Читать книгу Sammelband 4 Horst Bieber Krimis: Zeus an alle / Was bleibt ist das Verbrechen / Moosgrundmorde / Nachts sind alle Männer grau - Horst Bieber - Страница 30

14.

Mischa heulte vor Schmerzen und Enttäuschung. Zwei Tage lang hatte er versucht, Freunde, Freundinnen und Bekannte um Hilfe zu bitten, aber er brauchte nur seinen Namen zu nennen, und schon ging im doppelten Sinne des Wortes die Klappe nieder. Die Bosse im Hintergrund hatten mit den Fingern auf ihn gezeigt. Er war verfemt. Und mit seiner Flucht aus Maria Müllers Wohnung hatte er selbst eingestanden, dass er der Organisation nicht mehr traute. Jetzt begriff er auch seine Dummheit: Die Schlampe hatte keine Verwandten besucht, sie hatte ihn auf die Probe gestellt, und dass er ihr trotzdem entkommen war, ängstigte ihn mittlerweile, weil er dahinter eine besondere Teufelei vermutete.

Fast noch schlimmer plagte ihn das Bein. Äußerlich war die Wunde gut verheilt, aber irgendetwas stimmte nicht. Nach dreißig Minuten normalen Marsches überfiel ihn der krampfartige Schmerz so plötzlich, dass er auf der Straße stehen bleiben und nach Luft schnappen musste. Mit diesem Bein würde er nicht weit kommen, aber wo sollte er unterkriechen? Wer würde ihm beistehen?

Er starrte, fast blind vor Tränen, auf die schäbige Blümchentapete mit den großen Schmierflecken und kämpfte gegen die aufsteigende Panik.

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CARLO LAG IM SCHATTEN eines Sonnenschirms und blinzelte auf das helle Meer. Schon vor Jahren, nach der Entlassung aus der Haft, hatte er sich für viel Geld hervorragend gefälschte Papiere besorgt. Sein inzwischen abbezahlter Bungalow stand etwas außerhalb der Feriensiedlung an der Costa del Sol; er entrichtete Steuern, betrieb - ganz legal - mit seiner spanischen Freundin ein kleines Geschäft in Strandnähe und wusste, dass niemand seinen wahren Namen kannte. Sein Kapital war sicher angelegt, und Carlo besaß genug Grips und genug Erfahrung, nicht übermütig zu werden. Eine Woche lang hatte er noch geholfen, ihre Aktion zu beenden, hatte - obwohl vor Ungeduld zitternd - die Abrechnung und Auszahlung abgewartet und war dann unauffällig abgetaucht: Nur dem Befehl des Bosses gehorchend. Nicht einmal hatte er sich nach Bremmel erkundigt.

Bremmel lag unter zwei Meter Müll. Noch am Abend des Tages, an dem er gegen alle Anweisungen eine Waffe benutzt und eine Polizistin erschossen hatte, war er Opfer eines Verkehrsunfalls geworden. Der Fahrer hatte Gas gegeben, und seine Komplizen ließen eine Stunde verstreichen. Als alles ruhig blieb, luden sie die Leiche auf und schleppten sie auf eine Hausmülldeponie, legten sie unterhalb einer Steilkante ab und bedeckten sie flüchtig mit Müll. Schon der erste Laster, der am nächsten Morgen ablud, sorgte dafür, dass Bremmels Körper völlig bedeckt wurde; am späten Nachmittag rollte die schwere Maschine mit den großen, Zacken besetzten Walzen über die Stelle und verdichtete Bremmels Grab.