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Sechszehn

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Das Essen fand unter Hochspannung statt. Lisa bediente sie und hielt sich geschickt in der Nähe auf, so dass sie fast alles verstand. Und da beide durch ihre Gegensätze emotional berührt waren, achteten sie diesmal weniger auf ihr Umfeld. Michael Benn machte – wie beim Schach – einen harmlosen Zug, indem er fragte, ob das Verhältnis zur Kanzlerin wieder normal ist. Karin zögerte.

„Was kann ich dir sagen, ohne Rechtsbruch zu begehen?“

Dann entschloß sie sich, ihm reinen Wein einzuschenken.

„Die Kanzlerin hat mir den Fehdehandschuh hingeworfen, entweder ich oder sie. Wenn ich die Abstimmung im Kabinett verliere und auch die Partei nicht mehr hinter mir steht, setzt sie mich auf die Straße.“

Lisa schenkt Wein nach.

Benn fragte aufgebracht; „Dann willst du also die Kanzlerin stürzen?“

„Mir bleibt kein anderer Weg.“

Lisa wäre beinahe die Flasche Wein aus der Hand gerutscht.

Da klingelt das Handy der Ministerin.

„Hallo Herr Blüm“, … und zu Benn gewandt: „Entschuldige, es ist mein Staatssekretär.“

Er teilte ihr mit, daß die Kanzlerin in einem Kurzinterview in der „Tagesschau“ sich klar von Karin distanziert hatte und sicher war, daß übermorgen deutlich werde, wohin die Reise geht. Auf die Frage, ob sie zur Außenministerin stehe, sagte sie, die habe einen eigenen Weg eingeschlagen. Man werde sehen, ob dies am Donnerstag noch so sei. Der Staatssekretär riet ihr, sie sollten die Inhalte für das morgige Interview mit der „Neuen Post“ noch mal diskutieren. Karin sagte zu. Sie würde nach dem Essen, also in etwa anderthalb Stunden, im Büro sein.

Während des Essens kamen sie nicht mehr ins Gespräch. Benn war sichtlich sauer. Er schaute sich mehrfach leicht verunsichert im Restaurant um und schien sich zu fragen, ob die anderen Gäste die Mißstimmung bemerkt haben. Karin wiederum schien mit ihren Gedanken schon beim Interview zu sein. Dann war es so weit: Der Cayenne fuhr vor. Karin verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuß. „Ich rufe dich an.“ Und weg war sie. Benn blieb noch sitzen und bestellte einen Grappa und einen doppelten Espresso. Der Restaurantbesitzer näherte sich ihm: „Die Dame ist heute schwer beschäftigt?“

Benn schaute ihn wie durch einen Nebel an und nickte. „Die Rechnung, bitte.“

Vertraue niemandem

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