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Neunzehn

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Am Tag darauf erschienen mehrere Umfragen. Entscheidend war, wie die Deutschen zur Position der Außenministerin stehen. Sie erhielt eine knappe Mehrheit. Zugleich wurde das Interview in den deutschen Medien vorwiegend positiv kommentiert.

Karin rief die Kanzlerin an und bat um ein Vieraugengespräch. Doch die schob einige Termine vor.

„Versuch es in zwei Stunden noch einmal.“

Beide forderten daraufhin ihre Mitarbeiter auf, herauszufinden, wie die einflußreichsten Politiker in der Partei sich positionierten. Nach anderthalb Stunden war klar, daß Karin mehr Zustimmung in der Partei fand als die Kanzlerin.

Sie rief Karin an und bot ihr ein Treffen an. Karin fuhr sofort ins Kanzleramt und sah sich einer blassen, überraschend eingefallenen Ruth Schroth gegenüber. Es gab keinen Cappuccino. Die Kanzlerin zog sofort ein Resumee: „Ich habe verloren. Die Kabinettsklausur fällt aus. Ich werde in einer Stunde zurücktreten.“

Karin entfuhr nur ein verzweifeltes „Nein.“ Aber die Kanzlerin winkte ab.

„Wir haben uns herausgefordert, wir waren beide gleichermaßen daran beteiligt. So ist das Leben. Wer verloren hat, der hat verloren. Ich hoffe, du wirst meinen Job übernehmen.“

Sie erhob sich, Tränen rollten über ihre Wangen. Karin erhob sich ebenfalls. Sie fielen sich in die Arme. Karin spürte ein Zittern, daß sich durch den ganzen Körper zog. Dann löste sich die Kanzlerin und verabschiedete sie mit den Worten:

„Ich wünsche dir viel Kraft und Mut. Denn so wie es aussieht, werden die Zeiten nicht besser, sondern sehr viel schwieriger.“

Karin stand immer noch unter Schock. Sie stotterte vor sich hin, war jedoch unfähig, einen vernünftigen Satz zu formulieren. Beschämt drehte sie sich der Ausgangstür zu und schlich durch die Gänge, stieg in ihr Dienstfahrzeug und ließ sich ins Ministerium fahren. Während der Fahrt stellte sie sich immer wieder die Frage: Hast du das alles so gewollt? Nein, eigentlich nicht und eigentlich doch. Der Teufel hat mich geritten und ich habe mich ihm nicht widersetzt. Jetzt mußt du Farbe bekennen. Es gibt kein Zurück mehr.

Vertraue niemandem

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