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16 – Jay

Irgendein lautes Geräusch lässt mich aus dem Schlaf schrecken. Es ist bereits hell draußen. Ich drehe mich um und finde nur eine leere Bettseite vor. Die Laken sind von der stürmischen Nacht zerwühlt, aber von der Frau, die meine Gefühle vollkommen in der Hand hat, ist nichts zu sehen. Selbst die Kleidungsstücke, die gestern Nacht noch überall auf dem Boden verstreut lagen, sind weg.

»Scheiße«, fluche ich leise vor mich hin, als ich mich aufsetze.

Sie ist weg. Hat sich einfach wie eine Diebin aus dem Staub gemacht. Dabei wollte ich doch den ganzen Tag mit ihr verbringen. Mein kleiner Freund in der Hose wäre bereit für einen unvergesslichen Morgen mit ihr; so wird es nur eine kalte Dusche geben, und das in jeder Hinsicht. Dieses Mal bin ich es, der frustriert zurückbleibt.

Wie viele Frauen habe ich genauso behandelt?

An keine kann ich mich wirklich erinnern, nur Sunday spukt mit einer Kraft in meinen Gedanken herum, dass es schon fast unheimlich ist. Gefühlsmäßig hat sie mich in der Hand. Verdammte Scheiße, diese Frau ist noch der Untergang für mich.

Enttäuscht schlage ich die Decke zurück und schwinge mich aus dem Bett, ziehe ein T-Shirt über, das auf dem Sessel liegt und greife zu meiner Jogginghose. Ein Blick auf die Uhr und mir wird bewusst, dass Charly raus muss. Ich bin wirklich ein miserabler Hundebesitzer. Wieso hat der kleine Teufel sich noch nicht bemerkbar gemacht? Das tut er doch sonst immer, wenn er raus muss. Jeden Morgen kommt er ins Schlafzimmer, sofern die Tür nur angelehnt ist, und weckt mich mit seiner kalten Hundeschnauze, die er mir ins Gesicht drückt. Aber heute ist etwas anders. Ich weiß nur noch nicht, was. Gähnend gehe ich die Treppe nach unten und finde ihn auf seinem Platz im Wohnzimmer. Warum ist die Tür zu? Ich weiß genau, dass ich sie gestern Nacht offengelassen habe, damit Charly sich frei im Haus bewegen kann.

»Hey, Kleiner, was ist los? Willst du nicht raus?« Bevor ich mich zu ihm herunterbeugen kann, werde ich von Geräuschen aus der Küche unterbrochen. Es hört sich an wie die Zitruspresse, die Margarita immer malträtiert, wenn sie frischen Orangensaft auspresst. Aber am Wochenende ist sie nicht da.

»Wer ist das?«, flüstere ich Charly zu.

Dabei ist mir schon bewusst, dass Sunday in der Küche werkeln muss. Scheinbar war sie auch schon mit Charly draußen, da meine Schlüssel jetzt nicht mehr auf der Konsole liegen. Ich schleiche mich Richtung Küche und bleibe in der Tür stehen. Dort ist meine Traumfrau damit beschäftigt, Frühstück zu machen. Sie hat mich noch nicht bemerkt, da sie mit dem Rücken zu mir steht und schwungvoll ihre Hüften zu einem Song aus ihren Kopfhörern kreisen lässt. Mein Goodgirl. Wie konnte ich annehmen, dass sie sich einfach aus dem Staub gemacht hat? Ich hätte es besser wissen müssen.

Sie sieht am Morgen noch genauso schön aus wie am Abend, perfekt wie immer. Ihre lockigen Haare hat sie mit einem Haargummi einfach locker nach oben gebunden und es kümmert sie sicher einen Scheiß, wie sie aussieht. Wenn mich nicht alles täuscht, hat sie eine meiner Jogginghosen an, die um einiges zu groß ist und ihren perfekt geformten Hintern versteckt. Ihre Füße stecken in meinen alten Turnschuhen, während sie sich gerade in diesem Moment das T-Shirt nach oben über die Schulter zieht, das natürlich auch nicht passt und ihr bei jeder Bewegung über die Schulter rutscht. Gerne würde ich sie dort küssen.

Auf der Küchentheke liegen Gebäckstücke von meinem Lieblingsbäcker, die sie heute Morgen besorgt haben muss. Ich bin beeindruckt, wie gut sie sich schon auskennt. Immer wieder öffnet sie Schränke und nimmt Gegenstände heraus. Die Kaffee­maschine zischt laut, als der Latte Macchiato in die Tasse läuft. Jetzt dreht sie sich zu mir um. In der Hand hält sie eine Pfanne, in der frische Pancakes goldbraun meinen Appetit anregen. Als sie aufschaut, hält sie erschrocken in ihrer Bewegung inne.

Ich lächle sie an und gehe auf sie zu.

»Guten Morgen, Engel«, begrüße ich sie, greife um ihre Taille, ziehe sie an meinen Körper und hauche ihr einen Kuss auf den Mund. Sie stellt die Pfanne ab und zieht die Ohrstöpsel aus den Ohren.

»Guten Morgen!« Dabei legt sie mir ihre Arme um den Hals und wir sind schon wieder da angelangt, wo wir gestern erst aufgehört haben.

»Ich dachte, du wärst einfach gegangen«, gestehe ich ihr.

»Wieso? War das bei deinen anderen Frauen so?«, fragt sie. Ich kann nur grinsen. Diese Frau ist das Beste, was mir passieren konnte. »Dann hattest du definitiv die falschen Frauen in deinem Bett«, sagt sie überzeugend.

Zwei zu eins für sie. Von ihrer anfänglichen Zurückhaltung ist nichts mehr übrig geblieben. Die Frau, die mir hier gegenübersteht, weiß genau, was sie will.

»Von welchen Frauen sprichst du?«, ziehe ich sie auf.

»Mistkerl«, murmelt sie und schubst mich leicht an.

»Lass uns frühstücken. Du hast dir so viel Mühe gemacht und mit Charly warst du auch schon draußen«, stelle ich fest.

»Natürlich. Er hat mich geweckt. Du bist ein schreckliches Herrchen, deinen Hund so lange warten zu lassen«, hält sie mir vor und grinst mich dabei an.

»Du hast recht, ich bin ein erbarmungsloser Mistkerl. Habe ich dir das nicht erst gestern Nacht bewiesen?«, scherze ich mit ihr. Sie schüttelt nur den Kopf.

»Willst du im Bett frühstücken?«, frage ich sie.

»Warum nicht.«

»Okay, dann nach oben mit dir. Den Rest mache ich«, verspreche ich ihr, während ich sie aus der Küche nach oben jage. »Ach, Sunday, wenn ich ›Frühstück im Bett‹ sage, meine ich, dass ich dich dort nackt erwarte.«

»Gleiches Recht für alle?«, ruft sie mir noch entgegen, dann läuft sie lachend die Treppe nach oben.

Sunday lehnt an meiner Schulter, während ich das mittlerweile leere Tablett neben das Bett stelle. Das Frühstück war fantastisch, besonders die Pancakes sind ihr richtig gut gelungen.

»Erzähl mir von dir!«, fordere ich sie auf und lege meinen Arm um sie.

»Was willst du wissen?«

»Hast du Geschwister?«

Sie nickt. »Ja, einen Bruder. Er ist zwei Jahre jünger als ich und lebt als brotloser Musiker in New York.«

»Du hältst nichts von seinem Leben?«

Jetzt dreht sie sich zu mir um.

»Ich liebe meinen Bruder. Aber meine Mom hat ein Problem damit. Vor zwei Jahren hatten die beiden deswegen einen großen Streit und haben seitdem kein Wort mehr miteinander gesprochen. Mein Dad leidet schrecklich darunter, und ich auch. Ich sollte meinen Bruder dringend mal wieder anrufen. Wir telefonieren ab und zu und halten uns auf dem Laufenden. Letzte Woche hat er mir erzählt, dass seine Band vielleicht die Chance bekommt, in ein Tonstudio zu gehen. Ich hoffe so sehr, dass sie Erfolg haben.«

Ich drücke ihren Kopf sachte an meine Brust und hauche ihr einen Kuss auf das Haar.

»Vielleicht kann ich etwas für ihn tun«, überlege ich laut.

»Kennst du jemanden im Musikbusiness?«

Ich nicke nachdenklich. »Mal schauen. Lass mir seine Telefonnummer da.«

»Okay, Michael würde sich bestimmt freuen.«

Vielleicht kann ich auf diese Weise wiedergutmachen, was ich in unserer Beziehung von Beginn an falsch gemacht habe, und Sunday verzeiht mir. Ich kann es nur hoffen.

»Was ist mit dir?«, unterbricht sie meine Gedankengänge.

»Ich bin ein Einzelkind. Meine Eltern sind geschieden und meine Mom schon das vierte Mal verheiratet. Mein Dad arbeitet als Tropenmediziner in Afrika. Ich sehe ihn nur selten.«

»Vermisst du ihn?«, will sie wissen.

»Nein. Ich bin es gewohnt, mein Leben selbst zu bestimmen und meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Außerdem habe ich ja Ash und Wyatt.«

»Ach ja, deine Partner.«

»Sie sind nicht nur meine Partner. Sie sind die besten Freunde, die man haben kann.«

»Von Ash weiß ich ja schon, dass er Pilot ist und so einiges mehr. Was macht Wyatt beruflich? Er war doch sicher genau wie du nicht immer in der Gastronomie tätig, oder?«, will sie wissen.

»Wyatt ist Chirurg am Massachusetts Hospital.«

Sunday kuschelt sich wieder an meine Brust, sie scheint über etwas nachzudenken. »Wie kommen drei erfolgreiche Männer dazu, einen Nachtclub zu eröffnen? Das passt so gar nicht zu euch. Zumindest nicht zu Wyatt und Ash. Okay, vor Ash hatte ich regelrecht Angst.«

Jetzt muss ich lachen. Ash hat diese gewisse Ausstrahlung, die sein Gegenüber sofort in Abwehrstellung zwingt, wenn er sich vor ihm aufbaut und mit seiner tiefen Stimme seinen Gesprächspartner in Grund und Boden redet. Außerdem sind seine Größe und sein Körperbau nicht zu unterschätzen. An Ash gibt es kein Gramm Fett, alles nur Muskelmasse. Aber im Grunde ist er ein Mensch, der für die, die er liebt, durchs Feuer gehen würde.

»Vor Ash brauchst du keine Angst zu haben. Er ist ein großer Teddybär, wenn du so willst. Du darfst ihn nur nicht reizen, dann wird er zum gefürchteten Raubtier.«

»Und Wyatt?«, will sie wissen.

»Wyatt? Wyatt ist der Sensibelste von uns Dreien.«

»Den Eindruck hatte ich auch.«

»Bei der Eröffnung des Clubs wirst du die beiden wiedersehen und richtig kennenlernen«, verspreche ich ihr. »Was willst du heute unternehmen?«

»Keine Ahnung. Oder doch«, fällt ihr jetzt ein. »Ich habe Jessy versprochen, mich mit ihr zu treffen.«

»Das heißt, ich muss auf dich verzichten?«, hauche ich ihr ins Ohr.

»Aber nur für ein paar Stunden. Wirst du das überleben?«

»Wenn du mir versprichst, dass ich dich noch einmal mit der Zahnbürste zum Höhepunkt bringen darf.«

»Oh Gott, das war unbeschreiblich!«

»Das dachte ich mir.«

»Zumindest später. Am Anfang war es eher unangenehm kitzlig.«

»Wir werden die richtige Dosis schon noch finden.«

»Vielleicht probiere ich dieses nette Gerät das nächste Mal an dir aus? Was hältst du davon?«

»Ich denke, du solltest jetzt gehen, bevor ich mich nicht mehr beherrschen kann und du mein Kopfkino noch mehr auf Hochtouren bringst.«

Lachend verlassen wir das Bett Richtung Badezimmer. Ich kann es kaum erwarten, meinen Engel noch einmal um den Verstand zu vögeln.

Nachdem ich Sunday nach Hause gefahren habe, biege ich wieder in die Einfahrt meines Grundstückes ein. Charly sitzt auf dem Beifahrersitz und hechelt.

»Du magst sie genauso gern wie ich, alter Freund. Das weiß ich.« Als hätte er meine Worte verstanden, schaut er mich mit seinem treuen Blick an. »Ich verspreche dir, diese Frau lasse ich nicht mehr gehen, abgemacht?« Dann beuge ich mich glücklich zu ihm rüber und kraule ihn hinter den Ohren.

Als ich aussteige, drängt Charly sich an mir vorbei und läuft laut bellend der Nachbarskatze hinterher, die er bereits vom Auto aus erspäht hat. Er wird nie schneller sein als sie, wann wird er das endlich begreifen?

»Tag, Jay«, dringt hinter mir eine Stimme an mein Ohr, die mir bestens bekannt ist.

Blitzschnell drehe ich mich um.

»Nathan! Was willst du hier?«, knurre ich ihn an.

»Mit dir reden. Nichts weiter.«

Ich lasse ihn einfach stehen und gehe zur Haustür. Nathan folgt mir. »Ich sagte dir bereits, zwischen uns gibt es nichts mehr zu bereden«, fahre ich ihn an.

»Als du damals dein Geschäft aufgebaut hast, warst du froh über mein Geld. Da hast du nicht gefragt, woher es kommt.«

Will er mich etwa erpressen? Dieser Wichser soll bloß aufpassen. Voller Wut drehe ich mich wieder zu ihm um.

»Ich mache keine Geschäfte mit Verbrechern.«

Nathans schmieriges Lachen erklingt. »Das ist mir neu.«

Ich kneife die Augen zusammen und starre ihn an.

»Du kennst doch das Sprichwort:, mitgegangen, mitgehangen. Außerdem werden deine Geschäfte auch nicht gerade nach dem Gesetzbuch abgeschlossen«, belehrt er mich. Was weiß dieser Drecksack schon von meinen Geschäften.

»Du musst es ja wissen«, knurre ich.

»Ich habe nichts vergessen«, erinnert er mich an eine Zeit, die lange zurückliegt.

»Was willst du?«

»Ein kleines Geschäft, mehr nicht.«

»Komm zur Sache!«, dränge ich ihn.

»Wollen wir nicht reingehen?«

»Nein!«

»Also gut. Ich habe einige Bekannte, die sehr daran interessiert sind, hier in der Stadt zu pokern. Dein Club bietet dafür die besten Voraussetzungen.«

»Vergiss es!« Ich drehe mich wieder um und gehe weiter.

»Eines deiner Hinterzimmer für einige Abende im Monat, mehr nicht.«

Wieder bleibe ich stehen. »Ich sagte Nein!«

»Überleg es dir. Du hast eine hübsche Freundin. Oder ist sie deine Frau?«

Unstillbare Wut steigt in mir hoch. Ich greife Nathan am Kragen und funkle ihn hasserfüllt an. »Lass deine Finger von ihr. Ich warne dich.«

Ein hämisches Grinsen erscheint auf Nathans Gesicht. Er weiß genau, wo er mich treffen kann.

»Wie gesagt, überleg es dir. Ich melde mich wieder.« Dann dreht er sich um und verschwindet von meinem Grundstück, um in einen wartenden Wagen mit komplett verdunkelten Fenstern einzusteigen, der mit quietschenden Reifen wegfährt.

Die zufällige Begegnung mit Nathan vor ein paar Tagen hatte also doch etwas zu bedeuten. Ich hätte wissen müssen, dass er irgendwas im Schilde führt. Aber er hat nichts gegen mich in der Hand; Er soll ruhig kommen. Mit ihm werde ich schon fertig.

Boston Bad Boys (Sammelband)

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