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Vierzehn
ОглавлениеAm Nachmittag kam Blüm mit den Ergebnissen zu ihr. Zum ersten Mal wurden die Kosten und die größten Risiken benannt. Und damit war eine entscheidende Forderung der Kanzlerin erfüllt.
Blüm konnte außerdem nach intensiven Gesprächen mit den Staaten, die er auf eine Liste von möglichen Gegnern eingruppiert hatte, feststellen, daß sie die Pläne der Ministerin unterstützten. Die Mehrheit der befragten Staaten war sogar der Meinung, daß es an der Zeit war, im Kongo für Ruhe zu sorgen und das Problem mit dem strategisch wichtigen Rohstoff Tantal endgültig zu lösen. Der entscheidende Schritt lag für Karin somit auf der Hand.
„Wenn Sie gestern gefordert haben, ich muß in die Offensive gehen, dann gibt es jetzt nur einen Weg. Wir laden uns den Redakteur der Tageszeitung ‚Die Neue Post‘ für morgen zu einem Interview und vertreten diese Positionen. Danach kann die Kabinettsklausur kommen. Alle sind informiert, unsere Karten liegen auf dem Tisch. Ich glaube nicht, daß die anderen bessere Karten haben.“
Der Staatssekretär runzelte kurz die Stirn. Er sah bereits die Folgen und stellte darum fest: „Ich stimme Ihnen zu, gebe aber zu bedenken, daß dieser Schritt die Kanzlerin entscheidend herausfordert. Sie würden die Kabinettsdisziplin das zweite Mal durchbrechen. Auch das kann für sie ein Grund sein, Sie zu entlassen.“
Karin lächelte cool zurück. „Nein, wenn es zur Abstimmung kommt, und darauf bestehe ich, wird sie sich nicht durchsetzen. Unseren Argumenten kann sie nichts entgegensetzen.“
Blüm zog daraus den Schluß: „Dann bleibt ihr wohl nur ein Weg … zurückzutreten?“
„Ja, das kann ich nicht ausschließen. Ich muß mir in diesem Fall auch nichts vorwerfen, denn nicht ich habe ihr den Fehdehandschuh hingeworfen, sondern sie mir. Dabei ging sie davon aus, daß unsere Position unhaltbar ist, daß ich einen groben Fehler gemacht hätte und daß sie mich entlassen kann. Diese Herausforderung habe ich angenommen und nun werden wir sehen, welche Folgen das hat.“
Sie überlegte kurz und fügte dann hinzu: „Sie verfügen ja über ein hervorragendes Netzwerk in der Partei. Erkunden Sie doch schon mal, wie die Parteigrößen darauf reagieren würden. Und werben Sie dabei für unsere Position.“
Der Staatssekretär kannte Karin nun schon seit vier Jahren. Aber dieser entschlossene Schritt zur Machtübernahme war ihm neu. Hinzu kam, daß sie ihre beste Freundin und Förderin eiskalt abservieren wollte. Für ihn war klar: Diese Frau ist gefährlich.