Читать книгу Vertraue niemandem - Horst Buchwald - Страница 15
Zehn
ОглавлениеKarin Hausner und ihr Freund Michael Benn trafen um halb acht im „Inferno“ ein. Sandro, der Restaurantbesitzer, begrüßte sie herzlich wie alte Freunde. Lisa servierte den Champagner. Und sie spürte sofort die Spannung zwischen den beiden. Als sie die Speisekarten brachte, hörte sie, daß Michael sie bedrängte:
„Aber die Kosten dieses Einmarsches in Kongo … das ist doch ein Risiko, das man kaum kalkulieren kann. Klar, deutsche Generäle wollen endlich mal wieder schießen, das ist ihr Job. Also verharmlosen sie alles. Doch die Folgen mußt du allein ausbaden, wenn es schiefgeht.“
Karin schwieg und schob ihre Gabel von rechts zur Mitte, legte den Löffel gerade, während Lisa ihnen Champagner nachschenkte. Michael war offensichtlich tief beunruhigt:
„Was mir auch nicht klar ist, wie du diese Elitesoldaten dazu bringen willst, abzuziehen. Die sind jetzt schon drei Jahre drin und machen ein Riesengeschäft. Sie verfügen über eine perfekte Infrastruktur. Was ist, wenn sie Verstärkung holen? Dann könnte es schnell ein sehr langer Krieg werden.“
Karin zog die Augenbrauen hoch und begegnete ihm mit ihrem Oberlehrerblick:
„Okay! Danke für die wertvollen Hinweise. Kleine Korrektur: Das sind keine Elitesoldaten, sondern Eliteterroristen, die tagaus tagein morden. Vor allem aber: Meinst du etwa, wir hätten das nicht alles schon durchkalkuliert?“
„Und was kam dabei heraus?“
Karin sah Lisa an, die den Kühler am Tisch hin und her bewegte und gebannt zuhörte. Als sie Karins Blick bemerkte und sich zurückziehen wollte, war es schon zu spät. In eisigem Befehlston sagte sie ihr:
„Wir möchten uns ungestört unterhalten.“
Lisa lag die Entschuldigung schon auf der Zunge, aber sie stoppte sich noch rechtzeitig, denn das hätte wie ein Eingeständnis gewirkt. Also drehte sie sich lächelnd um und wandte sich den Gästen am Nebentisch zu.
In diesem Moment klingelte Karins Handy. Anruf der Kanzlerin. Sie wollte sich mit ihr am nächsten Morgen um halb sieben treffen. Karin mußte eingestehen:
„Wir sind noch nicht so weit.“ Und wartete ab. Die Kanzlerin legt verärgert auf.
„Dicke Luft … oder?“, fragte Michael.
Karin nickte nur. „Sie übertreibt ein wenig.“
„Vielleicht nicht. Sie befürchtet wohl ähnlich wie ich, daß diese Aktion außer Kontrolle gerät und sehr teuer werden kann.“
Nun wurde Karin ziemlich ärgerlich: „Du kannst sicher sein, daß wir diesen Fall so lösen werden, daß deine und ihre und weitere Befürchtungen nicht eintreten werden. Und nun beenden wir das Thema und bestellen erst mal etwas zu essen. Sonst gehe ich gleich wieder.“
Michael Benn öffnete die Speisekarte. Sie bestellten beide Lachsspaghetti und fanden trotz mehrfacher Anläufe kein Thema mehr, daß sie länger als ein paar Floskeln beschäftigte. Dann verabschiedeten sie sich. Lisa half Karin in den Mantel. Sie dankte ihr, gab wie immer 10 Euro Trinkgeld und war weg.