Читать книгу Boston Bad Boys (Sammelband) - Holly Summer - Страница 22
Оглавление19 – Sunday
»Erinnere mich daran, da weiterzumachen, wo wir gerade aufgehört haben. Ich liebe es, dich vor Lust seufzen zu hören«, ruft Jay mir zu, während wir den Bürgersteig betreten.
Dabei kann er sich sein verräterisches Lächeln kaum verkneifen. Ich drehe mich zu ihm um und werfe ihm einen warnenden Blick zu, da gerade einige Passanten vorbeigehen.
»Kannst du noch lauter sprechen?«, zische ich zurück. Er zuckt nur die Schultern. »Außerdem kann ich mich gar nicht erinnern, dass ich vor Lust geseufzt hätte. War irgendetwas?« Provozierend schaue ich ihn an.
»Freche Göre«, raunt er mir zu und lässt seine Hand auf meinen Po klatschen.
»Du musst es ja wissen. Wo ist dein Wagen?«, frage ich verwundert, als ich die Straße danach absuche. Jay dreht den Kopf zur Seite und ich folge seinem Blick.
Nein! Er hat es tatsächlich getan. Vor mir steht eine glänzende BMW. »Gehört die dir?«
»Nein, sie gehört Ash. Ich sagte dir doch, dass ich sie mir ausleihen werde. Komm, steig auf.«
»Deshalb sollte ich das Kleid nicht anziehen.«
»Aus diesem Grund und weil ich deinen Po in den engen Jeans liebe.«
Ich schüttle lächelnd den Kopf. »Kannst du damit überhaupt umgehen?«
»Kann ich dich zum Schreien bringen?«
»Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
Jay ist nie um eine Antwort verlegen und ein verdammt eingebildeter Snob; trotzdem liebe ich ihn. Jetzt rollt er die Augen und schiebt mich Richtung Motorrad.
»Ja, ich kann damit umgehen. Ich habe einen Führerschein und ich werde sicher nicht wie in einem Agentenfilm mit dir durch die Straßen von Boston heizen«, verspricht er mir.
»Okay, ich vertraue dir.«
»Na also.« Er reicht mir einen der beiden Helme.
Ich steige hinter ihm auf den Sozius und schmiege mich fest an seinen Rücken. So fahren wir durch die Innenstadt, über den Charles River und in ein Wohnviertel auf der anderen Seite des Flusses.
»Und? Kann ich dieses Baby fahren?«, fragt er mich, als wir von der Maschine steigen.
Ich beiße mir auf die Unterlippe und lasse meine Zähne darüber gleiten, dabei verdrehe ich die Augen, so als würde ich über seine Frage angestrengt nachdenken müssen. Er reißt die Augen auf und grinst mich an.
»Hey! Willst du etwa behaupten, ich sei zu schnell gefahren? Sunday, das kann jetzt nicht dein Ernst sein. Ich ...«
Ich unterbreche ihn, indem ich ihn am Kragen seiner Bikerjacke greife, zu mir ziehe und seine Worte in einem leidenschaftlichen Kuss ersticke. Dabei muss ich mich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu erreichen.
»Das klingt schon besser«, raunt er mir zwischen unseren Küssen zu. Eine weitere Aufforderung braucht er nicht.
Er legt seine Arme um meine Taille und lässt sie tiefer zu meinem Po wandern, während er meinen Kuss erwidert.
So stehen wir für einige Augenblicke mitten auf dem Bürgersteig und knutschen wie zwei verliebte Teenager.
»Wo sind wir hier?«, will ich wissen, als er mich wieder freigibt. Er deutet auf das Haus, vor dem wir stehen. Auf dem schwarzen Türschild steht der Name eines Fotostudios.
»Hier wohnt ein Freund von mir. Er macht geniale Fotos.«
»Soll heißen?«, frage ich. Dabei ist mir schon klar, was er hier will. Jay zuckt nur kurz mit den Achseln.
»Ich dachte, du hättest Spaß an einem Fotoshooting.«
»Hätte ich. Warum hast du mir nichts gesagt? Schau dir nur meine Haare an!«
Ich versuche vergeblich, meine Naturlocken wieder in Form zu bringen, greife in meine plattgedrückten Haare und schüttle die Locken mit nach unten hängendem Kopf locker auf.
»Du siehst fantastisch aus. Genau so will ich dich haben, wild und ungebändigt. Lass uns reingehen.«
Ich folge ihm ins Innere des Hauses. Eine schmale Treppe führt in den ersten Stock. Überall im Treppenhaus hängen Schwarz-Weiß-Bilder, die Gesichter zeigen. Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt.
»Kevin ist dafür bekannt, das Besondere einzufangen. Den Ausdruck seines Models, kleine Details. Schau dir zum Beispiel dieses Foto an«, dabei zeigt er auf ein Bild, das eine alte Frau zeigt, deren Gesicht von Falten übersäht ist. Im Moment der Aufnahme ist sie wunderschön.
»Siehst du, was ich meine?«
Es ist ihr Lächeln, das den Betrachter verzaubert.
Ich nicke beeindruckt. »Sie muss einmal eine wunderschöne Frau gewesen sein.«
»War sie auch. Es ist seine Großmutter. Ich kenne Bilder von ihr, wie sie früher aussah.«
Als wir im ersten Stock ankommen, steht die Tür bereits offen und wir betreten ein voll ausgestattetes Fotostudio.
»Jay!«, ruft ein Mann, der ganz in Schwarz gekleidet ist. Er scheint im gleichen Alter wie Jay zu sein, etwa Mitte 30. Er hat lange rötliche Haare, die er mit einem Band zusammengebunden trägt, und wirkt wie ein Künstler, der ganz in seiner Arbeit aufgeht.
»Kevin, das ist Sunday«, stellt Jay mich vor. Wir geben uns die Hand.
Er hat die gleiche Augenpartie wie die alte Frau auf dem Bild, das ich im Treppenhaus bewundern konnte.
»Freut mich. Jay sagte, ihr wollt einige Porträtfotos?«
Ich drehe mich zu Jay um und zucke die Schultern.
»Das Bild im Treppenhaus ...«, setze ich an.
»Meine Großmutter!«, dabei grinst er.
»Sie ist wunderschön.«
»Das ist sie. Sie ist Irin. Die roten Haare habe ich von ihr geerbt. Sie wurde oft gemalt, wegen ihrer ausdrucksstarken Augen und der Haarfarbe.«
Kevin stellt sich vor mich und betrachtet mein Gesicht, bevor er zu seiner Kamera greift und einige Fotos von mir schießt.
Ich will meine Haare über die Schulter streichen, da mir einige Strähnen ins Gesicht gefallen sind.
»Nein, nichts machen. Ich will genau diesen Ausdruck einfangen. Diese unbedarfte, unschuldige Miene.«
Jetzt muss Jay loslachen und ich drehe mich sprachlos zu ihm um.
»Was?«, fahre ich ihn an.
»Unschuldig?«, flüstert er mir zu und ich werde rot.
»Okay, ich sehe schon, ihr seid schwer verliebt.«
»Genau das sind wir«, bestätigt Jay, zieht mich in seine Arme und küsst mich liebevoll auf die Wange.
»Würdest du endlich damit aufhören.«
»Womit?«
»Du weißt genau, was ich meine.«
»Weiß ich das?«
»Ich denke schon.« Dann drehe ich mich aus seiner Umarmung und gehe auf Kevin zu, der sich bereits an seiner Beleuchtung zu schaffen macht.
»Und du fotografierst hauptsächlich Gesichter?«, will ich wissen, um von Jay und mir abzulenken. Kevin schraubt weiter einen Schirm nach unten und überprüft das Licht von oben, während er mir antwortet.
»In der Regel mache ich Aktaufnahmen«, antwortet er, ganz in seine Arbeit vertieft.
Er nimmt die Kamera von einem Regal und überprüft auch hier die Einstellungen. Ich drehe mich zu Jay um, der mich nur gespielt unschuldig angrinst. Dabei forme ich mit den Lippen die Worte: Was soll das?
»Okay, ihr zwei, seid ihr bereit?«, holt Kevin mich zurück ins Hier und Jetzt. »Ich dachte, vielleicht dort drüben auf dem roten Sofa«, schlägt er vor.
Sofort sehe ich mich mit einem Hundehalsband auf dem roten Samt liegen. Natürlich nackt, während Jay dahinter steht und die Leine festhält.
»Was ist los, Sunday?«, fragt Kevin mich.
»Was?«
»Findest du das Sofa unpassend?«
»Das Sofa? Unpassend?«
»Ja, ich dachte, Jay sitzt vielleicht darauf, während du dahinter stehst und deine Arme um ihn legst. Was meinst du?«
Ich könnte mich wirklich ohrfeigen. Wie komme ich darauf, dass Jay mit mir Aktaufnahmen machen will? Kevin ist ein Freund von ihm, der Jay sicher einen Gefallen tun will.
»Natürlich, das wird sicher gut«, antworte ich jetzt erleichtert. Irgendwie hätte ich den Gedanken an Aktbilder mit Jay interessant gefunden. Vielleicht das nächste Mal, wenn ich Kevin besser kennengelernt habe.
Wir bringen uns in Position und Kevin fängt an, den Auslöser seiner Kamera zu bedienen. Die ersten Schüsse wirken sicher noch gestellt, aber je mehr Positionswechsel wir haben, desto mehr Spaß macht es mir.
»Ja, lass deine Haare einfach über Jays Schulter fallen, die Hände auf seine Brust und deine Wange an seiner. Ja, das ist es«, lobt Kevin uns immer wieder.
Ich werde immer lockerer und entspannter. Wir kichern, lachen und haben einfach nur Spaß zusammen. Kevin liegt mittlerweile auf dem Boden, um die Perspektive richtig einzufangen, wie er uns erklärt. Nach einer Stunde lässt er die Kamera sinken.
»Okay, ich denke, da ist einiges Brauchbares dabei«, verspricht er. »Ich bearbeite die Bilder und schicke sie euch dann zu.«
»Das hat wirklich Spaß gemacht und war auch irgendwie anstrengend. Hätte ich nicht gedacht«, gebe ich zu. »Und ich habe immer über Tyler gelacht, wenn sie mir von ihren Fotoshootings erzählt hat und wie fertig sie danach war.«
»Eine Freundin von dir?«, fragt Kevin, während er Utensilien wegräumt.
»Ja, Tyler ist Model. Sie war schon auf vielen Titelseiten.«
»Dann weiß sie, wovon sie spricht. Es ist wirklich nicht immer einfach, zu lächeln und den Ausdruck zu mimen, den der Fotograf oder der Auftraggeber verlangt«, bestätigt Kevin.
»Was ist schon einfach im Leben?«, antworte ich. Dann drehe ich mich zu Jay um und bin froh, dass die Beziehung mit ihm so unkompliziert und offen ist. Wir verabschieden uns von Kevin und er verspricht uns, die Fotos so schnell wie möglich zu schicken. Auf der Straße schwinge ich mich wieder hinter Jay auf den Sozius, schmiege meinen Kopf an seinen Rücken und halte mich ganz fest, bis wir wieder vor seinem Haus ankommen.
Er fährt in seine Einfahrt, öffnet das Garagentor und parkt das Motorrad neben seinem Sportwagen. Dann steigen wir ab und ziehen fast gleichzeitig die Helme von den Köpfen, sodass unsere Blicke sich treffen. Die Atmosphäre in der Garage gleicht einer Kulisse, die bei den meisten Menschen nur eine Assoziation zulässt: Ein kalter Raum, den man in der Regel schnell wieder verlässt. Nicht so bei Jay und mir. Ich kann es an seinem Blick sehen, an seiner Brust, die sich leicht hebt und senkt. Sein Atem, den er lang gezogen durch die Nase zieht.
Es riecht leicht nach Benzin und Motoröl, aber davon nehmen wir beide nichts wahr. Jay kommt einen Schritt auf mich zu und bleibt vor mir stehen. Ich bin in erwartungsvoller Anspannung.
»Ich will dich hier«, raunt er mir heiser zu.
»Hier? Auf dem Motorrad?«
Er schüttelt verneinend seinen Kopf.
»Das ist Ashs Revier. Nein, ich will dich auf der Motorhaube meines Sportwagens ficken.«
Bei seinen Worten kann ich das vertraute Ziehen im Unterleib spüren und sauge jetzt ebenfalls scharf die Luft ein.
Jay kommt näher, streift mir die Lederjacke von den Schultern und drängt mich zum Auto.
»Du hast mich den ganzen Nachmittag schon angemacht.«
»Ich weiß. Ich dachte, du wolltest, dass ...«
»Du dachtest, ich wollte Aktbilder von dir, stimmt’s?«
Ich nicke.
»Hätte dich das erregt?«
»Ich glaube schon«, gestehe ich.
»Dann sollten wir das schnellstens nachholen«, verspricht er mir, während seine Lippen bereits meinen Hals streifen. Ich lege den Kopf in den Nacken und stütze meine Hände auf der Motorhaube auf. Meine Gefühle tragen mich davon.
»Zieh die Hose aus, das Shirt und die Stiefeletten lass an«, flüstert er heiser. »Das sieht verrucht aus.«
»Okay« Ich steige aus meinen Boots, öffne die Jeans und schiebe sie langsam runter. Dann steige ich wieder in meine Stiefeletten.
Jay hebt mich auf die Motorhaube, die sich im ersten Moment kalt anfühlt. Ich zucke kurz zusammen.
»Dir wird gleich warm«, verspricht er.
»Das glaube ich auch.«
»Leg dich zurück.«
Vorsichtig lasse ich mich nach hinten gleiten.
»Es kann nichts passieren.«
»Es ist ja nicht mein Auto«, scherze ich noch, dann greift Jay nach meinem Bein und lässt seine Lippen aufreizend langsam von meiner Wade aus nach oben gleiten, bevor er das Bein auf seiner Schulter ablegt. Mein Blick ist zu der Neonröhre über mir gerichtet und mir wird gerade wieder bewusst, wie erregend es ist, Sex nicht nur im Bett zu erleben. Mit Sean wäre so etwas nie möglich gewesen.
»Leg das andere Bein auch über meine Schulter.«
Ich tue, was er sagt, und versuche, mich in eine einigermaßen bequeme Lage zu bringen.
»Weißt du eigentlich, wie heiß du aussiehst?«
Ich antworte nicht, denn Jay erwartet keine Antwort. Er scheint fasziniert von der Frau auf seiner Motorhaube.
»Deine Haare fallen wie ein Fächer über den Lack.«
»Ich hoffe, du hast deinen Wagen vorher gewaschen«, fällt mir dazu nur ein.
»Natürlich. Er kommt direkt aus der Waschanlage.« Der Lack fühlt sich wirklich glatt und sauber an, als ich mit den Fingerspitzen darüber streiche.
Jay zieht meinen Slip zur Seite, beugt sich vor, wobei er meine Beine auseinanderspreizt, und versenkt seine warme Zunge an meiner intimsten Stelle, sodass ich sofort zusammenzucke. Heiße Empfindungen durchströmen mich, während er mich mit seinem Spiel immer weiter in den Strudel der Lust treibt.
»Ist dir kalt?«, raunt er mir zu.
»Nein, im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, ein Vulkan bricht gleich in mir los.«
»Dabei bin ich noch gar nicht in dir.«
Jetzt lässt Jay von mir ab und streift mir den Slip vom Körper. Er lässt ihn kurz an seinem Zeigefinger baumeln, bevor er ihn im hohen Bogen durch die Garage fliegen lässt.
»Das ist schon besser«, raunt er. Kalte Luft umspielt meine untere Körperhälfte. Jay steht vor mir und schaut auf mich herab, während ich mich aufstütze.
»Auf der Motorhaube eines Sportwagens habe ich es noch nie getan«, gestehe ich.
»Ich hoffe, du hast es überhaupt noch nie auf einem Auto getan.«
»Nein«, flüstere ich.
»Ich will, dass dieses Erlebnis einzigartig wird.«
»Ich konnte mich bis jetzt nicht beschweren, was deine Verführungskünste angeht.«
»Dann lass uns nicht weiter reden, sondern handeln.«
»Worauf wartest du noch? Mach mit mir, was du willst«, fordere ich ihn auf.
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Jay beugt sich zu mir über die Motorhaube und schiebt mein Shirt nach oben, bis es über meinem Gesicht liegt.
»Ich kann nichts sehen«, sage ich undeutlich durch den Stoff.
»Das brauchst du auch nicht. Du musst nur fühlen.«
Ich schließe die Augen und spüre Jays warmen Atem auf meiner Haut. Langsam arbeitet er sich mit seinen Lippen von meinem Hals weiter nach unten bis zu meinen Brüsten. Er nimmt abwechselnd meine Nippel in den Mund und spielt mit seiner Zunge daran, bis sie hart nach oben ragen. Ich greife in seine Haare, als er seinen Weg weiter nach unten fortführen will, und stöhne leise auf. Als er an meinem Bauchnabel angekommen ist, spreize ich die Beine weiter und drücke mich mit den Fersen auf der Stoßstange ab. Ein leises Quietschgeräusch ist zu hören. In Gedanken sehe ich bereits die Kratzspuren meiner Stiefel auf dem teuren Lack. »Jay, sollte ich nicht die Stiefel ausziehen?«, frage ich noch, obwohl die Emotionen bereits in mir hochkochen.
»Scheiß auf die Stiefel«, knurrt er mir nur zu und gleitet tiefer zu meinem Lustzentrum, dann nimmt er meine Beine und legt sie sich wieder über die Schultern, bevor er wieder seine Lippen zu meiner Pussy wandern lässt. Als er meine Klit berührt, zucke ich vor Leidenschaft zusammen.
»Berühr deine Titten, streichle sie, als wären es meine Hände«, höre ich Jays Stimme. Ich zögere noch einen Moment und dann tue ich es. Noch nie habe ich mich vor einem Mann selbst gestreichelt. Aber bei Jay ist es vollkommen in Ordnung. Ich drücke leicht zu, dann lasse ich meine Nippel zwischen meinen Zeigefingern und Daumen hin- und hergleiten. Mir war bisher gar nicht bewusst, wie empfindlich meine Nippel sind, wenn ich erregt bin. Jays Zunge zwischen meinen Schamlippen und meine eigenen Finger, die meine Lust noch steigern, sind alles, was ich jetzt wahrnehme. Den Raum um mich herum habe ich komplett ausgeblendet. Nur die Leidenschaft, die uns in diesem Moment verbindet, zählt.
Jay leckt noch einmal mit seiner Zunge über meine Pussy, bevor er sich erhebt. Ich stöhne und winde mich auf der Motorhaube, die unter meinem Schweiß, der mir die Beine herunterläuft, leicht rutschig geworden ist.
»Komm hoch! Ich will dich von hinten nehmen.«
Jay hält mir die Hand entgegen und zieht mich vorsichtig von dem Metall, das inzwischen eine angenehme Temperatur angenommen hat. Dabei rutscht mir mein Shirt vom Gesicht und fällt ausgeleiert über meine Brust. Er zieht es mir aus.
»Beug dich über die Motorhaube und spreiz deine Beine, wie eine schamlose Hure. Meine Hure«, setzt er noch hinzu und küsst mich leidenschaftlich. Sein Dirtytalk macht mich an und ich folge seinem Befehl, bringe mich in Position, lege meine Hände auf den Lack und spüre die Nässe, die ich hinterlassen habe. Mein Gesicht liegt auf dem Metall und mein Oberkörper ist nach vorne gebeugt. Meine Brüste drücken sich gegen den sauberen Lack. Ich bin bereit!
Jays Hände greifen um meine Taille und ziehen mich in die richtige Stellung.
»Dein Anblick macht mich richtig an, Sunday. Am liebsten würde ich meinen Schwanz sofort in dir versenken. Aber dann wäre das Spiel zu schnell vorbei. Und ich will dich noch vor Lust leiden lassen.«
»Dann fang endlich an, du Mistkerl.«
Ich spüre seine Hand, die auf meine Pobacke klatscht, und die Szene bei Celeste erscheint wieder vor meinem geistigen Auge. Ich kann nicht sagen, dass mir das unangenehm war. Im Gegenteil, es war erregend.
»Das war für den Mistkerl.«
»Soll ich es noch einmal sagen?«, provoziere ich ihn.
»Ich glaube fast, du willst, dass ich dir den Hintern versohle.«
Da liegst du genau richtig, Jay. Aber nichts dergleichen passiert. Jay streichelt nur zärtlich über meine erhitzte, feuchte Haut, lässt seine Finger zwischen meine Pobacken gleiten, um meine Pussy zu berühren, und ich zucke vor Wolllust zusammen, strecke ihm meinen Hintern weiter entgegen.
»Was hältst du von arroganter Chauvinist oder elender Sklavenhändler?«, versuche ich, ihn aus der Reserve zu locken.
Ich höre sein verräterisches Lachen hinter mir. »Dafür hast du dir die Höchststrafe verdient, du Luder.«
»Ach ja? Worin besteht die?«, keuche ich.
»Das willst du nicht wissen. Außerdem habe ich keinen Rohrstock hier, um dir zu zeigen, was das bedeutet.«
Seine Hand streichelt immer wieder über meine empfindliche Haut, spielt mit meiner Klit, die er durch seine Finger gleiten lässt. »Jay«, rufe ich gequält seinen Namen.
»Nein, Sunday, noch nicht. Du bist ganz schön egoistisch und frech. Ich sollte dich leiden lassen, bis du mich auf Knien anflehst, es dir so richtig zu besorgen. Vielleicht sollte ich dich doch bestrafen«, überlegt er und dann spüre ich seine Hand wieder auf meine Haut klatschen, was mich aufstöhnen lässt. Immer wieder berührt er eine andere Stelle, sodass ich keinen Schmerz wahrnehme, nur unbeschreibliche Lust. Es ist das gleiche Gefühl, das ich bereits bei Celeste zwischen meinen Schenkeln gespürt habe. Genauso muss sich die Frau auf dem Podest vor ihren zwei Peinigern vorgekommen sein. Hemmungslos ergeben und hochexplosiv erregt. Aber ich erlebe diese Lust nur mit einem Mann, mit Jay, dem Mann, den ich abgöttisch liebe.
»Hast du jetzt genug? Wirst du dich mir gegenüber jetzt respektvoller verhalten? Oder muss ich weitermachen? Dein Arsch hat schon eine schöne rote Farbe angenommen«, verspottet er mich.
»Nie!«, keuche ich.
»Dann muss ich wohl zum letzten Mittel greifen und dich in Grund und Boden ficken«, verspricht er. Ich höre, wie er den Reißverschluss öffnet, Stoff, der über nackte Haut streift, und spüre dann seine Hände, die hart an meine Hüften packen und mich zu ihm ziehen.
»Mein kleiner Engel will es nicht anders.«
»Ich will vor allem dich in mir spüren. Heiß und ausfüllend.«
»Das werde ich, Dark Angel, das werde ich.«
Ich drehe den Kopf zu ihm und sehe, wie er seinen Schwanz massiert. Etwas, das eigentlich meine Aufgabe wäre. Ich habe heute wirklich nur an mich gedacht, aber Jay nimmt mir das nicht übel. Er wollte es nicht anders. Es war sein Spiel. Dann ist er bereit für mich, bringt sich in Position und dringt hart in mich ein. Ich stöhne auf und auch Jay atmet jetzt schwer. Seine Hand liegt auf meinem Steißbein, die andere hält meine Hüfte. Immer schneller und härter presst er mich auf die Motorhaube. Mein Gesicht rutscht leicht über das Metall, sodass ich mich mit den Händen abstützen muss. Jetzt ist sicher nicht nur mein Hintern von ihm gezeichnet, sondern auch noch andere Stellen, aber das macht mir nicht das Geringste aus. Ich will ihn heiß und ausgelassen, will seine Lust und seine Macht über mich spüren.
»Soll ich dich erlösen, Dark Angel?«, keucht er hinter mir.
»Ja, lass mich über die Klippe springen.«
Jay greift um meinen Körper, zwingt seine Hand zwischen meinen Unterleib und die Motorhaube und massiert in schnellen Bewegungen meine Klit, während er unaufhörlich hart in mich stößt. Nur Sekunden später baut er sich auf, der erlösende Orgasmus, der mich wie in einem Hurrikan davonträgt.
»Lass dich gehen, Sunday. Schrei deine Lust raus, lass sie mich miterleben«, höre ich ihn hinter mir und dann tue ich es. Ich lasse los, schreie und winde mich vor ihm, bis die letzten Wellen abklingen. Jay zieht sich aus mir zurück und ich habe überhaupt nicht bemerkt, dass auch er die Erlösung in mir gefunden hat. Ich rolle mich auf den Rücken, Jay beugt sich zu mir nach unten, zieht mich an seine Brust und trägt mich ins Haus.
Der dumpfe Weckton meines Handys reißt mich aus dem Schlaf. Ich habe die Nacht bei Jay verbracht. Er liegt noch neben mir und schläft. Aber ich muss ins Büro und vorher noch bei mir zu Hause vorbeifahren, um mich umzuziehen.
»Jay, ich muss gleich los«, versuche ich, ihn zu wecken. Er öffnet verschlafen die Augen und schenkt mir einen seiner ganz speziellen Blicke. Wenn er das tut, bin ich versucht, mich von ihm wieder unter die Decke ziehen zu lassen. »Jay, ich muss wirklich los«, sage ich bedauernd.
»Okay, ich fahre dich.«
Mit diesen Worten schwingt er sich aus dem Bett, wie Gott ihn schuf und schnappt sich seine Jogginghose und ein T-Shirt, mit denen er im Badezimmer verschwindet.
Kaum zu glauben, aber innerhalb von zehn Minuten stehen wir angezogen in seiner Küche und trinken den ersten Kaffee. Charly springt aufgeregt um uns herum.
»Du kommst ja mit«, verspricht Jay.
»Lass uns fahren. Ich will nicht zu spät kommen.«
»Du hast genug Zeit«, verspricht Jay mit einem Blick auf seine Uhr.
Ich stelle die Tasse in die Spüle und folge ihm aus dem Haus. Charly läuft über die Wiese und markiert seine Lieblingsplätze, dann kommt er zurück, springt auf die Rückbank des Sportwagens und Jay fährt zügig auf die Straße. Da ich nur einige Blocks entfernt wohne, sind wir innerhalb kürzester Zeit bei meiner Wohnung. Ich kraule Charly, der sich sofort auf den Beifahrersitz drängt.
»Ich hole dich heute Abend ab. Ich habe eine Überraschung für dich«, verspricht Jay.
»Okay, so um sieben?«
»Es kann vielleicht ein wenig später werden. Ich rufe dich an.«
»Ich freue mich auf dich.« Als ich aussteigen will, fällt mir seine besorgte Miene auf.
»Was ist los?«, frage ich ihn, als er seinen Blick in den Rückspiegel richtet. Ich drehe mich um und kann gerade noch einen schwarzen Wagen sehen, der zügig an uns vorbeifährt.
»Wer war das?«, will ich wissen.
Jay schüttelt den Kopf. »Niemand.«
Dabei wirkt Jay nachdenklich, als würde ihn irgendetwas beschäftigen. Das ist mir nun schon häufiger aufgefallen. Aber schnell verzieht er die Lippen zu einem liebevollen Lächeln.
»Das hast du schon mal gesagt. Damals, als wir aus dem Karaokeclub kamen«, sage ich besorgt.
»Nein, was soll denn sein?«
»Keine Ahnung, du wirkst so nachdenklich. Wer war dieser Typ, den wir am Eingang getroffen haben?«
»Ich sagte doch schon, niemand, über den du dir Gedanken machen müsstest.«
»Jay?«
Er hebt eine Augenbraue und nickt mir zu. »Was ist, Engel?«
»Ich weiß nicht, vielleicht ist es auch nur so eine dumme Intuition, aber in letzter Zeit habe ich das Gefühl, beobachtet zu werden.«
Jetzt wirkt Jay aufgeschreckt. »Seit wann ist das so?«, fragt er.
Ich zucke die Schultern. »Keine Ahnung, seit ein paar Tagen vielleicht.«
Sein Mund verzieht sich zu einem schmalen Strich und er kneift die Augen leicht zusammen, als würde er über etwas nachdenken. Aber schnell ist er wieder in seinem coolen Modus. »Mach dir keine Gedanken. Da ist nichts. Ich werde dich beschützen. Das verspreche ich dir«, dabei beugt er sich zu mir und küsst mich zärtlich auf die Stirn.
Vor was und wem will er mich beschützen und warum sagt er mir nicht, was hier vorgeht? Denn dass etwas nicht in Ordnung ist, spüre ich ganz deutlich.
»Jay, bitte. Wenn du ein Problem hast, dann sag mir doch, was los ist.«
»Es hat nichts mit dir zu tun. Ich regele das, versprochen. Hab einen schönen Tag«, wünscht Jay mir, ohne auf meine Äußerung einzugehen. Ich greife zu dem Türgriff und steige aus, nicht ohne vorher noch einmal einen wehmütigen Blick auf ihn zu richten.
Dann reiht er sich wieder in den Verkehr ein und ich betrete das Haus.
»Miss Anderson?«
Ich drehe mich um.
»Ja?«, erwidere ich emotionslos.
»Das war ja dann unser letzter Tag«, beginnt Fullerton ein Gespräch. Was will er? Versucht er jetzt, einmal im Leben freundlich zu sein? »Es tut mir leid. Aber Sie wissen ja, die Geschäfte liefen in der letzten Zeit nicht besonders gut.«
Warum erzählt er mir das? Seine finanzielle Situation ist mir nicht neu. Warum also jetzt diese Mitleidsnummer?
Er weist auf mein und Jessys Büro und wir treten ein. Jessys Platz ist verwaist, sie ist direkt nach Hause gegangen, als Mister Fullerton eröffnet hat, dass er die Firma verkauft hat. Sie hat mir nur einen missbilligenden Blick zugeworfen, als sie feststellen musste, dass ich es schon seit einiger Zeit wusste und ihr nichts gesagt habe.
Mister Fullertons Timing war alles andere als gut gewählt und ich hätte mich nicht von ihm überreden lassen sollen, den Mund zu halten. Er hat wirklich bis zum letzten Tag gewartet, um es den anderen mitzuteilen.
Es handle sich bloß um eine Firmenübernahme und für uns hätte das keinerlei Konsequenzen, hatte er verkündet, als er uns heute Morgen alle in sein Büro rief. Der Schock war besonders groß, als wir erfahren mussten, an wen er verkauft hat. J. Edwards!
Meine Träume, vielleicht zur Geschäftsführerin aufzusteigen, wurden wie von einer Welle davon gespült. Jetzt weiß ich ganz genau, dass ich mir einen neuen Job suchen werde. Den ganzen Morgen über habe ich versucht, Jay zu erreichen, aber es ging nur seine Mailbox an. Er hat sicher viel zu tun. Aber heute Abend sehe ich ihn ja.
»Aber wenn Sie ein wenig nett zu mir sind, dann lege ich ein gutes Wort für Sie ein. Ich bin sicher, dass Mister Edwards Sie genauso schätzen wird, wie ich es getan habe«, eröffnet er mir, während er immer näherkommt, bis er direkt vor mir steht und eine meiner Haarsträhnen durch seine Finger gleiten lässt. Angewidert ziehe ich den Kopf zurück, um mich von seinen Belästigungen zu befreien. Er lässt sofort los. Es kribbelt mir in den Fingerspitzen, ihm eine runterzuhauen.
Was bildet sich dieser aufgeblasene Kerl ein? Seine anzüglichen und beleidigenden Andeutungen hat er heute das letzte Mal bei mir angebracht, und wenn er mich noch einmal anfassen sollte, vergesse ich mich. Dieser Edwards wird ganz sicher keinen von uns übernehmen, und Fullerton weiß das.
»Was fällt Ihnen ein? Sie haben mich heute das letzte Mal beleidigt und wagen Sie es nicht noch einmal, mich anzufassen. Ich könnte mir vorstellen, Ihrer Frau würde es überhaupt nicht gefallen, wenn sie erfahren würde, was Sie so nach Büroschluss treiben. Im Übrigen bin ich auf Ihre Protektion nicht angewiesen«, gifte ich ihn kalt an und drehe mich angewidert weg.
»Meine Frau interessiert sich nicht mehr für mich. Wenn Sie sich entschließen könnten, ein wenig nett zu mir zu sein, dann ...«
Ich unterbreche ihn scharf und stolpere fast gegen die Fensterscheibe hinter mir. »Was ist dann? Mister Fullerton, ich habe an Ihrem Angebot kein Interesse. Lassen Sie mich endlich in Ruhe!«
Jetzt umfasst er meine Oberarme und lässt seine Hände darüber gleiten, was bei mir sofort eine Gänsehaut auslöst. Nicht vor Verlangen, sondern vor Ekel.
Mittlerweile hat er mich völlig gegen das Fenster gedrängt, ich bin zwischen der Glasscheibe und ihm gefangen. Draußen legt sich bereits dunkel die Nacht über die Stadt und das Gebäude ist sicher fast leer, sodass schreien vollkommen sinnlos wäre, sollte diese widerliche Qualle noch zudringlicher werden.
»Komm schon, ich kann dir geben, was immer du willst. Eine kleine, schicke Wohnung vielleicht?«
»Ach, und wenn es Ihnen passt, kommen Sie bei mir vorbei und wir tun es, oder wie?«, rutscht es mir heraus.
Angeekelt verziehe ich das Gesicht. Ich könnte kotzen.
»Du willst es doch auch. Warum hast du denn immer diese engen, figurbetonten Kleider an? Doch nur, um mich und die Klienten scharfzumachen.«
»Sie sind ja verrückt. Ich möchte jetzt gehen«, presse ich heraus und versuche, mich von seinen Händen zu befreien, als er mich abrupt an sich zieht und seine schmalen, kalten Lippen auf meinen Mund presst.
Er riecht unangenehm, ich drehe schnell den Kopf weg und gebe ihm einen Schubs. Ein ersticktes Wimmern entweicht meinen Lippen. Ich habe Angst. Fullerton stößt sich an meinem Schreibtisch, als eine Stimme die Stille durchdringt, die mir bekannt vorkommt.
»Nehmen Sie Ihre Finger von ihr. Sofort!«
Das letzte Wort wirkt wie ein Peitschenknall. Erschrocken dreht mein Chef sich um und schaut direkt in die hasserfüllten Augen von Jay. Was macht er denn hier? Er wollte mich doch zu Hause abholen.
»Jay«, rufe ich erleichtert und laufe zu ihm. Er legt den Arm um meine Taille, ohne Fullerton aus den Augen zu lassen.
»Geh nach draußen und warte am Wagen auf mich«, bestimmt er. Aber ich denke gar nicht daran. Dann ergreift mein Chef das Wort.
»Mister Edwards?!«, räuspert sich Fullerton. »Waren wir nicht erst in einer Stunde verabredet?«
»Können wir jetzt das Geschäftliche erledigen?«, höre ich Jay antworten. Er presst die Lippen zusammen und an seinem Herzschlag spüre ich, wie aufgeregt er ist.
Edwards!
Mein Blick gleitet abwechselnd von Jay zu meinem Chef. Sekundenlang herrscht absolute Stille im Raum. Selbst Fullerton hat es die Sprache verschlagen. Auch er muss die Spannung spüren, die gerade den Raum erfüllt.
»Wieso Edwards? Dein Name ist doch nicht Edwards!«
Dann fällt auch bei mir der Groschen. Neben mir steht kein anderer als J. Edwards, der Mann, den ich über alles verabscheue. Hass wallt in mir auf. Ich hatte geglaubt, ihn zu lieben, ihm vertrauen zu können. Er hat mich nur ausgehorcht, als ich ihm einmal von Fullertons finanziellem Engpass erzählt habe. Nur deshalb hat er sich an mich herangemacht. Ich war ein Werkzeug, mehr nicht.
Wie konnte er mir so etwas antun? Er hat mich benutzt. Nicht nur, was die Übernahme anbelangt; er hat mit mir gespielt. Wenn ich an all die Dinge denke, die ich über ihn gesagt habe, steigt noch mehr Hass in mir hoch. Ich habe J. Edwards verspottet und er hat genauso über ihn gelacht, wie ich es getan habe. Ich sehe mich wieder in dem kleinen Raum sitzen, der hinter der Bar liegt. Wie ein Film läuft die Szene vor meinem geistigen Auge ab, als ich ihm das erste Mal von J. Edwards erzählt habe und er nur Gleichgültigkeit und Nichtwissen signalisiert hat.
Seit Wochen treffen wir uns, lieben uns an den verrücktesten Orten, und die ganze Zeit über verheimlicht er mir seine wahre Identität. Verdammt, er hat mich sogar offen angelogen, als er mir einen falschen Nachnamen genannt hat.
»Du bist J. Edwards?«, keuche ich fast.
»Sunday, ich kann das erklären.«
»Was willst du mir denn erklären? Du hast mich belogen, mich ausgehorcht, mir eine Scheißkomödie vorgespielt. Ich hoffe, du hattest deinen Spaß dabei«, stoße ich erstickt und den Tränen nahe aus und schubse ihn von mir weg.
»Lass uns in Ruhe darüber reden, aber nicht hier und jetzt«, bestimmt er.
»Bei all den Dingen, die wir miteinander getan haben, hast du mich nur belogen und benutzt.«
Das Räuspern von Fullerton durchdringt die Stille. Diesen Mistkerl habe ich komplett ausgeblendet. Aber auch das ist mir jetzt vollkommen egal, soll er doch denken, was er will. Das tut er sowieso.
Jay kommt näher, greift nach meinem Arm. Zum ersten Mal sehe ich ihn hilflos. Diese Geste, wie er die Hand nach mir ausstreckt und doch genau weiß, dass er verloren hat, passt so gar nicht zu ihm. Er weiß nicht, was er tun soll. Ich sehe die Verzweiflung in seinem Blick, der mich stumm um Verzeihung bittet. Er steht zwischen Fullerton und mir. Sekundenlang scheint die Luft zwischen uns zu vibrieren.
Fullerton blickt erst mich an, dann Jay, und plötzlich verziehen sich seine Lippen zu einem verräterischen Grinsen.
»Wusste ich es doch. Sie haben sie gevögelt und diese Schlampe hat Informationen an Sie weitergegeben. Sie wussten alles über meine finanzielle Situation. Mit diesem Trick haben Sie sich meine Firma unter den Nagel gerissen und dieses Miststück hat Ihnen dabei geholfen«, stößt er verächtlich aus.
»Halten Sie verdammt noch mal den Mund, Fullerton«, schreit Jay in seine Richtung.
Ich schließe gequält die Augen, reiße mich aus Jays Armen los und renne aus dem Raum. Das kann doch alles nicht wahr sein. Ich bin die Betrogene und Fullerton stellt mich als Verräterin hin, die für Geld alles tun würde. Woher Jay seine Informationen hat, weiß ich nicht. Von mir weiß er definitiv nichts – zumindest nichts, was ihm einen besseren Deal verschafft hätte. Ich habe ihm nie Zahlen oder andere firmeninterne Informationen zugespielt.
»Sunday, komm zurück, bitte«, dringen noch Jays Worte an mein Ohr, aber ich ignoriere sie.
Ich wurde von Jay verletzt und von Fullerton zu einer billigen Hure abgestempelt; das ist eindeutig zu viel. Die Tür fällt mit einem lauten Knall zu. Tränen bahnen sich bereits einen Weg in meine Augen. Ich wische sie weg und laufe völlig aufgelöst in den Flur. Der Knoten in meinem Hals schnürt mir fast die Luft ab, sodass ich wie eine Ertrinkende nach Sauerstoff hechle, während ich nur einen Gedanken habe: Weg von hier!
Vor den Aufzügen bleibe ich stehen und hämmere wie eine Irre mit der flachen Hand hektisch mehrere Male auf den Knopf, als käme der Aufzug dann schneller. Mein Blick fliegt zur Eingangstür der Büroräume, aber sie bleibt geschlossen. Wieder drücke ich gehetzt auf den Knopf und endlich höre ich, wie der Lift anhält und die Türen sich öffnen. Keine Minute zu früh, denn jetzt schwingt die Glastür auf und Jay tritt aus dem Büro. Er wirkt verärgert und kommt mit schnellen Schritten den Gang entlang auf mich zu.
Jetzt fällt es mir erst auf. Er trägt eine Brille und einen Anzug. Seine Haare sind ordentlich mit Gel zurückgekämmt. Natürlich, sein zweites Gesicht. J. Edwards, der Immobilienmakler. Darum die ganzen teuren Anzüge in seinem Schrank, das exklusive Haus, die schicken Autos. Von wegen Makler an der Wall Street. Und diesem Scheißkerl habe ich vertraut. Ich wische meine laufende Nase an meinem Ärmel ab und hoffe, ihn nie wieder zu sehen.
»Sunday!«, dringt seine Stimme an mein Ohr. Ich werfe ihm noch einen hasserfüllten Blick zu, dann betrete ich den Aufzug und drücke den Knopf für das Erdgeschoss.
Geh schon zu!, beschwöre ich panisch die Türen, die sich in diesem Moment schließen. Der Aufzug setzt sich in Bewegung. Meine Hände sind zu Fäusten verkrampft und meine Fingernägel bohren sich schmerzend in meine Handflächen, aber ich brauche diesen Schmerz, um zu spüren, dass das hier alles Wirklichkeit ist. Als die Tränen unaufhörlich über meine Wangen rollen, wische ich sie mit dem Handrücken weg und sehe die Male, die meine Fingernägel hinterlassen haben.
»Scheiße!«
Ich krame die Autoschlüssel aus der Tasche, während die Leuchtanzeige die Stockwerke herunter zählt. Es sind nur zwei. Wenn Jay das Treppenhaus benutzt, ist er sicher genauso schnell unten wie ich.
Mit einem Ping öffnen sich die Metalltüren, ich springe raus, schaue nach links und rechts, aber er ist noch nicht zu sehen. Dann stürme ich aus dem Gebäude und lasse die Glastür wieder ins Schloss fallen, aber dieses Mal drehe ich mich nicht um, sondern laufe die Straße entlang zu meinem geparkten Wagen. Jay hat genau hinter mir geparkt, die Scheibe ist ein Stück heruntergelassen und Charly sitzt auf dem Beifahrersitz. Als er mich entdeckt, fängt er sofort freudig an zu bellen, aber ich habe keine Zeit für ihn.
Ich werde nie wieder seine feuchte Hundeschnauze streicheln oder sein weiches Fell berühren, wenn er neben mir auf der Couch liegt und seinen Kopf auf meinen Schoß legt, während ich mich an Jay kuschle. Wie sehr habe ich diesen Hund in mein Herz geschlossen, genauso wie sein Herrchen.
Nein, Jay habe ich geliebt. Zumindest glaubte ich das, bis ich zum zweiten Mal in meinem Leben von einem Mann so bitter enttäuscht wurde. Hinter mir höre ich Jays Stimme, die laut meinen Namen ruft, aber ich reagiere nicht darauf, sondern schließe meinen Wagen auf, springe rein und reihe mich mit quietschenden Reifen in den Abendverkehr ein. Im Rückspiegel sehe ich, wie er völlig enerviert auf dem Bürgersteig steht, die Hände zu Fäusten geballt, und mir nachstarrt.
Tränen verschleiern wieder meinen Blick. Ich wische sie weg und fühle nur noch Leere in mir. Wieder wurde ich von einem Mann betrogen und belogen. Mein Leben liegt in Scherben vor mir. Gerade als ich dachte, endlich wieder glücklich sein zu können, stürzt alles über mir zusammen. Was habe ich falsch gemacht?
Als hätte der Tag nicht schon genug miese Überraschungen für mich übrig, sind sämtliche Parkplätze vor meiner Wohnung belegt. Ich fahre noch zweimal um den Block, finde aber nichts, sodass ich ein ganzes Stück entfernt parken muss. Ich will mich einfach nur in meinem Bett verkriechen und niemanden sehen. Bevor ich aussteige, werfe ich noch einen Blick in den Rückspiegel. Meine Augen sind gerötet, meine Nase läuft immer noch und ich wirke aufgedunsen, aber daran kann ich jetzt nichts ändern. Ich krame in meinem Handschuhfach nach meiner Sonnenbrille, finde sie aber nicht. Dann muss ich eben verheult durch die Straßen laufen, als käme es darauf noch an.
Als ich aussteige, kommt ein Mann aus einer der vielen Bars. Er torkelt und scheint betrunken zu sein. Sein hässliches Lächeln zeigt eine Reihe schiefer Zähne, außerdem ist einer seiner Scheidezähne abgebrochen. Er kommt immer näher. Sein nach Alkohol riechender Atem schlägt mir unangenehm entgegen, obwohl er sich mindestens eine Armlänge von mir entfernt an der Straßenlaterne festhält. Angewidert wende ich mich ab und gehe schneller. Er ruft mir irgendetwas hinterher, was ich nicht verstehe, und das mich nur noch mehr veranlasst, schnell diese Gegend zu verlassen und mich endlich in meiner kleinen Wohnung zu verkriechen.
Ich stolpere die Treppe zur Haustür nach oben. Bei Mrs. Bittersweet brennt Licht und ich kann eine andere Dame auf ihrem Sofa erkennen. Es muss ihre Freundin sein, die immer zum Tee kommt. Eilig laufe ich die Treppe nach oben in meine Wohnung.
Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, kommt mir die Leere der Wohnung bedrückend vor. Die beiden Zimmer, die ich bei meinem Einzug noch als apart empfand, scheinen mich zu zerquetschen. Ich gehe in die Küche, öffne den Kühlschrank, ohne etwas herauszunehmen, und starre auf die wenigen Dinge, die sich darin befinden.
Die halbe Wassermelone projiziert wieder eine Szene mit Jay in meinen Kopf. Wutentbrannt werfe ich die Tür zu, lehne mich gegen den Kühlschrank und lasse meinen Tränen ungeniert freien Lauf. Laut schluchzend lasse ich mich auf den harten Fliesenboden der Küche gleiten. Ich muss einen entsetzlichen Anblick abgeben. Weinend, während mir die Nase läuft und meine Augen brennen, sacke ich in mich zusammen.
Wann hätte Jay es mir gesagt? Am Montagmorgen im Büro? Mister Fullerton hat uns bestätigt, dass wir alle von ihm übernommen werden. Ich war nicht besonders glücklich darüber, aber ich hätte ihm vielleicht doch eine Chance gegeben, und wer weiß, vielleicht wäre er ja ein angenehmerer Chef geworden als Fullerton. Schlimmer hätte es kaum kommen können.
Jays ganzes Kartenhaus ist gerade zusammengefallen. Was wollte er damit bezwecken? Es muss ihm doch klar gewesen sein, dass ich es irgendwann herausbekommen würde. Warum also? Die Antwort liegt klar auf der Hand: Ich war nur sein Spielzeug und weiter nichts. Ein netter Zeitvertreib.
In Gedanken sehe ich mich in seinem Club. Ash und Wyatt waren bereits gegangen, als ich Jay von unserem Konkurrenten erzählt hatte und wie sehr ich ihn hasse. Was muss er in diesem Moment gedacht haben? Natürlich! Der zeig ich es!
Trotzdem war ich mir seiner Gefühle für mich völlig sicher. Wie kann ein Mann sich nur so verstellen? Über Wochen hat er ein mieses Spiel mit mir gespielt.
Plötzlich wird mir entsetzlich schlecht. Ich richte mich auf und schaffe es gerade noch, mich über dem Spülbecken zu übergeben. Ich drehe den Wasserhahn auf und spüle mir den Mund aus. Verdammte Scheiße! Erschöpft schleppe ich mich zu dem kleinen Küchentisch und setze mich.
Hier hat er mich geliebt. Scheiße, nein, er hat mich gefickt und es war einfach nur geil. Wie soll ich jemals wieder an diesem Tisch sitzen, ohne an ihn zu denken? Ich brauche dringend jemanden zum Reden. Jessy!
Ich greife hinter mich, krame mein Handy aus der Handtasche, die ich unachtsam auf die Küchenablage geworfen habe, und tippe Jessys Nummer ein. Aber leider meldet sich nur ihr Anrufbeantworter. Enttäuscht beende ich das Gespräch und dann fällt mir ein, wer in diesem Moment der einzige Mensch hier in Boston ist, der mich wirklich verstehen wird. Elijah!
Ich scrolle auf meinem Handy nach unten, bis ich Elijahs Kontakt finde, und hoffe, dass er zu Hause ist.
Nach einigen Sekunden höre ich seine Stimme.
»Hier ist Elijahs Friseursalon, was kann ich für Sie tun?«, meldet er sich. Das tut er öfter, wenn er weiß, wer am anderen Ende ist. Sein Lachen dringt zu mir. »Sunday, Süße, wie geht es dir?«, begrüßt er mich jetzt richtig.
»Elijah? Kann ich vorbeikommen?«, kommt es erstickt aus meinem Mund. Sofort ist seine ausgelassene Laune wie weggeblasen.
»Süße, was ist los? Du hörst dich an, als hättest du Kummer«, fragt er besorgt.
»Es ist alles aus«, bringe ich unter Schluchzen heraus.
»Wo bist du?«, will er wissen.
»In meiner Wohnung.«
»Ich komme zu dir«, bestimmt er.
»Nein, ich komme zu dir. Ich brauche dringend frische Luft.«
»Okay, aber fahr bitte nicht mit dem Wagen, okay?«
»Nein, ich werde laufen.«
»Gut, ich erwarte dich. Und Sunday? Was immer es auch ist, wir finden eine Lösung, okay?«
Ich mache ein zustimmendes Geräusch und beende das Gespräch.
Männer sind alle das Letzte. Außer Elijah, aber er fällt in gewisser Weise raus, er hat sich bereits vor vielen Jahren auf die andere Seite geschlagen und lebt ein perfektes Leben mit seinem Partner Sky. Die beiden sind glücklich. Warum darf ich nicht glücklich sein?
Das Vibrieren meines Handys auf dem Tisch reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist Jays Nummer. Was will er noch? Hat ihm der Spaß nicht gereicht? Ich drücke das Gespräch weg, schnappe mir meine Tasche und verlasse die Wohnung. Als ich den Bürgersteig betrete, kommt Jay mir entgegen. Er wirkt gehetzt und bleich, als er auf mich zukommt. Ich drehe mich um und laufe schnell die Straße hinunter.
»Sunday, bleib stehen!«, höre ich ihn hinter mir. Dann ist er neben mir und greift nach meinem Arm. Wutentbrannt drehe ich mich zu ihm um.
»Lass mich los, sofort!«, zische ich ihn an.
»Was soll denn das? Ich weiß, dass ich einiges klarstellen muss, aber es ist doch nichts passiert.«
Fast hysterisch muss ich auflachen.
»Nichts passiert, nennst du das! Du hast mich angelogen, was deine Identität betrifft. Schon vergessen?«
»Wenn du mich nur erklären lassen würdest, dann ...«, versucht er wieder, sich aus der Affäre zu ziehen und das Ganze als belanglos hinzustellen.
»Einen Scheiß werde ich tun. Hau endlich ab, du verficktes Arschloch!«
Die Worte müssen ihn getroffen haben, denn jetzt lässt er abrupt meinen Arm los. Wir fixieren uns noch für einige Sekunden wie zwei Wölfe, die jeden Moment zum Kampf ansetzen, dann dreht er sich um und geht. Es ist das, was ich von ihm wollte, und doch zerreißt es mir das Herz. Ich habe ihn verloren. Habe ich ihn überhaupt je besessen?
Als ich das Grundstück betrete, steht Elijah schon mit mitleidigem Blick an der Tür. Er zieht mich in seine Arme und ich lasse mich fallen. Die Tränen laufen meine Wangen herunter und befeuchten sein Shirt, was ihm nicht das Geringste ausmacht.
»Hey, komm erst mal rein. So schlimm kann es doch nicht sein, dass wir beide keine Lösung finden.«
Er legt seinen Arm um meine Schultern, schließt hinter mir die Tür und wir betreten sein Haus, das für eine kurze Zeit auch mein Zuhause war. In seinem Wohnzimmer hängt der vertraute Geruch nach Räucherstäbchen, was sofort beruhigend auf mich wirkt. Ich war, seit ich bei ihm ausgezogen bin, nicht mehr hier, wird mir gerade bewusst. Ich habe unsere Freundschaft vernachlässigt und trotzdem ist Elijah für mich da. So etwas wird nie wieder passieren.
Langsam schiebt er mich zu der Sitzgruppe. Ich liebe Elijahs Wohnung, die gemütliche Ledercouch, das große Bücherregal und die vielen leeren Flaschen, alle selten, die er in einem Regal aufbewahrt. Erschöpft von dem langen Tag lasse ich mich auf das Sofa fallen und werfe meinem Freund einen traurigen Blick zu, während er mir ein Papiertaschentuch reicht.
»Was willst du trinken?«
»Das Stärkste, das du da hast.«
»Ich glaube, ein Kaffee tut es auch. Bin gleich wieder da«, verspricht er mir.
Dann verschwindet er in der Küche und ich atme kurz durch. Wenige Augenblicke später kommt er mit zwei dampfenden Bechern Kaffee zurück und setzt sich mir gegenüber in den Longchair.
»So, und jetzt erzähl mal der Reihe nach.«
Ich setze meinen Becher an die Lippen und nippe vorsichtig, bevor ich antworte.
»Ich habe gerade herausgefunden, dass Jay ein verdammter Mistkerl ist.«
»Warum? Was ist denn geschehen? Hat er dich mit einer anderen betrogen? Dann bringe ich ihn um.«