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Vier
ОглавлениеTom Snyder, der Nordeuropa-Chef des internationalen Security-Dienstes TOP, konnte seinem Boß, der in Dubai saß, einen ersten Erfolg melden. Erst gestern hatte er von ihm den Auftrag erhalten, die Kommunikation der neuen Außenministerin „scharf zu beobachten.“ Also hatte er zwei seiner besten Hacker auf sie angesetzt – Germanicus und Fridericus. Beide saßen ihm gegenüber. Sie hatten das Telefonat der Kanzlerin mit der neuen Außenministerin abgefangen und wenig später auch die Mail von Hausner an ihren einstigen Ehemann.
Snyder las den Bericht und bedankte sich für die gute Arbeit. Dann rief er seinen Chef über die verschlüsselte Leitung an.
Snyder: „Ich mache es kurz. Die Strategie der neuen Außenministerin bedeutet sehr wahrscheinlich: Es gibt Ärger in der Regierung. Hausner schlägt sich entweder auf die Seite der Expansionisten oder sie benutzt das Thema Intervention im Kongo als Lockmittel, um Ruhe in der Koalition herbeizuführen.“
Boß: „Für mich steht fest: Wenn die Bundeswehr im Kongo gegen diese Elitetruppe antreten will, muß sie sich ziemlich warm anziehen. Das wird kein Waffengang, der in einem Monat abgeschlossen werden kann. Und man darf ja nicht vergessen: Sie beherrschen den Tantalmarkt. Die neue Ministerin weiß nicht, was sie da angestoßen hat. Ein ziemlich blöder Anfängerfehler. Entscheidend ist aber, daß sie von rechts gestützt wird und daß es auch in der Bevölkerung Verständnis für diesen ‚gerechten Krieg‘ oder ‚humanitäre Aktion‘ gibt.“
Snyder: „Dann ist das Thema also heiß – ein Streitpunkt zwischen Hausner und Stroth?“
Boß: „Ohne Zweifel. Die Neue hat die Kanzlerin sofort auf dem falschen Fuß erwischt. Stroth hatte sich ja vorgenommen, ‚jetzt kürzer zu treten‘ und ‚die Annehmlichkeiten der Macht und die damit verbundenen Freiheiten‘ zu nutzen ‚und zu genießen‘.“
Snyder: „Ich erinnere mich, diese Sätze stammen aus einer Mail an ihren Lover?“
Boß: „So ist es. Unser Mann ist perfekt. Sie ahnt überhaupt nichts. Aber das Verhältnis zwischen den beiden könnte ein Problem werden.“
Snyder: „Warum das?“
Boß: „Wenn die Kanzlerin sich gegen Hausner stellt und zwar in einer so wichtigen Frage, sich dann die Kräfteverhältnisse in der Partei und in der Regierung zugunsten von Hausner entwickeln, was ich gegenwärtig vermute, dann ist der Job der Kanzlerin gefährdet. In dem Fall ist unser Lover nichts mehr wert, weil die Kanzlerin nach verlorenem Machtkampf zurücktreten muß. Folgt Hausner ihr nach, wen platzieren wir in einer ähnlichen Position wie unseren Lover?“
Snyder: „Da gibt es diesen Taxifahrer, der zu seiner ehemaligen Frau wieder Kontakt aufgenommen hat.“
Boß: „Richtig. Den müssen wir im Auge behalten und im Fall der Fälle trickreich nachhelfen.“
Snyder: „Wird gemacht. Bis demnächst, Boß.“