein, mir geht es wirklich gut.«
Er nickt und wir fahren schweigend weiter. Der Schreck sitzt mir noch in den Gliedern, aber ich versuche, mich wieder auf den Abend zu freuen.
Nach einer halben Stunde Autofahrt ist es bereits dunkel geworden. Wir fahren weiter die Küstenstraße entlang. Die tiefe Stimme einer Sängerin aus dem Radio, die leise das Innere des Wagens erfüllt, hüllt mich angenehm ein.
»Wir sind gleich da«, verspricht Jay mir und drückt leicht meine Hand.
Außerhalb eines kleinen Ortes steht das Haus, in dem wir den heutigen Abend verbringen werden. Es wirkt wie ein altes Herrenhaus, in dem seit Generationen eine Familie lebt. Doch ich weiß es besser. Hinter diesen Mauern geschehen Dinge, die mich unglaublich neugierig machen und mir gleichzeitig eine Gänsehaut bescheren, wenn ich daran denke, selbst Teil dieses Szenarios zu werden. Vorausgesetzt, ich lasse es zu.
Mein Herz schlägt schneller, als Jay parkt, aussteigt und mir galant die Tür aufhält. Ich ergreife seine Hand und verlasse den Wagen. Er haucht einen Kuss auf meine Finger und wir betreten über eine Steintreppe den Eingang. Eine schwarzlackierte Eingangstür versperrt den Blick auf das Innere. Jay betätigt den messingfarbenen Türklopfer, der das Gesicht eines Teufels zeigt. Sollte das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein? Vielleicht eine leise Warnung, schnellstens von hier zu verschwinden? Noch während ich diese Möglichkeit in Erwägung ziehe, wird die Tür geöffnet. Eine junge Frau in einem Dienstmädchendress, dessen Rock extrem kurz ist, lächelt uns an und tritt einen Schritt zur Seite, damit Jay mich ins Innere des Gebäudes leiten kann.
Die Tür wird hinter uns geschlossen und ich habe das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Der Blick der jungen Frau ist zu Boden gesenkt, was mich etwas irritiert. Sie spricht kein Wort und zieht sich unauffällig zurück. Um ihren Hals trägt sie ein schwarzes, ledernes Band mit einem kleinen Metallring. Es erinnert mich an ein Hundehalsband. Meine Fantasien, denen ich seit Tagen nachhänge, bekommen einen kleinen Dämpfer. Das ist nicht die Art, wie ich mir eine Beziehung vorstelle, und jetzt bin ich nicht mehr sicher, das Richtige zu tun.
Über all diese Dinge aus der Welt der Dominanz und Unterwerfung zu lesen, ist eine Sache, sie hautnah mitzuerleben und Teil dieser Welt zu werden, eine ganz andere. Eine dunkel gekleidete, schlanke Frau kommt uns über den Gang entgegen, sodass ich nicht weiter über die junge Frau nachdenken kann.
»Das ist Celeste«, flüstert Jay mir zu.
Ich ergreife unwillkürlich seine Hand und er drückt sanft zu. Warum ich das tue, weiß ich nicht, aber es muss an Celeste liegen, die in ihrem schwarzen Aufzug irgendwie bedrohlich wirkt. Kein Lächeln, keine Regung zeigt sich in ihrem weißen Gesicht.
»Bonsoir, Jay«, begrüßt sie ihn, als sie vor uns steht.
Sie ist alt, wirkt aber sehr gepflegt. Ihre Gesichtszüge sind hart. Das pechschwarze Haar hat sie nach hinten gekämmt und zu einem Dutt nach oben gesteckt, was ihr ein noch strengeres Aussehen verleiht. Ihre Haut ist weiß geschminkt, ihre Lippen glänzen in einem kräftigen Rot und ihre Augenbrauen hat sie mit einem schwarzen Strich nachgezogen. Das Kleid, das sie trägt, ist ebenfalls pechschwarz, eng und reicht bis zum Boden. Ein Style, der eher in eine frühere Epoche passt, nicht in die heutige Zeit. Doch seit die Tür hinter mir geschlossen wurde, fühle ich mich sowieso der Welt entrückt. Sie mustert mich, bevor sie mir die Hand reicht.
»Sie sind also Sunday?«, fragt sie mich mit einem französischen Akzent.
»Guten Abend«, sage ich leise.
Sie wechselt mit Jay einige Sätze auf Französisch, die ich nicht verstehen kann, was mich immer unruhiger werden lässt. Dann nickt sie mir zu und deutet mit einer entsprechenden Handbewegung in das Innere des Hauses. Sie wünscht uns noch einen schönen Abend, dreht sich um und verschwindet wieder in einem der hinteren Räume. Ich möchte zu gerne wissen, was sich dahinter verbirgt.
Jay ergreift meine Hand und führt mich über die Holztreppe nach oben. Das Haus wirkt geheimnisvoll und dunkel. Nur kleine Lampen an den Wänden spenden ein spärliches, warmes Licht. Ich folge Jay den Korridor entlang, an Türen vorbei, die alle verschlossen sind und durch die kein Laut dringt. Was habe ich erwartet? Lautes Stöhnen und Lustschreie?
Mein Herz schlägt schneller in meiner Brust, als Jay auf eine der Türen zugeht und sie öffnet. Er schiebt mich vor sich in den Raum, der bis auf ein Podest in der Mitte und einige bequeme Sessel, die darum verteilt stehen, leer ist.
Zwei Herren im Anzug sitzen bereits gemütlich auf den Sitzgelegenheiten, neben ihnen zwei Frauen, die ebenfalls Halsbänder tragen, und dieses Mal baumeln tatsächlich auch Hundeleinen daran. Ich muss instinktiv schlucken und drücke Jays Hand etwas fester. Er beugt sich zu mir herunter und flüstert mir ins Ohr: »Keine Angst. Sie zeigen gerne, dass sie ihrem Herrn gehören.«
»Okay. Solange ich das nicht tun muss.«
»Nein«, antwortet er kurzangebunden. Dann schiebt er mich zu den beiden freien Sesseln und wir nehmen Platz.
Wieder öffnet sich die Tür und ein weiteres Pärchen betritt den Raum. Der Mann führt seine Partnerin hinter sich her wie einen Hund.
Ich schaue betreten weg. Ich kann nicht behaupten, dass mich diese Art von Unterwerfung antörnt. Im Gegenteil, das ist nicht das, was ich mir vorgestellt hatte.
Jay beugt sich zu mir. »Du bist hier nur stiller Beobachter, mehr nicht«, verspricht er, was mich etwas beruhigt.
Das Licht im Raum geht aus und ein Spot beleuchtet das Podest in der Mitte des Zimmers, auf dem eine Liege aufgebaut wurde, was ich nur am Rande registriert habe, da ich zu sehr mit den Personen um mich herum beschäftigt war. Jetzt wird eine Frau von zwei Männern hereingeführt. Ihre Augen sind verbunden, an den Fußgelenken und den Armen hat sie Ledermanschetten.
Sie trägt nur einen BH, der den Namen absolut nicht verdient hat, denn ihre Brüste ragen komplett heraus, als wären sie ausgestellt. Darunter einen Tanga, der nur aus einigen Bändchen besteht, die sich zwischen ihren Schamlippen verlieren. Und ich dachte, ich hätte gewagte Unterwäsche an – wie man sich doch irren kann. Ich kann nur hoffen, dass ich mich hier nicht ausziehen muss. Und wenn, dann nur, wenn ich mit Jay alleine bin.
Da die Frau nichts sehen kann, wird sie von den Männern über die Liege gebeugt und mit den dafür vorgesehenen Karabinerhaken an Armen und Beinen fixiert. Ihr Anblick ist erregend. Sie ist den beiden hilflos ausgeliefert.
»Was passiert jetzt?«, flüstere ich Jay zu. Er beugt sich zu mir herüber.
»In diesem Raum finden die Bestrafungen statt«, flüstert er mir ins Ohr. »Einer der beiden wird die Bestrafung ausführen, der andere wird sie ficken.«
»Wo ist ihr Partner?«, will ich wissen.
Jay deutet mit dem Kopf auf die andere Seite des Raumes. Dort kann man schwach eine Art Thron erkennen, auf dem ein Mann sitzt.
»Dort drüben.«
Der Gedanke daran, von zwei Männern benutzt und geschlagen zu werden, lässt es mir eiskalt über den Rücken laufen. Verdammt, so was kann ich nicht. Jay hätte ich mich hingegeben, weil ich mehr für ihn empfinde, mehr, als gut für mich ist. Plötzlich überkommt mich ein Gefühl der Beklommenheit. Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Diese Menschen hier sind anders, anders als ich. Als hätte Jay meine Gedanken gespürt, nimmt er nachmeine Hand und drückt leicht zu.
»Hab keine Angst, dir passiert hier nichts.«
Ich nicke unbewusst, während einer der Männer zu einer Schere greift, die Bändchen des Tangas der Frau packt und sie zerschneidet, bis die einzelnen kleinen Teile zu Boden fallen. Ein wohlgeformter Hintern streckt sich uns entgegen und da ich nicht weit von dem Geschehen entfernt sitze, kann ich den Lustschweiß auf der Haut der Frau erkennen. Sie ist erregt, sehr sogar.
Langsam entspanne ich mich. Jay hat seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt und schiebt jetzt langsam meinen Rock weiter nach oben, sodass der Bund meiner halterlosen Strümpfe zu sehen ist. An jedem anderen Ort hätte mich das gestört, hier aber nicht. Seine Finger streichen zärtlich an der Innenseite meiner Schenkel entlang, bis ich die Beine weiter öffne und er ungehindert seine Hand weiter nach oben gleiten lassen kann, bis sie findet, wonach sie gesucht hat. Er schiebt den Slip zur Seite und liebkost meine Schamlippen, die sofort auf seine Berührung reagieren. Verdammte Scheiße, ich bin feucht!
Ich hätte nie geglaubt, dass mich der Anblick von Menschen, die sich anderen hingeben und unterwerfen, so sehr erregen kann, und dann auch noch mit weiteren Zuschauern im Raum. Aber ich kann es nicht mehr leugnen, es ist so.
Selbst die Schläge, die jetzt in schnellem Rhythmus die zarte Haut der Frau malträtieren, steigern meine eigene Erregung. Das Klatschen und das Zucken, wenn ihr Peiniger wieder einen Schlag platziert, und Jays Finger, die in gleichem Rhythmus in meine Scham eindringen und mich mit leichten Stößen meinem Höhepunkt immer näher bringen, haben alle Bedenken in mir in Luft aufgelöst. Ihr leises Stöhnen und Jammern, wenn das Paddel ihren Po berührt, klingt in meinen Ohren wie eine merkwürdige Musik und in Gedanken projiziere ich mich an ihre Stelle.
In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir nicht ausmalen können, wie erregend es sein kann, diesen Lustschmerz selbst einmal spüren zu wollen.
Mir zittern noch die Knie, als Jay mich aus dem Raum und weiter den Gang entlang schiebt, bis wir die letzte Tür erreichen. Bin ich jetzt an der Reihe? Wird er mit mir diese Dinge tun, die ich gerade gesehen habe? War das nur ein Vorgeschmack, um mich auf das vorzubereiten, was gleich folgen wird? Gerade hatte ich einen Orgasmus und doch stehe ich immer noch unter Strom, bereit, mich auf ein neues Abenteuer einzulassen. Ich weiß nicht, ob es mich auch noch erregen würde, am eigenen Leib zu erfahren, was es heißt, mit einer Peitsche malträtiert zu werden oder ihm zu Füßen auf dem Boden zu knien.
Sich diese Dinge vorzustellen, ist eine Sache, aber sie auch wirklich zu tun, eine ganz andere.
Jays sanfte Stimme unterbricht meine Gedankengänge, als er mir leise ins Ohr flüstert: »Keine Angst, wir werden uns ganz langsam vorantasten.«
Er öffnet die Tür und dahinter befindet sich ein Badezimmer, das ganz mit altmodischem rotem Marmor ausgelegt ist. Ein Waschtisch ist in eine weiße Marmorablage eingelassen, daneben befindet sich eine Toilette, und eine Badewanne auf vier goldfarbenen Füßen steht mitten im Raum. Ich spüre seine Finger zwischen meinen Schulterblättern, als er mich in den Raum leitet.
»Schieb dir den Rock über die Schenkel, zieh dein Höschen aus und setz dich auf die Ablage neben das Waschbecken«, flüstert er mir ins Ohr.
Ich gehe zwei Schritte weiter und bleibe vor dem Waschtisch stehen. Meine Hände greifen um die Umrandung der Ablage. Ich bin aufgeregt, mein Herz schlägt schnell in meiner Brust und meine Hände werden feucht. Im Spiegel sehe ich mich. Aber ich sehe nicht die junge Frau, die nur Vanillasex hatte. Die Frau, die mich jetzt anstarrt, ist eine andere. Eine, die bereit ist, sich auf neue Abenteuer einzulassen. Jay steht hinter mir, die Arme vor dem Körper verschränkt, und schaut mich erwartungsvoll an.
»Worauf wartest du? Ich bin es gewohnt, dass man meine Befehle sofort ausführt.«
Seine Stimme ist jetzt eine andere, als wie ich sie kenne. Befehlshabend.
Vorsichtig lasse ich meine Hände zu dem kurzen Rock gleiten und schiebe ihn über meine Hüften. Ich sehe Jays Blick, der über meine untere Körperhälfte gleitet, und will mich zu ihm umdrehen.
»Schau weiter nach vorne in den Spiegel und zieh jetzt das Höschen nach unten«, dringen seine Worte zu mir.
Ich lasse meine Finger in die Seiten des Strings gleiten und schiebe ihn langsam nach unten. Dabei bücke ich mich leicht nach vorne. Ein sanftes Knurren bestätigt mir, dass Jay gefällt, was er sieht. Ich steige aus dem Slip und lasse ihn auf den Boden fallen. Gerade, als ich mich wieder aufrichten will, greift Jay von hinten an meine Taille, dreht mich um und hebt mich auf die Ablage.
»Spreiz deine Beine!«
Ich tue, was er von mir verlangt. Meine Hände liegen angespannt auf der Ablage, während er vor mir in die Hocke geht und seine Hände über die Innenseiten meiner Schenkel gleiten lässt, bevor er sich nach vorne beugt und ich nur noch seine Lippen und seine Zunge an meiner intimsten Stelle spüre. Ich lehne mich zurück und genieße den zärtlichen Augenblick. Dieses Spiel hat nichts mit den Dingen zu tun, die wir beide gerade gesehen haben. Im Gegenteil, das hier ist einfach nur schön, innig und verdammt erregend.
»Genieße den Augenblick. Du wirst mich nie wieder vor dir auf den Knien sehen.«
Wenn du dich da mal nicht täuschst, flackert der Gedanke durch meinen Kopf.
»Das habe ich bis jetzt bei keiner Frau getan.«
»Was? Dich vor ihr auf die Knie begeben?«, keuche ich zwischen den Wellen der Lust, die sich schon wieder aufbauen. »Aber du hast es schon einmal bei mir getan.«
»Ich weiß«, stößt er aus. Dabei habe ich das Gefühl, er kann gar nicht anders, wird von einer Macht beherrscht, die er nicht kontrollieren kann. In diesem Moment ist er wieder Jay, mein einfühlsamer Bad Boy.
Und dann versenkt er wieder seine Lippen an der Stelle, die mich in kürzester Zeit in den siebten Himmel katapultieren wird.
»Gefällt dir das?«, raunt er mir zu.
»Ja«, stöhne ich laut.
»Ich mag das auch, aber noch viel lieber bin ich in dir.«
Er kommt aus der Hocke nach oben, greift in seine Hosentasche und zieht ein Kondompäckchen heraus, das er schnell zwischen die Zähne schiebt, um die Packung aufzureißen. Dann öffnet er seine Hose und zieht sie herunter, bevor er meine Hüfte umgreift und mich auf dem Waschtisch ganz nach vorne zieht, um ungehindert in mich einzudringen. Sein Schwanz ist warm und füllt mich aus. Ich sehe wieder die Szene vor mir, wie die beiden Männer die Frau zum Höhepunkt gebracht haben, höre ihre Schreie, als der Orgasmus sie endlich erlöst, und erinnere mich an das zufriedene Lächeln ihres Partners, der die ganze Zeit über nur als Zuschauer fungiert hat.
Jay schiebt seine Hände unter meinen Po, drückt meinen Körper an seinen und nagelt mich im wahrsten Sinne des Wortes gegen die kalte, geflieste Wand. Ich muss die Beine um ihn schlingen, um genug Halt zu haben, während er schnell in mich hineinstößt. Meine Hände greifen in seine Haare, unsere Lippen scheinen eins geworden zu sein, während wir uns gierig im Taumel der Lust verlieren.