Читать книгу Boston Bad Boys (Sammelband) - Holly Summer - Страница 18
Оглавление15 – Sunday
Plötzlich liege ich auf seinem Bett. Wie ich da hingekommen bin, habe ich nur am Rande registriert. Wenn Jay mich küsst und meinen Körper berührt, vergesse ich alles um mich herum. Er hat mich einfach auf seine Arme genommen und die Treppe nach oben getragen.
Als er mir den Vorschlag gemacht hat, seine Spielbeziehung zu werden, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, wie leidenschaftlich es sein kann, mit ihm zusammen zu sein. Kurz schaue ich mich in dem großen Raum um. Wenn wirklich ich geglaubt hätte, hier in seinem persönlichen Reich eine Folterkammer der Verführung vorzufinden, dann hätte ich mich gründlich getäuscht. Das Zimmer wirkt harmonisch und stilsicher. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, die Farben der Tapeten spiegeln sich in den Möbeln und den Bildern an den Wänden wieder. Die kleinen Lampen tauchen das Zimmer in ein warmes, gedämpftes Licht. Alles ist modern eingerichtet. Das überdimensionale Bett mit dem hohen Rückenteil nimmt einen großen Teil des Schlafzimmers ein. Gegenüber führt ein Durchgang zu einem weiteren Raum, vielleicht das Badezimmer? Da ich keinen Kleiderschrank sehe, gehe ich davon aus, dass die zweite Tür links in ein Ankleidezimmer führt. Weiche Decken und Kissen verwandeln das Bett in eine Oase, in die ich mich sofort hineinkuscheln möchte. Aber Jay hat anderes mit mir vor.
Er steht vor mir, die Hände in die Seiten gestemmt, und blickt auf mich herab. Dabei hat er wieder dieses Grinsen im Gesicht. Irgendetwas führt er im Schilde, aber ich weiß noch nicht, was.»Wirst du mich jetzt endlich in deine Welt einführen?«, flüstere ich ihm zu.
»Du bist noch nicht soweit.«
»Woher willst du das wissen?«
Jetzt kommt er näher, fasst unter mein Kinn und grinst mich frech an.
»Weil ich es weiß. Ich habe deine Angst gespürt. Ich habe gesehen, wie du dich in Celestes Haus verkrampft hast. Glaube nicht, dass ich die Zeichen deines Körpers nicht richtig eingeschätzt habe. Ich weiß, dass dich der Anblick erregt hat, genau wie mich. Aber heute steht mir der Sinn nach etwas anderem. Außerdem habe ich meine Meinung geändert. So eine Art Beziehung passt nicht zu uns.«
»Heißt das, du willst keine Spielbeziehung mit mir?«
Er schüttelt verneinend den Kopf.
»Nein, seit ich mit dir das Haus von Celeste betreten habe, war mir klar, dass uns etwas viel Größeres verbindet.«
Ich schließe kurz die Augen und in diesem Moment ist er mir ganz nah. Er braucht nicht mehr zu sagen, denn ich weiß, was er mit diesen Worten ausdrücken will. Keine Spielbeziehung, etwas viel Größeres. Das war es von Anfang an nicht. Er empfindet genau wie ich mehr. Jetzt lehnt er sich zu mir auf das Bett.
»Sunday?«
»Hm?«
»Ich liebe dich!«
Mein Herz macht einen Sprung. Habe ich mir diese Worte nicht die ganze Zeit von ihm gewünscht? Jetzt sagt er sie. Einfach so. Ich ziehe ihn zu mir herunter, bis er sich nicht mehr halten kann. Dabei rollt er sich auf die Seite und drückt mich an seine Brust. Unser Lachen ist das einzige Geräusch im Haus.
Ich schiebe meinen Körper über seinen, bis ich mit gespreizten Beinen auf seinen Hüften sitze. Jay scheint es zu gefallen. Er kreuzt die Arme hinter dem Kopf und wartet nur darauf, dass ich die Initiative ergreife.
»Mach, was du willst«, ermutigt er mich.
Wann haben wir die Rollen getauscht? Jetzt ist Jay derjenige, der sich mir hingibt, ich habe die Macht.
Langsam lasse ich meine Hände an seinem Hemd hinaufgleiten. Dann öffne ich Knopf für Knopf das Kleidungsstück, das mich von seinem sexy Körper trennt. Als mir seine glatte Haut in dem schummrigen Licht entgegen strahlt, beuge ich mich nach unten und lasse meine Lippen über seine muskulöse Brust wandern. Er riecht wieder so gut, dass ich mich sofort in ihm verliere.
Jay fasst in meine Haare und zieht meinen Körper noch weiter zu sich nach unten. Sein Herzschlag ist schnell, sein Körper warm und seine Muskeln angespannt. Als er mich freigibt, spüre ich zwischen meinen Beinen seine Erregung. Meine Hand wandert tiefer, bis ich seine Härte ertaste. Jay schaut mich erwartungsvoll an. Ich sollte ihn wohl endlich von seiner Hose befreien.
»Worauf wartest du?«, ermuntert er mich wieder.
»Nicht so schnell. Ich wusste gar nicht, wie ungeduldig du sein kannst«, necke ich ihn, bevor ich weiter nach unten rutsche, seinen Gürtel und den Knopf öffne, den Reißverschluss nach unten ziehe und meine Hand langsam in seine Boxershorts gleiten lasse. Jay zieht scharf die Luft ein, schließt die Augen und spannt seinen Körper an.
Meine Finger gleiten über warme, zarte Haut. Meine Bewegungen entlocken ihm ein leises Stöhnen und jetzt lässt er sich gehen, greift nach meinen Oberschenkeln und streicht im gleichen Rhythmus wie ich darüber.
Auch ich schließe jetzt die Augen, während ich mich langsam auf ihm bewege. Ich bin erregt, ich will ihn in mir spüren. Ich lehne mich über ihn und umschließe seinen Schwanz mit meinen Lippen. Ein lautes Stöhnen ist seine Antwort darauf.
»Gott, Engel, das ist gut. Das ist verdammt gut«, stößt er aus. Ich bin zärtlich in meiner Bewegung, während ich in gleichem Rhythmus meine Hand bewege. Ich fühle, wie Jay immer härter wird.
»Sunday, hör auf.«
Ich richte mich auf, lasse meine Finger aber weiter um seine Härte gleiten.
»Gefällt es dir nicht?«, necke ich ihn.
»Gefallen? Sunday, du bist eine Göttin. Aber ich will mit dir zusammen kommen.«
Jay schiebt mich von seinen Hüften und entledigt sich seiner restlichen Kleidungsstücke, bevor er sich mir widmet. Jetzt hat er wieder die Kontrolle übernommen.
»Ich will dich nackt dort auf dem Sofa«, flüstert er mir ins Ohr. Dann greift er zu meinen Kleidungsstücken und zieht sie mir Stück für Stück vom Körper. Dabei küsst er immer wieder ein Stück Haut, das er freigelegt hat, bis ich nackt vor ihm stehe.
»Leg dich dort hin.« Er deutet auf das Sofa und ich tue, was er von mir erwartet. Doch er folgt mir nicht.
»Wo willst du hin?«, frage ich ihn, als er sich umdreht und im angrenzenden Raum verschwindet. Aber er antwortet nicht. Stattdessen kommt er mit einem dunklen Tuch und einem Gegenstand zurück, den er hinter seinem Rücken versteckt hält.
»Ich habe etwas ganz Besonderes mit dir vor«, verspricht er mir.
»Okay.«
»Schließ die Augen«, befiehlt er mir in sanftem Ton. Ich gehorche. Dann spüre ich das dunkle Tuch über meinen Augen, meine Herzfrequenz erhöht sich. Ich bin aufgeregt und kann kaum erwarten, was jetzt passiert. Alle möglichen Gedanken jagen durch meinen Kopf. Was hat er vor?
»Jay?«
»Lehn dich zurück«, dringt seine weiche Stimme an mein Ohr.
Ich lege mich auf das Sofa und winkle die Beine an. Jay greift nach meiner Wade und legt ein Bein auf die Rückenlehne des Sofas, das andere schiebt er auf den Boden. Ich liege mit weit gespreizten Beinen vor ihm, atme laut ein und ein unterdrücktes Stöhnen entfährt mir. Dabei beiße ich mir auf die Unterlippe.
»Leg deine Hände hinter deinen Kopf«, höre ich ihn wieder, bevor seine Fingerspitzen über meine Haut gleiten, bis meine Nippel sich aufrichten. Nicht, weil ich friere, vielmehr zittere ich vor Erregung.
Alles ist ruhig. Ich höre nur meinen Atem und ab und zu den von Jay, wenn er sich zu mir herunterbeugt, meine Nippel mit seinen Lippen umschließt und seine Finger mit meinen verschränkt. Ich bäume mich bei den zärtlichen und intensiven Berührungen auf, die er mir schenkt und die mich erregen. Dann höre ich, wie er vom Sofa aufsteht und den Raum durchquert. Da ich nichts sehe, kann ich mich nur auf die Geräusche konzentrieren, die mir viel lauter als sonst vorkommen.
Leise Musik erfüllt den Raum. Es ist ein Klavierstück von Rachmaninow, das sich in seiner Intensität immer weiter steigert. Ich kenne den Namen des Stückes nicht, aber habe es schon einige Male gehört. Was hat er vor? Nach wenigen Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit erscheinen, spüre ich, wie die Sofakissen sich leicht nach unten bewegen, als Jay sich wieder zwischen meine Beine kniet.
Seine Finger ziehen langsame Linien über meinen Körper, bis meine Nippel wieder aufrecht stehen und ich nur noch den Wunsch habe, von ihm auch an meiner intimsten Stelle berührt zu werden. Die Musik nimmt an Lautstärke zu, sie wird schneller, und dann ist da ein zweites Geräusch, das sich in den Vordergrund drängt. Ein Surren, wie von einem Rasierer oder einer elektrischen Zahnbürste. Ich zucke kurz zusammen. Da ich mich vorhin erst im Intimbereich rasiert habe und nur glatte Haut zu sehen ist, bin ich verunsichert, bis ich das Kitzeln auf meinem Venushügel spüre. Instinktiv zucke ich zusammen und ziehe die Beine an. Da Jay zwischen ihnen kniet, drücke ich meine Unterschenkel gegen seine Hüfte und muss schrecklich kichern.
»Jay, was tust du?«
Auch er kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
»Halt still, verdammt.«
Ich ziehe mir das Tuch von den Augen und schaue zu meinem Bauchnabel.
»Das ist nicht dein Ernst?«, frage ich unter Kichern.
»Oh doch, das ist mein Ernst. Und jetzt halt still.«
Wieder gleitet der weiche Kopf der elektrischen Zahnbürste in Richtung meines Venushügels. Kaum haben die Borsten meine Haut berührt, zucke ich wieder von Lachkrämpfen geschüttelt zusammen. Die Berührung der rotierenden, weichen Borsten ist intensiver als alles, was ich bisher erlebt habe. Kein Vibrator ist so durchdringend wie dieses Gerät. Natürlich habe ich auch schon das eine oder andere Sextoy ausprobiert, aber auf diese Idee wäre ich nie gekommen.
»Jay, das halte ich nicht aus«, versuche ich, ihn von seinem Vorhaben abzubringen.
»Unsinn, wenn du erst richtig erregt bist, wirst du mich anflehen, es dir damit zu besorgen«, verspricht er mir.
Er legt die Zahnbürste weg und beugt sich wieder über mich, verwöhnt meine Haut mit Küssen, saugt an meinen Nippeln und beißt vorsichtig zu, bis ich mich unter ihm winde. Dann lässt er seine Lippen weiter wandern, bis er an meinem Venushügel angelangt ist.
»Ist das besser?«
»Jay«, stöhne ich und rekle mich auf dem Sofa, biege ihm meine Hüften entgegen, um ihn ganz nah an mir zu spüren.
»Bist du bereit für einen zweiten Versuch?«
»Du gibst wohl nie auf?«
»Nein.« Es klingt wie ein Versprechen. »Entspann dich einfach und schließ die Augen. Lass dich fallen.«
»Okay, ich werde es versuchen. Aber du weißt, ich bin schrecklich kitzlig«, warne ich ihn.
»Ich werde es langsam angehen«, verspricht er.
Dieses Mal ist es wirklich anders. Im ersten Moment zucke ich noch leicht zusammen, aber ich beiße mir auf die Lippen. Er lässt die weiche Bürste in langsam kreisenden Bewegungen erst über meinen Bauch, dann weiter bis zu meinen Brüsten gleiten und ich entspanne mich. Langsam bewegt er das Gerät wieder in Richtung meiner Scham. Als er meinen Venushügel erreicht, zucke ich erneut zusammen. Jay lässt mir Zeit, mich an das elektrisierende Gefühl zu gewöhnen, und plötzlich spüre ich ganz andere Empfindungen. Etwas Heißes schießt in mein Lustzentrum. Ich spüre, wie ich feucht werde und mir der Schweiß am Po herunterläuft. Die Bürsten, die mich gerade noch durch ihre Vibration zum Lachen gebracht haben, setzen jetzt ganz andere Emotionen in mir frei. Eine stetige Steigerung meiner Leidenschaft, wie ich sie noch nie erlebt habe. Ich öffne die Beine weiter und in Gedanken spüre ich dieses kleine, lustbringende Etwas zwischen meinen Schamlippen kreisen und dann weiter bis zu meiner Klit.
Als hätte Jay meine Wünsche erraten, lässt er seine Hand tiefer wandern. Als er meine Schamlippen erreicht, schreie ich laut auf und schiebe ihm mein Becken entgegen. Das Gefühl ist intensiv, als würde ein ganzes Feuerwerk in mir explodieren. Er greift zu meiner Wade und legt das rechte Bein über die Rückenlehne des Sofas, das andere bettet er auf seinemden Schoß, bevor er vorsichtig die Zahnbürste über meine Schamlippen gleiten lässt.
Ich kann ein Stöhnen nicht mehr zurückhalten. Ich winde mich auf dem Sofa, kralle mich hinter meinem Kopf an der Lehne fest und schiebe ihm mein Becken immer näher. Meine Augen sind geschlossen, obwohl ich das Tuch nicht mehr trage. Diese Berührung übertrifft alles, was ich jemals erlebt habe. Immer weiter werde ich in den Strudel der Lust mitgerissen, während sich Jay mit den rotierenden kleinen Bürstenhärchen immer mehr meiner Klit nähert. Wenn er mich dort berührt, schreie ich. Aber er tut es nicht, noch nicht.
Jetzt hat er sich bis zu meinen inneren Schamlippen vorgearbeitet und ich weiß, ich bin nur noch Sekunden von dem erlösenden Orgasmus entfernt. Aber weil ich das verzehrende Gefühl noch ein wenig länger genießen will, versuche ich, mich auf andere Dinge zu konzentrieren. Es gelingt mir nicht. Als Jay die Bürste wieder zwischen meinen Schamlippen entlanggleiten lässt, ist es fast um mich geschehen. Ich spüre, wie gleich sämtliche Emotionen über mir zusammenbrechen werden, und spanne ganz instinktiv meinen Körper an. Er hat es natürlich gemerkt und zieht das Objekt meiner Begierde sofort weg.
»Noch nicht«, höre ich seine Worte.
»Verdammt, warum nicht?«, keuche ich.
»Weil ich mit dir zusammen kommen will«, verspricht er mir. Er bringt sich in Position und ich spüre seinen harten Schwanz an meinem Eingang. Dann greift er unter meinen Po und gleitet in mich hinein. Ich bin so nass, dass ihm das Eindringen mühelos gelingt.
Er bewegt sich einige Male in mir und ich passe mich seinem Rhythmus an, aber um über die Klippe zu springen, brauche ich mehr.
»Jay, bitte«, flehe ich ihn an.
»Du magst sie also doch?« Dabei hält er die Zahnbürste nach oben. Mein Blick ist darauf gerichtet und ich kann nur bittend nicken.
Wieder höre ich das Surren und kurz darauf spüre ich die weichen Borsten, die mich in den siebten Himmel katapultieren.
Völlig erledigt sacke ich auf dem Sofa zusammen.
»Das war gigantisch«, flüstere ich.
»Ich habe das vor dir noch mit keiner anderen Frau ausprobiert. Mein Gott, du hast so laut geschrien, das war einfach nur geil.«
»War ich wirklich so laut?«
»Du warst in Ekstase, vollkommen weggetreten.« Dabei steht er vom Sofa auf, reicht mir seine Hand und zieht mich hoch. »Lass uns ins Bett gehen«, bestimmt er. »Dort kann ich dich viel besser im Arm halten.«
»Genau das dachte ich auch gerade.«
Kraftlos, aber überglücklich krieche ich unter die weichen Laken. Jay kuschelt sich von hinten an mich.
»Das sollten wir unbedingt wiederholen«, sage ich müde.
»Unbedingt«, verspricht er mir, bevor ich in einen tiefen Schlaf falle.
Am nächsten Morgen werde ich von etwas geweckt, das sich weich und warm anfühlt. Ich öffne die Augen und schaue auf die feuchte Hundeschnauze von Charly, der meine Hand ableckt. Dann nähert er sich mit seiner Schnauze gefährlich nah meinem Gesicht. Bevor er noch auf die Idee kommt, seine Zunge quer darüber streifen zu lassen, hebe ich den Kopf und streichle ihn liebevoll hinter den Ohren. Ein zufriedenes, leises Grunzen ist zu hören.
»Das gefällt dir, Charly, hm?«
Er legt seine Pfote auf den Bettbezug und schaut mich mit großen Augen an. Ich weiß genau, was er vorhat. Ich bräuchte nur die Bettdecke anzuheben und schon wäre er im Bett. Aber ich bin mir nicht sicher, wie Jay darüber denkt. Zumal er gestern schon Andeutungen gemacht hat, dass das Bett für Charly tabu sei. Also lasse ich es und kraule ihn lieber noch ein wenig.
Jay liegt neben mir. Seinen Arm hat er um meine Taille geschlungen, während sein Kopf im Kissen vergraben ist. Charly wedelt freudig mit dem Schwanz. Er ist in Spiellaune, außerdem muss er sicher raus. Ich greife nach meinem Handy, das ich gestern auf den kleinen Tisch neben dem Bett gelegt habe, und muss feststellen, dass es bereits später ist, als ich dachte.
Vorsichtig schlüpfe ich aus dem Bett, um Jay nicht zu wecken. Er brummt nur etwas Undeutliches und dreht sich auf die andere Seite. Charly springt freudig um mich herum.
»Sei leise, Charly«, flüstere ich. »Ich gehe ja mit dir raus«, verspreche ich ihm, als ich schnell in Jays Sportklamotten schlüpfe, die ich im angrenzenden Ankleidezimmer gefunden habe. Meine Kleidungsstücke liegen überall im Raum verteilt. Ich hebe sie auf und stecke sie in meine Tasche. Dann verlassen wir leise das Schlafzimmer.
Auf der Konsole im Flur finde ich Jays Schlüsselbund, den er gestern Abend dort hingeworfen hat. Ich schnappe ihn mir und nehme auch die Hundeleine, die ebenfalls dort liegt, dann verlasse ich mit Charly das Haus. Da ich mich auch in dieser Gegend bestens auskenne, beschließe ich, beim Bäcker vorbeizuschauen und frische Brötchen und Croissants mitzubringen. Ich will Jay mit einem Frühstück überraschen. Morgens ist es noch verhältnismäßig ruhig, mir begegnen nur einige Jogger und andere Hundebesitzer, die ihre vierbeinigen Lieblinge ausführen. Charly zieht mich quer durchs Viertel zu seinen Lieblingsplätzen. Vor der Bäckerei binde ich ihn an einer Straßenlaterne an.
»Bleib schön hier sitzen, klar?«, warne ich ihn. Charly ist bestimmt ein wertvoller Hund. Als ich den Laden betrete, behalte ich ihn immer im Auge. Aber er sitzt brav auf seinem Platz und wartet. Nachdem ich die Croissants und die Brötchen bezahlt habe, drehe ich mich um und wäre fast mit einem Mann zusammengeprallt.
»Oh, tut mir leid«, entschuldige ich mich.
Als ich aufschaue, sehe ich, dass es Sean ist. Er wirkt verlegen und Schuld spricht aus seinem Verhalten. Er trippelt nervös mit dem Fuß auf dem Boden, während er versucht, meinem Blick auszuweichen. Dabei dreht er sich um und schaut aus dem Fenster auf die Straße hinaus. Ich folge seinem Blick mit meinem. Draußen steht eine Frau mit einem Kinderwagen, sie scheint auf ihn zu warten. Es ist Ava.
»Sunday, du? Wohnst du jetzt hier in der Gegend?«, spricht er mich an. Ich reiße mich von dem Anblick los.
»Sean«, begrüße ich ihn knapp. »Nein, ich wohne noch bei Elijah. Aber ich werde demnächst umziehen. Ich würde gerne einige Möbel von mir mitnehmen. Vielleicht könnten wir mal telefonieren?«, frage ich ihn.
»Natürlich. Sunday ... ich«, druckst er herum. »Wenn du irgendetwas brauchst, dann ...«
»Ich habe alles, was ich brauche«, sage ich knapp, drücke mich an ihm vorbei und verlasse den Laden.
Denn das habe ich wirklich. Ich habe Jay, der mir seine Liebe gestanden hat. Er ist ein fantastischer Liebhaber und der aufmerksamste und einfühlsamste Mann, den ich kenne. Abgesehen von Elijah natürlich, aber der zählt nicht. Außerdem ist Jay ehrlich und offen. Jetzt betrete ich den Bürgersteig. Ava scheint mich nicht bemerkt zu haben, sie hat mir den Rücken zugewandt und ist mit dem Baby im Kinderwagen beschäftigt. Schnell greife ich nach der Leine, binde Charly los und laufe eilig mit ihm die Straße hinunter.
Bevor ich Jay kennenlernte, hätte mir diese Begegnung sicher einen schweren Schlag versetzt, denn an Avas Stelle sollte ich sein. Aber seit ich meinen Clubbesitzer kenne, tut es nicht mehr so weh. Sean ist für mich zu einer Episode in meinem Leben verblasst, die ich hinter mir gelassen habe. Auf dem Weg zu Jays Haus spüre ich regelrecht, wie viel mir dieser Mann bedeutet, während von Sean nur noch eine bittere Erinnerung zurückbleibt.
Nach einer halben Stunde betrete ich wieder Jays Haus, das bei Tageslicht noch größer wirkt, als es ohnehin schon ist. Bevor ich die Haustür schließe, überkommt mich wieder dieses Gefühl, beobachtet zu werden. Ich drehe mich um, aber ich bin allein. Sicher war es nur der Wind, der die Blätter in der Auffahrt durcheinander gewirbelt hat. Charly läuft in die Küche und macht sich über seinen Wassernapf her. Dann wedelt er vor dem Kühlschrank sitzend erwartungsvoll mit dem Schwanz. Da ich nicht weiß, was er zu fressen bekommt, schaue ich zuerst in den Küchenschränken nach, ob ich irgendwelche Dosen finde, aber ich werde enttäuscht. Dann öffne ich den Kühlschrank und finde eine Plastikdose mit Charlys Namen darauf, die sein Fressen enthält. Ich nehme es heraus und gebe etwas von dem Fleisch mit Gemüse in seinen Napf. Gierig stürzt er sich darauf und in wenigen Minuten ist der Napf leer. Zufrieden verschwindet er ins Wohnzimmer, um kurz darauf mit seinem Spielzeug, einer roten Quietscheente, zurückzukommen, die er mir gegen den Oberschenkel drückt.
»Charly, jetzt nicht. Dein Herrchen hat sicher auch Hunger«, wehre ich seine Versuche, mich zum Spielen zu überreden, ab. Er wirft das Tierchen vor mir auf den Boden, legt sich erwartungsvoll dahinter und schmachtet mich schwanzwedelnd an.
»Charly, nein. Später.« Aber er gibt keine Ruhe und bellt mich an, nachdem er mich anders nicht aus der Reserve locken konnte.
»Also schön, überredet«, gebe ich nach, greife nach der Gummiente und werfe sie quer durch den Flur bis ins Wohnzimmer. Überlistet! Lächelnd schließe ich die Tür hinter ihm, gehe in den Flur und nehme mein iPhone und die Kopfhörer aus meiner Tasche. Im oberen Stockwerk ist alles ruhig. Scheinbar schläft er noch. Mit meiner Lieblingsmusik in den Ohren betrete ich wieder die Küche und stelle Teller, Tassen und lege Besteck auf ein Tablett, ehe ich das Frühstück vorbereite. Jays Küche ist hochmodern und mit allem ausgestattet. Gutgelaunt meinen Lieblingssong mitsummend stehe ich vor dem Kühlschrank und nehme alles heraus, was ich für ein perfektes Frühstück brauche. So könnte ich jeden Tag beginnen.